Gegen die Fluten stemmen

Bund Naturschutz sieht Hochwasserschutz in Erding kritisch

Moosburg aus der Luft. Der Bund Naturschutz kritisiert Politik und Bevölkerung für zu wenig Einsatz beim Hochwasserschutz!	Foto: kw

Moosburg aus der Luft. Der Bund Naturschutz kritisiert Politik und Bevölkerung für zu wenig Einsatz beim Hochwasserschutz! Foto: kw

Erding · Mit einem großen Fachvortrag zum Thema »Hochwasserschutz« hat sich der Bund Naturschutz in die laufende Debatte um die besten Konzepte eingeschaltet.

Dabei boten die Naturschützer am Rand ihrer Hauptversammlung die zuständige Referentin des Landesverbandes Christine Margraf aus Freising auf. Sie verteilte einiges Lob, aber doch mehr Tadel an die Adresse der offiziellen Politik. Die Deich-Rückverlegung im Bereich der Isarauen bei Rosenau, was noch zu Langenpreising und damit gerade noch im Kreis Erding liegt, ist für sie das beste Beispiel, wie vernünftiger Hochwasserschutz gelingen könnte. Hier bekomme die Isar mehr Raum, könne in die Breite gehen, was dem grundsätzlichen Ziel des Bund Naturschutz entspreche. »Breitwasser statt Hochwasser« ist dann auch das Kredo des Verbandes. Inzwischen ist laut Christine Margraf die Wirksamkeit der Maßnahme nachgewiesen, und zwar nicht durch Berechnungen, sondern durch Erfahrungen.

Und damit endete das Lob der Referentin auch schon, denn das ganze Programm der Deichrückverlegungen sei trotz der erwiesenen Wirksamkeit ins Stocken geraten. »Es gibt immer jemanden, der dagegen ist«, so die Naturschutz-Expertin. Und dann ziehe die Politik »den Schwanz ein«. Sie fasste zusammen: »Es fehlt eben der politische Wille.« Der ist nach ihrer Meinung auch an anderer Stelle nicht da. Moore seien gewaltige Wasserspeicher, würden aber konsequent trockengelegt, im Fall der geplanten dritten Startbahn sogar restlos vernichtet. »Und dann wundern sich die Leute über einen höheren Abfluss.« Dass gleichzeitig im Bereich Freising ein Moorgebiet gefördert werden soll gehört für sie zur »Schizophrenie dieser Staatsregierung.«

Ein weiterer Kernsatz war: »Oberlieger sind auch Unterlieger!« Will heißen, dass nicht nur die Menschen in Passau oder Deggendorf gefährdet sind, sondern auch deutlich weiter oberhalb der Flussläufe. Die Hochwasserereignisse würden immer unberechenbarer, meinte sie. Das deckt sich mit den Erfahrungen der Einwohner von Altenerding, die vom Hochwasser völlig überrascht worden sind. Dass im Kreis Erding die Feuerwehr jetzt besser ausgerüstet werde, sei zwar auf den ersten Blick vernünftig, könne aber die Ursachenbekämpfung nicht ersetzen. Dazu gehöre auch, dass man sich die Bodennutzung einmal anschaue. Wiesen könnten viel mehr Wasser aufnehmen als beispielsweise ein Maisacker.

Die Abschwemmungen aus diesen Flächen lassen in vielen Bereichen das Hochwasser in den Häusern erst zur echten Katastrophe werden. Was die Verluste an Wiesenflächen angehe liege der Kreis Erding im Mittelfeld. Dass er bei der Flächenversiegelung deutscher Meister sei, sei allgemein bekannt, monierte sie weiter, ohne irgendeine Tendenz zur Besserung aufzeigen zu können, im Gegenteil. In der späteren Diskussion – beim bekannten Halbzeitstand des FC Bayern gegen Real Madrid wollte auch niemand mehr Fußball anschauen – ging es auch um die geplante Bebauung des Fliegerhorstgeländes, die nach Meinung der Teilnehmer so gestaltet werden sollte, dass sie das Hochwasserproblem nicht noch verschärft. kw

Artikel vom 08.05.2014
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...