Lesung ohne Buch

München · Aus dem Leben eines Sportverrückten

Er ist ein Unikum im deutschen Sport- und Unterhaltungsfernsehen: Frank Buschmann. 	Foto: Appenowitz

Er ist ein Unikum im deutschen Sport- und Unterhaltungsfernsehen: Frank Buschmann. Foto: Appenowitz

München · Am vergangenen Dienstag startete der bekannte Sport- und »Schlag den Raab«- Kommentator und Wahl-Münchner Frank »Buschi« Buschmann in der Sportkneipe »Stadion an der Schleißheimer Straße« die Lesereise zu seinem Buch »Am Ende kackt die Ente«.

Was ursprünglich als eine auf zwei Mal 45-minütige Lesung ausgelegt war, wurde am Ende eine drei Stunden dauernde Veranstaltung, die nichts mit einer klassischen Buchlesung zu hatte. Denn Buschi plauderte von Anfang drauf los. Kein einziges Mal nahm er das Buch zur Hand sondern erzählte frei heraus von seinem Leben. Von seinem früh durch Selbstmord verstorbenen Vater, der ihn als Kind zum Sport und speziell zum Basketball in seiner Heimatstadt Hagen in Westfalen gebracht hatte und dem er im Buch ein emotionales Vorwort gewidmet hat. Später spielte Buschi lange Jahre professionell Basketball in der zweiten Bundesliga und bezeichnete sich selbstironisch als »schwarzes Loch«, in dem der Ball verschwand, wenn ihn seine Teamkameraden anspielten, »denn den Ball sahen sie danach nie wieder.«

Er erzählte von seinen ersten Schritten als Sportkommentator beim Lokalradio in Hagen und wie er schon damals bei den Reportagen wild drauf los brüllte und damit vor allem seine Tontechniker und Redakteure in den Wahnsinn trieb. Eine sehr lustige Episode drehte sich um den Morgen nach einer durchgezechten Karnevalsnacht, als er da schon als Moderator der lokalen Morningshow die Hörer mit immer dem gleichen Paul McCartney-Song »Hope of deliverance« beglückte, weil das Hantieren mit den Reglern und den drei DAT-Decks an dem Morgen nicht ganz so reibungslos funktionierte wie sonst: »Heute würde man da wahrscheinlich noch mitten in der Sendung den Moderator rausziehen und durch einen anderen ersetzen.«

Buschi ist ein Unikum im deutschen Sport- und Unterhaltungsfernsehen. Manche Leute mögen ihn nicht besonders wegen seiner emotionalen Reportagen und sein Ausflippen am Mikrofon, andere lieben ihn gerade dafür. Der Titel des Buches sorgt bei Buchhändlern für einige Irritationen, geht aber bereits in die dritte Auflage und befindet sich seit Wochen auf unzähligen Bestellerlisten. Um sich zu überlegen, wie der Inhalt des Buches überhaupt aussehen könnte, flog Buschi für ein paar Tage in einen »Single Club« in die Türkei und quatschte als »Mann des gesprochenen Wortes« mehrere Stunden am Tag auf sein iPhone ein, dass sich andere Clubgäste schon Sorgen um den einsamen Mann auf der Sonnenliege am Pool machten.

Wie sich diese Aufnahmen angehört haben müssen, erlebten die Zuhörer am Dienstag in einer dreistündigen Kurzfassung live vor Ort. Immer wieder schweifte Buschmann mit in einer Erzählung ab um über mehrere Zwischengeschichten wieder nahtlos bei der zuerst begonnenen Story zu landen. Zuweilen kam man sich vor wie bei einem gelungenen Kabarettabend im Lustspielhaus oder bei der Lach- und Schießgesellschaft, die Buschmann ohne Zweifel mehrere Abende lang hintereinander ohne Probleme mit seinem Programm füllen würde.

Speziell seine Ausführungen zu „Schlag den Raab“, für das er seit 2007 die Spiele in der Sendung kommentiert und seine Stories über Stefan Raab, erfreuten sich besonderer Beliebtheit. Er erklärte die Abläufe der Sendung, wie zum Beispiel, dass bereits ab Mittwoch vor der Sendung an jeden Tag mit zwei Aufnahmeleitern als Spielkandidaten und einem „Ersatz-Buschi“ die Sendung täglich einmal komplett durchgespielt wird. Buschi selbst steigt am Samstagnachmittag bei der letzten Probe vor der Show ein und sitzt dann zuweilen bis zu 12 Stunden in der Box, „weil die Sendungen ja gerne mal bis weit nach Mitternacht gehen. Und auf der Aftershow-Party erklärt Dir Raab dann alle Spiele haarklein noch ein Mal und warum er wann und wie gewonnen hat.“

Man kann diesen Abend nicht nacherzählen, man muss ihn erleben. Das Hörbuch ist eine gute Alternative dafür, weil ebenfalls frei eingesprochen. Für die, die diese Veranstaltung verpasst haben, bietet sich im Herbst schon eine neue Chance. Denn eine Verlängerung scheint aufgrund des großen Erfolges schon fest eingeplant. Von Stefan Appenowitz

Artikel vom 08.05.2014
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