Amtskette übergeben

Haars Bürgermeister der Herzen, Helmut Dworzak, sagte »Servus«

Altbürgermeister Helmut Dworzak überreichte bei seinem Abschiedsfest der neuen Bürgermeisterin Gabriele Müller die Amtskette.	Foto: ikb

Altbürgermeister Helmut Dworzak überreichte bei seinem Abschiedsfest der neuen Bürgermeisterin Gabriele Müller die Amtskette. Foto: ikb

Haar · Zwei knallrote, fünf Meter breite Transparente, aufgehängt links und rechts über dem Eingang an den Fensterrahmen im ersten Stock des Rathauses, kündigten weit sichtbar den Anlass an, den Wechsel in der Führung der Kommune: »Servus Helmut Dworzak« – »Grüß Gott Gabriele Müller«.

Der Vorplatz samt Foyer der Gemeindeverwaltung war ein einziger Volksfestplatz, mehr als 500 Haarer saßen und standen dicht gedrängt, feierten, lobten und verabschiedeten ihren nunmehrigen Altbürgermeister, hießen »die liebe Frau Bürgermeisterin« willkommen.

Punkt 15 Uhr erschütterte der erste von vielen Donnerschlägen das Rund: Die Böllerschützen schossen Salut. Das Volksgemurmel verstummte ein wenig, Gabriele Müller – sie hatte aufs politische »Rot« verzichtet, war im feschen Kostüm mit quietschgrüner Bluse gekommen – griff unterm farblich identischen grünen Festzeltdach zum Mikrophon, erklärte lachend: »Noch bis 16 Uhr gibt es Freibier«. Und sie animierte alle zum Kauf eines Stücks Kuchen, gebacken von den Mitarbeitern im Rathaus, denn der Erlös geht an die Aktion »Kindern Chancen geben«.

Sodann kündigte die erste First Lady Haars an: »Ich bitte Sie um Geduld, jetzt gibt es eine Laudatio«. Von einem auf den anderen Augenblick war es still auf dem Volksfestareal. »Lieber Helmut«, begann Müller verschmitzt grinsend, bei unserer letzten gemeinsamen Gemeinderatssitzung hab ich wegen höherer Interessen – FC Bayern – auf diese Rede verzichtet. Aber heute kommst Du nicht drum herum. Es ist aber nicht leicht, einen Mann mit Deiner Lebensleistung zu verabschieden. Zu einer Laudatio gehört die Aufzählung der Verdienste.« Viele Besucher stöhnten ob dieser Ankündigung leicht auf. Doch als (Ex-)Lehrerin hatte Müller eine leichte Lösung parat: »Wir machen es alphabetisch.

Zum Beispiel B wie Bahnhof: Eine Never Ending Story. Hoffentlich kann ich Dich in den nächsten sechs Jahren zur Einweihung einladen. Oder O wie Ortsplanung: Dein Steckenpferd, vom dem ganz Haar profitiert hat. Oder W wie Wohnturm, der jetzt das Bürgerbegehren ausgelöst hat. X und Y bleiben übrig. Heißt das, Du musst jetzt nachsitzen? Nein, nach 22 Jahren Bürgermeister und 40 Jahre im Gemeinderat ist jetzt Schluss!« Die Zeit als erster Mann der Kommune kann Dworzak stets Revue passieren lassen, und zwar bei der Lektüre seines Abschiedsgeschenks: Ein Buch mit allerlei Texten von Menschen, mit denen er im Lauf seiner Tätigkeit zu tun hatte.

Helmut Dworzak, umrahmt von Ehefrau und Tochter, strahlte bei den Ausführungen seiner Wunschnachfolgerin, hielt aber auch immer mal wieder auf den Boden blickend inne. Nachdem er Müller gedankt und geherzt hatte, erzählte der 63-Jährige von seinem letzten Arbeitstag, an dem er zu Fuß ins Rathaus marschiert war. »Hamma schoa Zeit zum Spazieren gehn?«, fragte unterwegs ein Autofahrer, der gestoppt und die Scheibe geöffnet hatte. Und ein anderer mutmaßte: »Ham’s Eahna schon den Dienstwagen weggnomma?«, so hatte er wie häufig die Lacher auf seiner Seite. »Es gibt Dinge, die ich gern abgebe, liebe Gabi, dazu gehört die Amtskette« – mit diesen Worten hängte Dworzak quasi in seiner letzten Amtshandlung Gabriele Müller die bürgermeisterliche Amtskette um – Standing Ovations der Menschen, unter ihnen auch die jetzige Landrätin a. D., Johanna Rumschöttel: »Jetzt freuen wir uns gemeinsam auf den Ruhestand.« ikb

Katharina Dworzak als Vize-Bürgermeisterin nomiert

Haar · Der Name Dworzak bleibt künftig wohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit der Bezeichnung »Bürgermeister« verbunden. Das Gerücht kursierte seit Längerem, jetzt erklärte Gabriele Müller auf unsere Frage »Wer wird Ihre Stellvertreterin?«: »Die SPD-Fraktion nominiert Katharina Dworzak für das Amt des Zweiten Bürgermeisters.«

Der Gegenkandidat der 30-Jährigen Tochter des zum Monatsanfang abgetretenen Gemeindechefs bei der konstituierenden Sitzung des Kommunalparlaments am Donnerstag, 8. Mai, 19 Uhr, im Rathaus wird der Müller unterlegene CSU-Bürgermeisterbewerber und Fraktionschef seiner Partei, Thomas Reichel. Er mutmaßt, »dass Rot und Grün bei der Abstimmung zusammenhalten werden.« Dazu muss man wissen: Im neuen Gemeinderat verfügen die SPD über zehn, die CSU über zehn sowie die Grünen über drei Mandate und die Freien Wähler haben eine Stimme. Konfrontiert mit dem Parteientscheid war Katharina Dworzak – von Beruf Beteiligungsmanagerin für Windkraftanlagen bei den Stadtwerken München – total überrascht. Sie ist aber »zuversichtlich«, die Abstimmung zu gewinnen. »Wir haben das im Familienkreis diskutiert, es ist der nächste logische Schritt«, erklärte die Jugendreferentin im Gemeinderat, die dem Plenum seit zwölf Jahren angehört. ikb

Artikel vom 06.05.2014
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