Ein Haus für Maja

Ein »Hotel« für besondere Gäste in Zorneding eingeweiht

Roswitha Holzmann und Jutta Judt mit Schulkindern der 3a, Bürgermeister Piet Mayr und Margit Fichtl bei der Einweihung des Insektenhotels (v. li.).	Foto: S. Föll

Roswitha Holzmann und Jutta Judt mit Schulkindern der 3a, Bürgermeister Piet Mayr und Margit Fichtl bei der Einweihung des Insektenhotels (v. li.). Foto: S. Föll

Zorneding · Am vergangenen Samstag weihte die Ortsgruppe Zorneding des Bund Naturschutz (BN) ein Hotel der besonderen Art ein: In der flachen, zirka zwei Meter hohen und ein Meter breiten großen Unterkunft im Bürgerpark hinter dem Rathaus sollen in erster Linie Wildbienen, aber auch anderes Getier wie Ohrwürmer und Spinnen Unterschlupf finden.

Den »Rohbau« aus Holz erstellte und stiftete der Bauhof der Gemeinde, die Innenausstattung fertigten Drittklässler der Grundschule: Kurze Stämme aus witterungsbeständigem Hartholz, in die sie Löcher mit einem Durchmesser zwischen 3,5 bis 8 Millimeter bohrten, gerollte Schilfmatten, mit Stroh gefüllte Tontöpfe, selbst produzierte Lehmziegel, in die sie Schneckenhäuser drückten, alles über- und nebeneinander geschichtet. In die Hohlräume der Naturmaterialien können die Insekten ihre Brut ablegen. »Wir wollten den Bewohnern eine möglichst große Vielfalt bieten«, erklärte Roswitha Holzmann von der BN-Ortsgruppe, die das Projekt leitete.

In Deutschland gebe es über 500 verschiedene Arten von Wildbienen, zu denen auch die Hummel zählt, die sich in ihrer Größe, Färbung und Vorlieben bei der Behausung unterscheiden. Die Mauerbiene beispielsweise legt am Ende eines Schilfganges eine Nahrungskugel aus Blütenpollen und Nektar ab, auch Bienenbrot genannt, davor ein Ei, dann verschließt sie mit Lehm die Zelle, legt wieder ein Bienenbrot und ein Ei ab, mauert zu und so weiter. »Bis zu 20 ‚Kinderzimmer‘ entstehen so in einem Schilfhalm«, erklärte die Biologin. Im nächsten Frühjahr schlüpfe der Nachwuchs. Diese Behausungen für die solitär lebenden Wildbienen seien gerade im Hinblick auf das drohende Aussterben ihrer Artgenossen, der Honigbienen, sehr wichtig. Warum? »Sie bestäuben auch die Pflanzen«, riefen die Kinder der 3a im Chor. »Genau! Prima!«, lobte Holzmann. Und ohne Bestäubung gäbe es keine Nahrung für den Menschen. Doch die zunehmende Bebauung von Grünflächen und akkurat gepflegte Gärten sorgten dafür, dass den Tieren die Lebensgrundlage entzogen wird.

Verantwortung im Umgang mit der Natur lernen

Klassenlehrerin Margit Fichtl, auf deren Wunsch das Insektenhotel entstand, wird nun öfters mit ihren Schülern in den Bürgerpark pilgern, um das Treiben der summenden Tierchen zu beobachten. Holzmann freut sich: »Für uns ist die Zusammenarbeit wunderbar, denn unser großes Anliegen ist es, Kindern die Natur und den verantwortungsvollen Umgang mit ihr näher zu bringen«. Bürgermeister Piet Mayr, der ebenfalls zu der Einweihung gekommen war, lobte das Engagement der BN-Ortsgruppe und scherzte, dass sie sich langsam zu einem Hotel-Konzern mausere.

Denn das Insektenhaus ist nicht das erste in Zorneding. Zum 25-jährigen Bestehen 2009 stellten die Umweltschützer das erste am Weiher im Neubaugebiet auf, 2013 bauten sie gemeinsam mit Kindern ein weiteres in der Herzog-Albrecht-Straße. »Das dritte schenken wir uns heuer zum 30-jährigen Bestehen«, sagte Holzmann schmunzelnd, die seit 2008 gemeinsam mit Jutta Judt die Doppelspitze der Ortsgruppe bildet. 1984 war die Gruppe gegründet worden, erster Vorsitzender war Manfred Springer. Als erstes Projekt legten die damals rund 20 Mitglieder ein Biotop im »Bienenhölzl« am Weiher an. Es folgten eine Benjeshecke aus aufgeschichtetem Totholz an der Staatsstraße 2081 nach Pöring, aus der mittlerweile eine prächtige, natürliche Hecke gewachsen ist, und viele weitere Aktionen. Derzeit sind es etwa 15 Aktive, die sich in kleinen Gruppen für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur einsetzen: Im Arbeitskreis Energie des Landkreises Ebersberg, bei der Aktion »1000 Fledermauskästen für den Ebersberger Forst« (der Kurier berichtete), beim Einsammeln der Amphibien im Herbst, die auf dem Weg zu ihren Laichplätzen oft Straßen überqueren müssen, und vieles mehr.

Die nächste Aktion ist am Freitag, 16. Mai, dem internationalen »Tag der Sonne«. Von 14 bis 17 Uhr beteiligt sich die Ortsgruppe an einer Informationsveranstaltung zu erneuerbaren Energien auf dem Biohof Lenz in Zorneding, Münchner Straße 23.

Neue Leiter für Jugendgruppen gesucht

Ein besonderes Anliegen ist den Umweltschützern jedoch die Arbeit mit Kindern. »An interessiertem Nachwuchs mangelt es nicht, aber wir suchen dringend jemanden, der eine Kinder- und Jugendgruppe leiten würde«, sagt Judt. Voraussetzung sei lediglich der Besuch von entsprechenden Ausbildungsseminaren bei der Landesgruppe des BN. Nähere Infos gibt es bei den Vorsitzenden Roswitha Holzmann, unter Tel. 08 10 6 /24 72 99, Mail roswitha.holzmann@ebe-online.de und Jutta Judt, Tel. 08 10 6/22 28 0, Mail kl.judt@schulstrasse3n.de. Sybille Föll

Artikel vom 06.05.2014
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