Gefiederte Invasion

Kein Taubenhaus mehr: Vögel zurück im Arabellapark

Der HVB-Tower im Arabellapark wird bis Ende 2015 saniert – weswegen das  Taubenhaus entfernt werden musste. Jetzt landen die Tauben wieder mit Vorliebe auf dem Rosenkavalierplatz.	Fotos: hgb

Der HVB-Tower im Arabellapark wird bis Ende 2015 saniert – weswegen das Taubenhaus entfernt werden musste. Jetzt landen die Tauben wieder mit Vorliebe auf dem Rosenkavalierplatz. Fotos: hgb

Arabellapark · Sie gurren und flattern, sie trippeln um Bänke oder um im Freien aufgestellte Tische von Cafés und Restaurants. Sie betteln unablässig – und sie werden (leider) tagaus, tagein mit Krumen und mehr gefüttert: Den zweiten Frühling in Folge haben Tauben den Arabellapark samt Umgebung wieder in Beschlag genommen.

Wieder, weil das Bogenhauser Stadtviertel jahrelang von der gefiederten Invasion verschont geblieben war. Möglich war dies vor allem durch ein 2010 eingerichtetes Taubenhaus auf dem HVB-Tower der Hypo Vereinsbank. Zuvor glich der Rosenkavalierplatz oft dem Markusplatz in Venedig. Im Zuge der Sanierung des Hypo-Turms musste der Verschlag im Sommer vergangenen Jahres aber entfernt werden. »Ob nach Abschluss der Bauarbeiten Ende 2015 auf dem Turm ein neues Taubenhaus aufgestellt wird, ist derzeit noch nicht entschieden«, erklärte HVB-Pressesprecher Hartmut Pfeifer. Es wäre wünschenswert, ja geradezu ein Segen. Denn bis zu zwölf Kilogramm Kot jährlich hinterlässt eine Taube. Geschätzte 480 Tonnen Exkremente von etwa 40.000 »Ratten der Lüfte« kommen so stadtweit zusammen. Die ekelhafte Verschmutzung war auch der Anlass für die Initiative der HVB-Hausmeister für ein Taubenhaus gewesen. Und die Einrichtung hatte sich bewährt, sichtliche Wirkung gezeigt. »Ich schätze, dass wir 90 Prozent weniger Tauben hatten als in den Jahren zuvor«, meinte dazu ein vor Ort arbeitender Gärtner.

Ob Balkone, Fassaden oder Fenstersimse – die meisten Gebäude im Arabellapark waren in der Vergangenheit ganz und sind heute noch teilweise vernetzt und mit Drahtstacheln versehen, damit das Federvieh sich nicht niederlassen kann. Doch eine Vermehrung der Vögel verhinderte das nicht: Denn für die Population war dank bester Futterquellen gesorgt. So verstreute eine eigenwillige Taubenfreundin regelmäßig über lange Wege hinweg Futter – an einer großen Tasche war per Kordel zur Hand ein Zugmechanismus angebracht, sodass alle paar Meter eine Portion Körner herausgelassen werden konnte. Gar ein »Paradies« fanden die Vögel im fünften Stock eines Wohnhauses an der Elektrastraße vor. Eine Rentnerin lockte die Tauben dort mit Essensresten auf ihren Balkon und weiter in ihr Wohnzimmer – Nachbarn zählten oft mehr als zwei Dutzend. Ein übriges trug und trägt trotz aller Säuberungsmaßnahmen der Wochenmarkt an den Donnerstagen bei.

Mit dem Bau von Taubenhäusern versucht man, dem Problem Herr zu werden. Bislang gibt es insgesamt neun solcher Verschläge in München, die teils von Privatpersonen, teils vom Tierschutzverein betrieben und versorgt werden. In den kommenden drei Jahren will die Stadt elf Taubenschläge einrichten – vorausgesetzt, es finden sich passende Plätze auf Dächern. Dafür wurden 60.000 Euro und weitere knapp 100.000 Euro für die Betreuung reserviert. Denn Erfahrungen wie etwa aus Augsburg belegen: Haben sich die Tauben erst einmal auf einen Standort eingelassen, bleiben sie meist auch dort, verschonen folglich Grünanlagen und Plätze. Letztendlich also gut angelegtes Geld, lassen sich doch so die Kosten für Vergrämung und Reinigung wesentlich verringern.

Wie sieht die Taubenhaus-Lösung genau aus? Statt die Tauben abzuschießen, wie vor Kurzem in Pasing geschehen, sie zu vertreiben, zu fangen oder mit der Pille zu füttern, werden sie verhätschelt und an der Fortpflanzung gehindert. Eier werden aus den Nestern entnommen und gegen Plastikattrappen ausgetauscht. Kurzum: Die Population wird tierfreundlich reduziert. Und mit artgerechtem Körnerfutter werden die Vögel weniger krankheitsanfällig, die Hinterlassenschaften weniger und die hygienischen Risiken für Menschen vermindert. Helmut G. Blessing

Artikel vom 06.05.2014
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...