Stadt soll investieren

Bezirksausschuss 15 fordert Sanierung der Flughafentribüne

Die provisorisch mit einem Bauzaun gesicherte Tribünenfassade des alten Riemer Flughafens. Diese Mauern sollen dauerhaft stabilisiert werden. 	Fs: bus / LHM/MRG

Die provisorisch mit einem Bauzaun gesicherte Tribünenfassade des alten Riemer Flughafens. Diese Mauern sollen dauerhaft stabilisiert werden. Fs: bus / LHM/MRG

Messestadt Riem/Trudering · Was wird aus der denkmalgeschützten ehemaligen Flughafentribüne im Riemer Park? Seit Jahren lottert das Bauwerk vor sich hin, kritisiert der Bezirksausschuss (BA) 15 Trudering-Riem.

Den bisherigen Umgang mit dem Baudenkmal von 1939 bezeichnet Stadtrat Georg Kronawitter als »Fiasko«. Auch die Tatsache, dass der zur BUGA 2005 aufwendig und ansprechend hergerichtete Kopfbau ohne Perspektive vor sich hindümpelt, sei unverständlich. Die Kosten für eine Sanierung werden im Lauf der Zeit immer höher. Der BA schätzt sie heute auf rund 10 Millionen und fordert parteiübergreifend, dass diese Summe von der Stadt in die Hand genommen werden muss. Geplant, aber bisher nicht umgesetzt, ist der Erhalt der Außenmauern. Innerhalb entstünde ein verfallendes Bodendenkmal. Der Kostendeckel dafür lag bei 1,7 Millionen. Die Maßnahme stabiler Mauerring ist aber teurer.

CSU, SPD, Grüne, FDP und FW im BA 15 sind sich einig. Die Flughafentribüne ist einmalig und muss erhalten werden. Aber: Im heutigen Zustand ist die mit Bauzäunen gesicherte Tribünenruine ein 700 Meter langer störender Riegel zwischen Messestadt und Trudering. Wenn die neuen Bauabschnitte der Messestadt fertiggestellt sind, steht die Tribüne an einer zunehmend exponierten Stelle. Außerdem vermüllt das Denkmal. »Ein‚ Nicht Betreten‘ für die nächsten 50 Jahre ist unakzeptabel«, meint Herbert Danner (Grüne) im BA. »Auch das dortige Biotop verliert immer mehr an Wertigkeit, wenn nichts passiert.« Die hohe Summe für eine Sanierung dürfe kein K.O.-Kriterium sein. »Ziel ist die Gesamtsanierung, eine Arbeitsgruppe aus Fachleuten, Architekten und Denkmalschützern soll sich dazu nochmals bilden.« Georg Kronawitter will weitergehen: »Der Stadtrat muss jetzt in die Puschen kommen, der politische Wille fehlt bisher.« Kronawitter kämpft seit Jahren energisch für eine Lösung und den Erhalt der Tribüne. Allerdings: Bisher gibt es kein späteres Nutzungskonzept.

Vielleicht, um den notwendigen Entscheidungen zur Zukunft der Bauruine mehr Nachdruck zu verleihen, hat Magdalena Miehle im BA einen Antrag unterbreitet. Sie und die Mehrheit im BA lassen nun prüfen, ob Schul- und Freizeiträume für Musik, Sport, Theater oder Werken in den nördlichen Kammern der Tribüne eingerichtet werden können. Auch die Vorsitzende Stephanie Hentschel (FW), will die Kammern zur bürgerschaftlichen Nutzung restaurieren. Sogar eine bauliche Anbindung zur zukünftigen weiterführenden Messestadtschule kann sich Miehle vorstellen. Voraussichtlich kommt ein neues Gymnasium südlich der Joseph-Wild-Straße. Bestätigen will das Schulreferat das aber bisher nicht. In den unterirdischen Kammern der Tribüne gab es einst Unterdruckräume für die Prüfung gefährlicher Gepäckstücke, später nutzten Schützenvereine und Schwammerlzüchter das Gebäude.

Heizung für den Kopfbau gefordert

Die Tribünenanlage des ehemaligen Flughafens München Riem wurde 1939 von Ernst Sagebiel als Aussichtsplattform bei Flugvorführungen errichtet. Im Süden wird die Anlage durch die ehemalige Kassenhalle, den sogenannten Kopfbau, begrenzt. Heute steht fast das gesamte Bauwerk unter Denkmalschutz. Der Kopfbau mit seiner rund 700 Quadratmeter großen Grundfläche ist zur BUGA 2005 für eine gastronomische Nutzung hergerichtet worden. Die heutige BUGA Lounge hat aber nur einen Holzfußboden und keine Heizung. Aktuell fordert der BA deswegen im Kopfbau eine energetische Prüfung und eine Heizung mit Geothermie, damit man das Gebäude ganzjährig betreiben kann. Das Referat für Stadtplanung kann sich hier eine kulturelle Nutzung vorstellen. Man möchte eine öffentliche Einrichtung mit Café und Begegnungsstätten realisieren. Konkrete Planungen oder Konzepte liegen bisher nicht vor.

»Die Tribüne stürzt vor sich hin«

So formuliert es MRG-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Helmut Aschl. Man habe hier ein Riesenproblem. Der heutige Zustand des Mauerrings sei viel schlechter als erwartet. Dem Gebäude aus den 30er-Jahren fehlt eine Abdichtung. Auf den Tribünenterrassen und Stufenanlagen befindet sich ein kartiertes und geschütztes Biotop mit seltenen Flechten. Diese wachsen auf einem Sandsteinbelag, der aber zunehmend mit Bäumen wie Birken zu wuchert. Das Tribünenbauwerk selbst befindet sich aufgrund jahrzehntelangen Wassereintritts in einem sehr schlechten, teils einsturzgefährdeten Bauzustand. An der Nahtstelle Kopfbau / Tribüne bestehen durch eindringendes Wasser Feuchtigkeitsprobleme, die bisher immer nur provisorisch beseitigt wurden. Aus haftungsrechtlichen Gründen wurde als vorläufige Maßnahme zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit entlang der Westseite ein Bauzaun mit entsprechender Beschilderung »Betreten verboten, Einsturzgefahr« errichtet.

Kommen mehr Kosten als gedacht?

Bei der Stadt München schieben unterschiedliche Referate die Verantwortung für die Flughafentribüne hin und her. Städtebaulich ist das Planungsreferat zuständig, in Bezug auf den Riemer Park und seine Gestaltung das Baureferat mit der Abteilung Gartenbau. Der offizielle Eigentümervertreter der Stadt ist das Kommunalreferat. Pressesprecher Bernd Plank erklärt: »Zur Tribünensanierung gibt es einen Stadtratsbeschluss vom 27.09.2012. Demnach soll die einsturzgefährdete Tribüne statisch gesichert und im Anschluss an den Kopfbau ein Fassadenabschnitt denkmalgerecht wieder hergestellt werden. Ferner sollen Feuchtigkeitsschäden in der angrenzenden Außenwand behoben und zusätzliche Nebennutzflächen gewonnen werden.« Das Projekt hatte einen Kostendeckel von 1,76 Millionen. Passiert ist bisher nichts.

Für die Realisierung der Maßnahmen, die der Stadtrat beschließt, ist die MRG, Maßnahmeträger München-Riem GmbH zuständig. Sie erschließt die technischen, sozialen und kulturellen Infrastrukturen in der Messestadt und wird bis 2017 arbeiten. In der Zwischenzeit steht fest, dass der Kostenrahmen nicht ausreicht. »Es ist seit unseren letzten Bestandsaufnahmen vor zehn Jahren für die BUGA nichts passiert. Um wie geplant den äußeren Mauerring zu erhalten, müssten wir 4,5 Tausend Quadratmeter Beton eingießen und die Mauer verankern. Das entspricht einem Hochhausbau«, erklärt MRG Geschäftsführer Aschl. Nun ist die Objektplanung für die Sanierung unterbrochen.

Die MRG muss die Kosten neu kalkulieren, der zuständige Architekt ist schwerer erkrankt. Aschl geht von zwei oder sogar drei Millionen aus. Vor der Sommerpause sollen alle Mehrkosten feststehen und auch andere Sanierungsmöglichkeiten im Kostenrahmen von 1,7 Millionen dargestellt werden. Denkbar wäre ein Erhalt der Außenmauern nur für einen Teilabschnitt. Für einen Abriss gibt es bisher keinerlei Konsens und auch Einwände des Denkmalschutzes. Stephanie Hentschel (FW), kann sich allerdings die Sanierung einer kompletten Achse mit Kammer von etwa 50 Metern und den Abriss der restlichen Tribüne vorstellen. »Die Systematik des Gebäudes bliebe damit sichtbar.« Damit die MRG das Projekt, egal in welcher Form, noch umsetzen kann, braucht sie eine beschlossene Planung von der Stadt bis Anfang 2016. bus

Artikel vom 29.04.2014
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