620 Seiten Denkmale

Bezirksausschuss gibt Nachschlagewerk zu Maxvorstadt heraus

Oskar Holl und Klaus Bäumler freuen sich über das neue Nachschlagewerk zur Maxvorstadt.	Foto: scy

Oskar Holl und Klaus Bäumler freuen sich über das neue Nachschlagewerk zur Maxvorstadt. Foto: scy

Zentrum/Maxvorstadt · Schon gewusst, dass sich auch in München ein Stück der Berliner Mauer befindet? Im Jahr 1996 aufgestellt, ist es seitdem zu besichtigen am Rand des Englischen Gartens, gegenüber der Schönfeldstraße.

Und wo genau ist die Löwenstraße zu suchen? Sie findet sich nur mehr auf historischen Stadtplänen. Einst ein Teilstück der heutigen Schellingstraße. Und die heißt seit 1857 so, weil Maximilian II. sie nach dem von ihm hoch verehrten Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling benannte. Mehr Wissenswertes über die Maxvorstadt lässt sich nachlesen in einem beachtlichen 620-seitigen Nachschlagewerk, das der Bezirksausschuss Maxvorstadt gerade herausgegeben hat, in der Sonderedition »Denkmal-Topographie Maxvorstadt«. Anlass ist das 40-jährige Bestehen des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes.

Der Begriff »Heimat« sei eng mit dem Denkmalschutz verbunden, sagt Klaus Bäumler, ehemaliger Chef des Bezirksausschusses (BA) Maxvorstadt von 1978 bis 2008. Insofern beantworte die Publikation unter anderem auch die grundlegende Frage, »wo unsere Wurzeln sind«, so der ehemalige Richter weiter. »Je globaler die Welt wird, desto wichtiger wird die Anbindung an das Lokale.« Neben berühmten Bauten wie beispielsweise den Pinakotheken, dem Siegestor und der Ludwigskirche werden Details über weitere knapp 100 Baudenkmäler, Parks und Gärten im Stadtbezirk vorgestellt, von der Adalbert- über die Luisen- bis zur Zieblandstraße. Stand ist die Denkmalliste vom 31. Dezember 2008, denn die Sonderedition beruht auf der im Jahre 2009 veröffentlichten Gesamtausgabe »Denkmäler in Bayern.

Landeshauptstadt München-Mitte« von Heinrich Habel, Johannes Hallinger und Timm Weski. Die »wissenschaftliche Sisyphos-Arbeit«, wie Bäumler sie nennt, war ein gemeinsames Projekt des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und der Landeshauptstadt München. Es wurde in drei Bänden herausgebracht, umfasst rund 1500 Seiten und ist kiloschwer. Zudem: Die Baudenkmäler der Altstadt, des Lehels und der Maxvorstadt werden ohne Zuordnung zum jeweiligen Stadtbezirk erläutert. »Wir hatten eine etwas schlankere Version im Sinn, wollten es auf unser Viertel herunterbrechen und entsprechend ordnen«, so Bäumler, auf dessen Initiative hin sozusagen die »Abmagerungskur« erfolgte. »Ohne aufwendige Recherche hat man nun einen kompakten Überblick über das kulturelle bauliche Erbe in der Maxvorstadt.« Zudem wurde auch der Englische Garten mit Blick auf die Bedeutung als Erholungsort der Maxvorstadt und auf das 225. Jubiläum seines Bestehens in die Edition aufgenommen.

Umgesetzt werden konnte das Vorhaben durch den einstimmigen Beschluss des Bezirksausschuss Maxvorstadt vom 22. Juni 2012 unter BA-Chef Oskar Holl. »Wir wollen möglichst viele Bürger erreichen«, sagt der SPD-Politiker. Unter anderem könnten sich die Maxvorstädter nicht nur historisch weiterbilden, sondern auch kundig machen, ob etwa das Gebäude, in dem sie wohnen, dem Denkmalschutz untersteht. »Solches Wissen lohnt sich besonders dann, wenn es plötzlich heißt: Hier wird luxussaniert. Spätestens dann, kann es sich als nützlich erweisen, den Hausinhaber auf den Denkmalschutz anzusprechen«, erläutert Holl.

Das Buch ist ein Non-Profit-Projekt

Die Denkmal-Topographie Maxvorstadt wird vom BA Maxvorstadt selbst hergestellt. »Es ist ein Non-Profit-Projekt«, so Holl. Die Kosten unter anderem für die Druckvorstufe und die Bearbeitung sind in die Schutzgebühr in Höhe von 29,90 Euro nicht einkalkuliert und werden vom BA getragen. Mit seiner Abhandlung über die »Erholungslandschaft in der gewachsenen Stadt« hat Oskar Holl zudem auch als Autor an der Sonderedition mitgewirkt. Damit stellt er die Bedeutung des »Grünhaushalts« in der Münchner Innenstadt, also der hiesigen Höfe, Gärten und Park, heraus.

»Öffentliches Grün ist unantastbar«, das ist auch ein zentrales Anliegen von Bäumler. Man dürfe nicht aufhören, sich dafür stark zu machen, denn »urbanes Grün ist seit jeher besonderen Begehrlichkeiten und Gefährdungen ausgesetzt und steht im Brennpunkt vielfältiger Nutzungsansprüche.« Bestes Beispiel: Der Finanzgarten. Bereits seit 1978 setzen sich die Münchner Bürger für dessen Erhalt ein, denn er war immer wieder gefährdet, anderen Interessen geopfert zu werden. Und aktuell wird, wenn es nach den Konzertsaal-Lobbyisten geht, wieder damit geliebäugelt, der grünen Maxvorstadt-Oase an den Kragen zu gehen. »Kommt gar nicht infrage«, sagt Bäumler entschieden. Und weiß engagierte Maxvorstädter hinter sich. Und das nicht zum ersten Mal. »Glückliche Rettungen, oft in letzter Minute, gab es immer wieder mal, beispielsweise im Wohnhaus an der Türkenstraße 30«, so Bäumler. Insofern solle mit der Denkmaltopographie auch das vielfach bewiesene Engagement der Hauseigentümer beim Erhalt der Baudenkmäler gewürdigt werden.

In der Sonderedition geht Bäumler mit seinem Beitrag »Handlungswissen zum Denkmalschutz aus der Bürger-Werkstatt Maxvorstadt« detaillierter darauf ein. »Viele, viele Bürger haben mitgeholfen, dass die Maxvorstadt nicht eine bloße Bezeichnung in den Katasterplänen wurde, sondern ihren eigenständigen Charakter bewahren konnte«, stellt Bäumler fest, der selbst nirgendwo anders in München leben wollte. Neben vielen Denkmälern, die er gerne besucht, ist ihm, wie er verrät eines das Liebste: Das Heinrich-Heine-Denkmal im Finanzgarten.

Beiträge von Holl und Bäumler

»Denkmal-Topographie Maxvorstadt« von Heinrich Habel, Johannes Hallinger, Timm Weski, mit Beiträgen von Klaus Bäumler und Oskar Holl. Die Sonderedition mit 616 Seiten gibt es gegen eine Schutzgebühr von 29,90 Euro beim Digitalzentrum, Barer Straße 71.

Weitere Informationen unter www.denkmal-topographie-maxvorstadt.de. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 29.04.2014
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