Etwas Sinnvolles tun

Rund ums Kind: »Der kleine Look« in Milbertshofen sucht ehrenamtliche Helfer

Gabriele Hönsch (l.) und Ruth Fritsch zeigen Kinderbekleidung.	Foto: js

Gabriele Hönsch (l.) und Ruth Fritsch zeigen Kinderbekleidung. Foto: js

Milbertshofen · Seit rund elf Jahren gibt es in dem Secondhandladen »Der kleine Look« in der Georgenschwaigstraße 27 für wenig Geld Kinderbekleidung, Spiele und Umstandsmoden. Grund für die günstigen Preise ist, dass der Betrieb als Projekt des Vereins Stadtteilarbeit e. V. keinen Gewinn erwirtschaften muss.

Gearbeitet wird hier ehrenamtlich. Doch freiwillige Helfer sind inzwischen rar, denn die meisten Mütter kehren schnell ins Berufsleben zurück. Deshalb wollen die Betreiber nun verstärkt Seniorinnen mit einbinden. Geübt präsentiert Ruth Fritsch hinter der Theke des Geschäfts einen kleinen Strampelanzug. »Viele Kleidungsstücke kosten bei uns nur 1,50 Euro«, sagt sie. Seit zehn Jahren hilft die Rentnerin aus dem Harthof in dem Laden mit. Die ehrenamtliche Tätigkeit gebe ihr viel, erklärt sie: »Ich komme mit Menschen zusammen und kann etwas Sinnvolles tun.« Als bereichernd empfinde sie auch den Kontakt mit den Kolleginnen und den Kindern. In dem Geschäft wird nämlich nicht nur eingekauft.

Die Räume mit ihrem großen Spielzimmer dienen den Müttern und Kindern aus Milbertshofen auch als Treffpunkt. Hervorgegangen sei das Projekt aus den Eltern-Kind-Gruppen des Kinder- und Jugendlands in der Hanselmannstraße 31, die dort noch heute stattfinden, erzählt Regina Vogel, Bereichsleiterin für Frauen, Familie und Kinder beim Verein Stadtteilarbeit. Aus den regelmäßigen Flohmärkten der Gruppen sei 2002 die Idee entstanden, einen Secondhandshop zu eröffnen. »Damals war aber alles noch ganz anders«, räumt Vogel ein. Für Frauen sei es üblich gewesen, nach der Geburt des Kindes mehrere Jahre mit dem Beruf zu pausieren: »Die Mütter hatten Freizeit und wollten sich engagieren.« Für die Teilnahme an den Eltern-Kind-Gruppen habe es lange Wartelisten gegeben. Doch diese Zeiten seien nun vorüber: »Alles ist sehr stressig geworden, die Frauen fangen meistens nach spätestens einem Jahr wieder voll zu arbeiten an. Das wird von der Wirtschaft heutzutage erwartet.«

Diese Entwicklung wirke sich auch auf den Secondhandladen aus. Früher habe man nie Probleme gehabt, ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden, sagt Vogel. Inzwischen seien an dem Projekt nur noch acht bis zehn Helfer beteiligt. Dies macht sich auch beim Angebot bemerkbar. Spontane Warenannahme sei nicht möglich, sagt Gabriele Hönsch, die einzige fest angestellte Kraft, die den Laden im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung leitet. »Wenn wir mehr Leute hätten, könnten die Mütter auch ohne Termin Kleidung bringen, aber unter den jetzigen Umständen ist das nicht machbar.«

Vorkenntnisse müssen die ehrenamtlichen Mitarbeiter übrigens nicht mitbringen. Jeder, der sich beteiligen wolle, könne eingesetzt werden, betont Hösch. Nötig sind jedoch mindestens drei Stunden Zeit in der Woche. Wer will, kann bei dem Projekt auch anspruchsvolle Tätigkeiten übernehmen. Die Verkäuferinnen beraten die Kunden und stehen an der Kasse, erledigen die Abrechnung und handeln Preise aus. Lohnenswert sei die Mitarbeit daher auch für arbeitslose Frauen oder Mütter, die nach einer längeren Auszeit wieder in den Beruf einsteigen wollen und Migrantinnen, die erste Erfahrungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt sammeln wollen, sagt Vogel.

Außerdem setze sie auf ältere Frauen wie Fritsch, die das Berufsleben hinter sich hätten. Bereits derzeit seien vier Mitarbeiterinnen im Laden beschäftigt, die bereits in Rente seien: »Ich glaube, das wird in Zukunft noch mehr werden.« Wer sich für eine ehrenamtliche Tätigkeit in dem Laden interessiert, kann sich unter Tel. 0 89/ 35 74 49 86 oder per E-Mail unter der-kleine-look@verein-stadtteilarbeit.de melden. Wegen der Osterferien hat das Geschäft bis Montag, 28. April, geschlossen, die regulären Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr sowie mittwochs und donnerstags von 15 bis 18 Uhr. Julia Stark

Artikel vom 22.04.2014
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