Idylle mit Baustelle

Schwabing/Zentrum · Im Hofgarten wird derzeit das Abwassersystem modernisiert

Ein Ort mit Geschichte: Der Münchner Hofgarten. Derzeit wird das Abwassersystem modernisiert. 	Fotos: © Bayerische Schlösserverwaltung (Veronika Freudling)/scy

Ein Ort mit Geschichte: Der Münchner Hofgarten. Derzeit wird das Abwassersystem modernisiert. Fotos: © Bayerische Schlösserverwaltung (Veronika Freudling)/scy

Schwabing/Zentrum · Baulärm und Baustellenstaub: Münchens neueste Baustelle befindet sich mittendrin in der beliebten Innenstadtidylle, die unter anderem auch zig Bewohner aus dem Zentrum und aus Schwabing regelmäßig zum Flanieren einlädt, im Hofgarten.

An der Nordseite sind die Bagger bereits angerollt, die ersten Buddelarbeiten im Gange. Der Grund: Die Bayerische Schlösserverwaltung (BSV) modernisiert das Abwassersystem. »Notwendig wurde die Maßnahme, da die Dichtigkeit der alten Rohrleitungen nicht mehr gegeben war«, sagt Pressesprecher Thomas Rainer. Wie im gesamten Residenzbereich müssten deshalb nun auch im Hofgarten die Entwässerungsleitungen modernen Standards angepasst werden. Bei dieser Gelegenheit wird die Versickerung des Regenwassers, das die Gebäude nördlich und westlich des Hofgartens sammeln, auf dem Gelände realisiert. »Das spart langfristig Abwassergebühren und ist vor allem ökologisch sinnvoll«, so Rainer weiter.

Die Grabungsarbeiten finden in einem Rasencarré des Hofgartens mit einer Größe von rund 400 Quadratmetern statt, zusätzlich wurde noch einmal dieselbe Fläche im Bereich der Wege umgegraben. Auch eine Hecke musste den Arbeiten weichen, wird aber nach Abschluss der Maßnahme wieder eingepflanzt. Die Konsequenzen für Spaziergänger: Einzelne Wege müssen temporär gesperrt werden. Das Durchhaltevermöge aller Flaneure wird allerdings nicht allzu sehr strapaziert. Laut BSV sollen bereits zum Herbst die wesentlichen Arbeiten abgeschlossen sein. Mit Lärm wird wohl schon früher Schluss sein: Die geräuschintensivsten Arbeiten sollen möglichst noch im Mai zu Ende gebracht werden.

»Am augenfälligsten ist der Einbau sogenannter Rigolen, das sind künstlich geschaffene Hohlräume unter der Erde, in die das Regenwasser eingeleitet wird, um dort zu versickern«, erklärt Rainer weiter. Sowohl im Brunnenhof und im Apothekerhof der Residenz wurden bereits solche Rigolen eingebaut. Nun entstehen sie außerdem in einem Rasenfeld im Nordwesten der Grünanlage und im Westen des Parks. Einzelne Rohrleitungen würden, speziell im Norden, auch unter den weiter nutzbaren Freiflächen hindurchgepresst. Zur Funktionsweise: Das Schmutzwasser, das aus den Gebäuden stammt, die im Norden und Westen angrenzen, wird dann, anders als bisher, vom Regenwasser separiert. Dadurch wird das im Grunde saubere Regenwasser nicht mehr ins Klärwerk geführt.

Die Modernisierungsmaßnahme wird im Auftrag der Bayerischen Schlösserverwaltung vom Staatlichen Bauamt München 1 umgesetzt. Mit der Fachplanung und örtlichen Bauleitung wurde das Ingenieurbüro Sehlhoff aus Unterschleißheim beauftragt. Die Kosten in Höhe von etwa 710 000 Euro werden von der Schlösserverwaltung, und damit also vom Freistaat, alleine finanziert. Dass das Abwassersystem nicht zum ersten Mal ausgetauscht wird, davon ist auszugehen. »Wie oft, das lässt sich nicht sagen«, sagt Rainer. »Sicherlich fand aber beim Wiederaufbau der Residenz nach dem zweiten Weltkrieg eine Erneuerung statt, sodass das nun modernisierte Abwassersystem wesentlich jünger ist als das unter Ludwig II. verwendete Abwassersystem.« Bei der Planung der Grabungsarbeiten sei außerdem die Möglichkeit archäologischer Funde berücksichtigt worden. Noch seien zwar im Zuge der Bautätigkeiten keine nennenswerten Funde gemacht worden.

Aber vielleicht steht noch die eine oder andere Überraschung bevor. Immerhin reicht die Geschichte des Hofgartens bis in das frühe 17. Jahrhundert zurück. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 22.04.2014
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