Hilfsgütertransport nach Ungarn

Nüchterne Zahlen der Ungarnhilfe Haar oder eine unglaubliche Geschichte

Das Helferteam um Christa Gebel (3.v.l.) und Hermann Meyer (2. vorne r.) mit Haars noch zweiter  Bürgermeisterin Gabriele Müller.	Foto: privat

Das Helferteam um Christa Gebel (3.v.l.) und Hermann Meyer (2. vorne r.) mit Haars noch zweiter Bürgermeisterin Gabriele Müller. Foto: privat

Haar · Die Ungarnhilfe Haar verabschiedete am Anfang April den zweihundertsten Hilfsgütertransport nach Ungarn seit 1990. Christa Gebel – die Initiatorin – hatte damals die Möglichkeit, sich längere Zeit in Ungarn aufzuhalten und erlebte die Probleme der bedürftigen Menschen hautnah. Hilfe war dringend geboten.

Alles fing klein an und niemand hätte sich die heutige Größenordnung auch nur annähernd vorstellen können. Aber das Pflänzchen wuchs stetig dank einer großen Spendenfreudigkeit bis eine Organisation entstanden war, die heute von 50 Menschen ehrenamtlich getragen wird. Was aber bedeuten 200 Transporte? Was kann man sich dabei vorstellen? Sicherlich nicht, dass dies 4400 Tonnen Spenden bedeutet, denn jeder Transport wird mit 22 Tonnen beladen -von Babysachen bis Waschmaschinen, von Computern bis Möbeln.

Begonnen hat alles im Nordosten des Landes – 1100 Kilometer entfernt, wo die Grenze zur Slowakei mitten durch die Stadt führt, mit einer schlechten Infrastruktur und einer hohen Jugendarbeitslosigkeit. Bald wurden andere Gebiete, andere Orte dazu genommen, immer unter dem Motto: »Hilfe zur Selbsthilfe«. Kein Gießkannenprinzip, sondern zielgerichtete Hilfe. Ein diesen Anforderungen gerecht wer dendes Logistiksystem wurde entwickelt, um strukturierte Arbeit dieser Größenordnung zu ermöglichen.

Die Ungarnhilfe arbeitet wie die Kulturträger von Theatern und Konzerten mit dem Begriff der »Saison«. Die Saison geht von Ende Oktober bis April. Wenn die erste Sammlung »Textilien« den Keller in der Jagdfeldschule bis zur Decke füllt, beginnt die Arbeit der Helferinnen, die über Monate als »Kellermäuse« tätig sind. 38 Kilo-gramm Ware werden so von den Frauen in einer Stunde verarbeitet. Jedes Stück wird angeschaut, sortiert und verpackt: nach ca. 40 verschiedenen Kriterien – beschriftet in Ungarisch und Deutsch – ein einmaliges System, das große Erleichterung bei der Verteilung in Ungarn bringt. Bereits zu dieser Zeit greift die Logistik. Jede gepackte Spende ist farblich dem jeweiligen Empfängerbereich zugeordnet.

Eine ganz wichtige Hilfe zum Laden der Transporte, denn hier beginnt der Part der Helfer, der Männer von denen schon mehrere im Rentenalter sind… Jüngere werden dringend und herzlich um Mithilfe gebeten. Denn nun müssen diese 4400 Tonnen vom Keller wieder zum LKW hinauf geschleppt werden. In einer Saison werden von der Gemeinschaft der Helferinnen und Helfer 4600 Arbeitsstunden geleistet. Wohlgemerkt – einschließlich des Malteserfahrers, der seine schichtfreien Tage für die Fahrt opfert. In jeder Saison verlassen Haar zirka 176 Tonnen in Richtung Ungarn. Und dies wohlgemerkt: »ehrenamtlich!«

Wen unterstützt die Ungarnhilfe?

In Sàtoraljaùjhely und Sárospatak im Nordosten Ungarns: Über den Malteserhilfsdienst das Krankenhaus des Bezirks, 15 Kindergärten, 2 Altentagesstätten, die Sozialküche im Malteserhaus, mehrere Behindertenheime für Erwachsene und Kinder, das soziale Altersheim und zirka 50 Schulen im Bezirk, aber auch bedürftige Personen, beispielsweise für den Kauf von Medikamenten oder besondere Lebensmittel und Heizmaterial. Südlich von Budapest sind es zurzeit die Gemeinden Majòsháza und Kiskunlacháza. Allein die »Reformierte Diakonie« hat einen Versorgungsbereich von 14 kleineren Gemeinden mit etwa 126.000 Personen, das sind zirka 800 Familien. Mehrere Kindergärten, auch für Behinderte, Grundschulen, Oberschulen, Fachmittelschule, Kunst- und Musikschule, 2 Altenheime. Auch hier gibt es individuelle Unterstützung wie im Nordosten.

Eine Besonderheit: Die Anker-Apotheke in Haar hat eine »Filiale« in Holoháza – dem Ort der berühmten Porzellanmanufaktur – eröffnet. Die gesamte Einrichtung steht heute in Ungarn. Helfer- und Spendergemeinschaft Aber das absolut Besondere der Ungarnhilfe: Die Helfergemeinschaft in ihrem Zusammenhalt, ihrem Teamgeist und ihrer Bereitschaft zur Hilfe – und nicht zu vergessen: die immer gute Laune. »Wir tun etwas Vernünftiges, können helfen, weil es uns gut geht und das befriedigt uns.« Zu dieser Helfergemeinschaft gehören aber selbstverständlich auch die Spendergemeinschaft und die Medien.

Weitere Informationen gibt es unter Tel. Christa Gebel, Ungarnhilfe Haar | unter Telefon 4 60 42 01.

Artikel vom 22.04.2014
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