Von Georg und Markus - Kolumne von Markus Wasmeier

Schliersee · Früher Frühling: Bauernregeln treffen nicht immer zu

Winter pur! Die Saisoneröffnung im vergangenen Jahr feierten die Besucher des Markus Wasmeier Freilichtmuseum im Schnee.	Fotos: Dieter Schnöpf

Winter pur! Die Saisoneröffnung im vergangenen Jahr feierten die Besucher des Markus Wasmeier Freilichtmuseum im Schnee. Fotos: Dieter Schnöpf

München/Schliersee · Ostereier im Schnee? Nicht dieses Jahr, das steht fest. Wir feiern Ostern mit sommerlichen Temperaturen. Natürlich ist es schön für die Kinder, die Ostereier im Freien zu suchen und vielleicht kann der ein oder andere zum Kaffee das frisch gebackene Osterlamm sogar im Freien genießen.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

  • Markus Wasmeier-Kolumne
    Im Bauernhof- und Wintersportmuseum am Schliersee pflegt Markus Wasmeier, bekannt als Skirennläufer, das kulturelle Erbe seiner Heimat

Doch eigentlich war der Frühling schon etwas früh dran dieses Jahr. Eine alte Bauernregel zum Beispiel sagt: Vor dem Markustag (25. April) sich der Bauer hüten mag. Was soviel bedeutet, dass davor ausgesäte Pflanzen vielleicht doch noch dem Frost zum Opfer fallen könnten und man es sich schon zweimal überlegen soll, ob man das riskiert. Eine verlorene Aussaat war in den meisten Fällen existenzbedrohend. Bauernregeln waren früher also ein wichtiger Anhaltspunkt, denn einen zuverlässigen Wetterdienst hat es bis ins frühe 20. Jahrhundert nicht gegeben. Die Bauernregeln entstanden aus der langjährigen Erfahrung der Bevölkerung und wurden meist mündlich und um sie sich besser merken zu können in Reimform überliefert.

Dass diese Regeln nicht immer und wenn, dann oft auch nur sehr regional zutreffen, merken wir dieses Jahr besonders. Selten kann ich mich an einen so milden Winter erinnern. Doch was auf den ersten Blick positiv aussieht, ist für die Landwirtschaft nicht nur Segen. Denn es ist nicht nur warm, die Landwirte leiden momentan auch an zu wenig Niederschlag.

Die Bienen, denen mancher einen milden Winter wünscht, werden schon eher mit der Vermehrung der Varroa-Milbe konfrontiert und auch die Pflanzen kommen aus dem Rhythmus. Diese Unregelmäßigkeiten im Wetter bestimmen aber seit jeher die Landwirtschaft und man musste damit leben so gut es eben ging. Denn der Bauer war und ist dem Wetter einfach ausgeliefert. Da wundert es nicht, dass man auf übernatürliche Kräfte gesetzt hat und zu so manchen Heiligen gebetet hat und um Erfüllung seiner Wünsche bat. Einer von ihnen ist der heilige Georg, der kommende Woche am 23. April seinen Namenstag hat. Der Legende nach ist Georg als Märtyrer während der Christenverfolgung gestorben. Später, etwa im 13. Jahrhundert, kam die Drachentöter-Legende hinzu, die bis heute mit seinem Namen verbunden wird. Der Drache, den Georg besiegt, steht dabei für das Böse. Bekannte Drachentöterdarstellungen befinden sich zum Beispiel auf Schloss Neuschwanstein als Fresko oder in München an der Michaelskirche als Skulptur. Dieses während der Gegenreformation entstandene Bildnis soll gleichsam den Sieg der katholischen Kirche über den Protestantismus symbolisieren. Ob das dem heiligen Georg so recht ist? Ich weiß es nicht.

Der Bauer war und ist dem Wetter einfach ausgeliefert

Georg ist neben dem heiligen Leonhard der zweitwichtigste Patron der Bauern und zählt zum Kreis der beliebten 14 Nothelfer, zu denen auch der hl. Blasius und der hl. Ägidius gehören. Doch speziell der heilige Georg ist zuständig für das schöne Wetter, das im April notwendig ist um eine ertragreiche Ernte einzufahren, deshalb verwundert es nicht, dass dem Heiligen mit Pferdeumritten besonders gedacht wird.

Wie die Menschen der vergangenen Jahrhunderte ihren Rhythmus an das Wetter anpassten, das können Sie bei einem Besuch in unserem altbayerischen Dorf im Freilichtmuseum in Schliersee erleben. Hier sehen sie die historischen Arbeitsweisen in Landwirtschaft und Handwerk und natürlich unterliegen auch unsere Bauerngärten dem Wechsel der Jahreszeiten. Jetzt im Frühling, wo alles blüht, sind sie besonders reizvoll.

Zusätzlich darf ich Sie einladen, unsere Ostereieraustellung zu besuchen, in der wir noch bis zum 7. Mai handgefertigte Ostereier und Passionskrippen in den verschiedensten kunstvollen Variationen präsentieren.

Wenn Sie dann einmal probieren möchten, zu was traditionelles Handwerk imstande ist, dann besuchen Sie das altbayerische Wirtshaus zum Wofen mitten im Museumsdorf. Dort können Sie vom Bäcker frisch gebackenes Brot, selbstgebrautes Bier oder hausgemachte Kuchen genießen und die sogenannte »Gute alte Zeit« nicht nur sehen, sondern auch schmecken.

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 19.04.2014
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