Amselgewusel im Gras

Gründungstreffen der Bund Naturschutz-Kindergruppe in Unterschleißheim

Beim Amselspiel sammelten die Kinder bunt gefärbte Zahnstocher auf der Wiese am Berglwald. 	Foto: Bund Naturschutz

Beim Amselspiel sammelten die Kinder bunt gefärbte Zahnstocher auf der Wiese am Berglwald. Foto: Bund Naturschutz

Unterschleißheim · Großer Andrang beim Gründungstreffen der Kindergruppe des Bund Naturschutz (BN) Schleißheim am Berglwald: Kinder im Grundschulalter haben hier künftig die Möglichkeit, spielerisch Natur kennenzulernen.

Statt Kakao und Kuchen gab es für die rund 30 Kinder aus Ober- und Unterschleißheim Regenwürmer – natürlich keine echten, sondern symbolische. Beim Gründungstreffen der Kindergruppe spielten sie Amselpärchen, die ihre Küken füttern. Dazu mussten sie vom Spielfeldrand aus abwechselnd losrennen, um bunt gefärbte Zahnstocher zu sammeln. Nach zehn Minuten Gewusel war die Wiese »wurmfrei«. Fast zumindest: Rote und gelbe Hölzchen waren bei der Beute schwer in Überzahl, viele grüne lagen unentdeckt im Gras – nicht auffallen ist in der Natur offenbar nützlich.

Solche Einsichten ganz nebenher beim Spielen, Toben und Basteln im Freien zu vermitteln – das möchte der Bund Naturschutz mit seiner neuen Kindergruppe. Sie richtet sich an Kinder im Grundschulalter und wird vorerst einmal im Monat stattfinden. Das nächste Treffen findet am Samstag, 3. Mai, um 14.30 Uhr statt. Treffpunkt ist wieder am Eingang zum Berglwald.

Lange hatte die Ortsgruppe des Bund Naturschutz gerätselt, ob in einer Stadt wie Unterschleißheim mit ihren vielen Freizeitmöglichkeiten überhaupt Bedarf für ein zusätzliches, naturorientiertes Angebot besteht. Die Zweifel verflogen jedoch schnell, als sich auf der Wiese vor dem Berglwald nicht die erwarteten fünf oder zehn, sondern 30 Kinder samt Eltern einfanden. Was als kleine Kennenlern-Aktion gedacht war, hatte plötzlich Züge einer ausgewachsenen Familienfreizeit. Mit ein wenig Improvisation gelang es der Gruppenleiterin Angelika Spitzenberger und dem Hauptinitiator Tino Schlagintweit aber, die vorbereiteten Aktionen und Spiele dem neuen Rahmen anzupassen. Tatkräftig unterstützt wurden sie dabei von Kristin Diener, die sich im Vorfeld als weitere Betreuerin angeschlossen hatte und mit ihrem Jungen gekommen war.

Zu Beginn stellten sich alle Kinder im Kreis auf und bekamen laminierte Tierbilder. Dann hieß es: Alles was fliegen kann, kommt in die Mitte! Oder: Alles was kriecht! Oder: Alles was saugen kann! Anerkennend stellte Angelika Spitzenberger fest, dass die Kinder fast immer richtig lagen, selbst bei schwierigen Fragen wie »Alles, was säugen kann.«

Begeistert stürmten die Kinder auch los, als sie sich jeweils einen Baum oder Strauch für eine »Patenschaft der Jahreszeiten« aussuchen durften. Bei der Aktion werden die Kinder im Lauf des Jahres die Veränderungen an Laub, Blüten und Früchten beobachten. Jeder Baum bekam ein Etikett mit seinem Namen und dem des Paten. Zum Teil ließen sich die Bäume nicht eindeutig bestimmen, weil die Blätter noch nicht oder nur teilweise ausgetrieben waren – für die Kinder umso spannender, wenn sich um den »eigenen« Baum ein Rätsel rankt.

Voller Rätsel stecken Pflanzen und Tiere ohnehin, und voller Neugier die Kinder. Die kleine Mia wollte zum Beispiel wissen, warum ein Baum überhaupt Wasser braucht. Mit solchen nur scheinbar simplen Fragen lässt sich der gelernte Biologe und Wissenschaftsjournalist Tino Schlagintweit gerne löchern.

»Oft entdeckt man die Welt dabei selber ganz neu«, so Tino Schlagintweit. Eine ganz praktische Sache treibt ihn aber noch um: Im Lauf des Jahres soll die Kindergruppe einen alten Bauwagen als Domizil und Lager für Gesammeltes und Gebasteltes bekommen. Standort wird die städtische Wiese zwischen Berglwald und Ausgleichsflächen, die dadurch noch eine zusätzliche, naturpädagogische Funktion bekommt. Die Stadt kümmert sich bereits um die Beschaffung des Bauwagens, signalisiert aber, dass es schwer sei, einen zu finden.

Sehr erfreulich fand Angelika Spitzenberger den großen Zuspruch beim ersten Treffen. Als Pädagogin macht sie sich zwar ein wenig Sorgen wegen der Gruppengröße, ist sich aber sicher, dass das lösbar ist: »Wenn es nötig ist, bilden wir eben zwei Gruppen. Wir werden kein Kind heimschicken.« Tatsächlich sagten einige weitere Eltern spontan zu, künftig mitzuhelfen. Die Treffen sollen jeweils etwa zwei bis drei Stunden dauern. Im Mittelpunkt stehen je nach Jahreszeit Naturerleben, Experimentieren, kreatives Spielen und Basteln im Freien. Das Programm orientiert sich dabei an den bayernweit in über 160 Kindergruppen praktizierten und bewährten umweltpädagogischen Empfehlungen der JBN (Jugendorganisation des Bund Naturschutz)

Nähere Informationen bei Angelika Spitzenberger unter Tel. 310 11 29 oder im Internet unter: www.schleissheim.bund-naturschutz.de.

red

Artikel vom 15.04.2014
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...