Weiter heftiges Gezerre

Untergiesing/Harlaching · Wie sieht die Zukunft der Heimag-Siedlung aus?

Ob die Heimag-Siedlung in Harlaching abgerissen wird bleibt offen.	Foto: HH

Ob die Heimag-Siedlung in Harlaching abgerissen wird bleibt offen. Foto: HH

Untergiesing/Harlaching · Das eigenartig, bisweilen bizarr anmutende städtische Ränkespiel um Erhalt oder Abriss der städtischen Heimag-Siedlung in Harlaching findet offenbar kein Ende.

Weitere Artikel zum Thema

Wie von uns berichtet, hatte die Stadt im Juli vergangenen Jahres durch entsprechenden Stadtratsbeschluss und nach heftigen Protesten der rund 250 Mieter der Wohngebäude an der Ehlersstraße 2 bis 22 sowie an der Säbener Straße 179 bis 193 von einem zuvor geplanten Abriss der Traditionssiedlung am Saum des Perlacher Forstes Abstand genommen und den verunsicherten Bewohnern einen »langfristigen Erhalt« der Siedlung zugesichert. Doch nach aktuellen Erkenntnissen ist diese Zusage vonseiten der Stadt nur Makulatur. In der letzten Sitzung des örtlichen Bezirksausschusses Untergiesing-Harlaching übte Mietergemeinschafts-Sprecher Hermann Gilbhard heftige Kritik am Schlingerkurs der Stadt und ihrem Wohnbauunternehmen Gewofag.

»So lange wie irgend möglich erhalten« will die Gewofag die Harlachinger Gebäudezeilen, lässt sich Peter Scheifele als Leiter der Konzernkommunikation des städtischen Unternehmens zitieren. Das klingt durchaus nicht nach einer in Stein gemeißelten, langfristigen Bestandssicherung, wie sie die Mieter nach dem Stadtratsbeschluss zur 1955 erbauten Siedlung in Händen zu haben glaubten. Denn nach einer neueren Expertise zum Gesamtzustand läuft die Lebensdauer für die Häuser wohl spätestens 2025 ab. Die Gewofag argumentiert bei den Gebäuden vor allem mit potentiellen »Problemen der Statik«. Eine Einschätzung, die Mieter-Sprecher Hermann Gilbhard in der letzten BA-Sitzung erneut auf den Plan rief. »Wir wollen auch in den kommenden Jahren ruhig in unseren Häusern leben und brauchen endlich eine echte Sicherheit«, forderte Gilbhard mit Nachdruck. Eine Forderung, die auch der BA erneut nachhaltig unterstützte.

Harte Kritik von Baumgärtner

BA-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) kritisierte den Kurs der Stadt und der Gewofag hart. »Im Stadtrat wird eine Bestandssicherheit zumindest zwischen 20 und 30 Jahren suggeriert – offensichtlich, um das Thema totzuschweigen.« Angesichts der Bewertung der Expertisen durch die Gewofag könne von einer langfristigen Lösung zugunsten der Mieter jedenfalls nicht die Rede sein. Baumgärtner legte sogar noch nach: »Entweder will die Heimag den Stadtratsbeschluss umgehen oder ignoriert ihn.« Das Thema müsse schleunigst erneut in den Stadtrat getragen werden.

Günther Görlich (Freie Wähler) ging noch einen Schritt weiter. »Hier geht es vor allem um die Menschen, die betroffenen Mieter«, führte er aus. »Wir brauchen deshalb eine Garantie nicht für die Gebäude, sondern in erster Linie dauerhaftes Mietrecht für deren Bewohner.« Der BA forderte einstimmig nicht nur eine Neubefassung des Themas im Stadtrat – sondern stellte sich ebenso einmütig auch hinter die Forderung Görlichs. Ausdrücklich verlangte der BA ein Wohnrecht und eine Bestandssicherung der Immobilien von echter Dauerhaftigkeit. »Davon kann man nicht sprechen, wenn die Immobilien vielleicht schon in zehn Jahren abgerissen werden sollen«, so der Tenor im BA.

Immerhin signalisiert die Gewofag auch Verständnis für die Mieter. Sollten die Häuser aus Sicherheitsgründen abgerissen werden müssen, bekomme jeder Mieter eine Ersatzwohnung zum gleichen Mietzins, so die Gewofag. Zudem werde jeder Mieter mindestens zwei Jahre im Voraus informiert . »Keiner fliegt aus seiner Wohnung raus«, lässt sich Unternehmenssprecher Scheifele zitieren. Die Entscheidung über das weitere Procedere obliege ganz klar dem Stadtrat, räumte der Gewofag-Sprecher ein. Das letzte Kapitel im Langzeit-Streitfall jedoch dürfte längst noch nicht geschrieben sein. Harald Hettich

Artikel vom 14.04.2014
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...