Wie Junge glauben

Zentrum · Barbara Seidel ist »die Neue« in der Katholischen Jugendstelle

Tobias Lechner, Stefan Hubl und Barbara Seidel (v. l.) kümmern sich in der ­Katholischen Jugendstelle Innenstadt um Jugendliche. 	Jugendstelle Innenstadt

Tobias Lechner, Stefan Hubl und Barbara Seidel (v. l.) kümmern sich in der ­Katholischen Jugendstelle Innenstadt um Jugendliche. Jugendstelle Innenstadt

Zentrum · Man soll bloß nicht glauben, dass Jugendliche mit Gott und der Kirche überhaupt nichts mehr am Hut haben. Im Gegenteil. Das zeigen alleine die Zahlen der Teilnehmer an den regelmäßig stattfindenden Weltjugendtagen der katholischen Kirche.

Im Rekordjahr 1995 kamen beispielsweise über vier Millionen Jugendliche nach Manila, um unter anderem gemeinsam zu beten. Auch hierzulande muss man nicht lange suchen, um herauszufinden, dass Teenager ihren Glauben gerne leben: In Münchens Pfarreien finden sich Hunderte von Mädchen und Jungen, die sich dort engagieren. »Und wer in seiner katholischen Jugendarbeit vor Ort mal Unterstützung braucht, der kommt einfach zu uns. Wir helfen gerne«, sagt Barbara Seidel.

Die 29-Jährige Diplom-Pädagogin ist seit Aschermittwoch »die Neue« im Team der Katholischen Jugendstelle im Dekanat München-Innenstadt. Beheimatet ist diese Außenstelle des Erzbischöflichen Jugendamtes im Backsteingebäude an der Karlstraße 34, also in unmittelbarer Nachbarschaft mit der Pfarrei Sankt Bonifaz. Kaum kommt man herein, fällt der Blick auf eine Wand, die über und über mit Fotos behängt ist. Erinnerungen an die vielen Aktionen, zu denen die Katholische Jugendstelle regelmäßig einlädt, unter anderem zu den Dekanatsfußballturnieren, zu Taizé-Gebeten, zu Besinnungswochenenden und zu den sogenannten »Offenen Treffs«, zu denen sich auch Jugendliche gesellen können, die einfach Interesse an gemeinsamen Aktionen haben und mal »reinschnuppern« wollen. »Niemand soll sich ausgeschlossen fühlen. Wir wollen junge Menschen in ihrer Entwicklung begleiten und machen dabei keine Ausnahmen«, erläutert Seidel, die gemeinsam mit Jugendseelsorger Stefan Hubl und dem Theologiestudenten Tobias Lechner vor Ort ist. »Dieses Dasein für die jungen Menschen, auch das ist gelebter Glaube für uns.«

Zwar seien sie zuallererst Ansprechpartner in Fragen rund um die katholische Jugendarbeit, also etwa wenn es um Beratung bei der Finanzierung von geplanten Großveranstaltungen geht oder darum, bei Zeltlagern als Verantwortliche dabei zu sein. Doch würden die Jugendlichen auch oft und gerne das persönliche Gespräch suchen. Diese Erfahrung hat Barbara Seidel bereits an ihrem letzten Arbeitsplatz gemacht. Die vergangenen dreieinhalb Jahre war sie an der Katholischen Jugendstelle Rosenheim tätig, ebenfalls als Jugendpflegerin. »Auch Liebeskummer war immer wieder Thema«, erinnert sich die gebürtige Baden-Württembergerin. »Andere wiederum waren nicht mit ihrer Berufswahl zufrieden oder wussten überhaupt nicht, wohin sie sich auf dem Arbeitsmarkt orientieren sollten.«

Dass Seidel einmal einen Job wählen würde, in dem sie für Jugendliche da ist, war schon früh klar. Bereits nach ihrer Erstkommunion engagierte sie sich in der Kinder- und Jugendarbeit der Ministranten in ihrer Heimatpfarrei in Ellwangen. »Ich weiß, wie wichtig es ist, dass Jugendliche in ihrem Engagement nicht alleine gelassen werden«, sagt sie. »Wir mussten uns damals alleine durchkämpfen. Da hätten wir uns manches Mal sicher leichter getan, wenn wir Ansprechpartner gehabt hätten.« Heutzutage seien diese Ansprechpartner dringender denn je. Waren etwa noch vor 30 Jahren in vielen Pfarreien vor allem die Kapläne für die Jugend zuständig, fehlen diese inzwischen vielerorts. Und selbst der engagierteste Pfarrer könne sich selten ausreichend um die Belange der Jugendlichen kümmern, sondern müsse für alle Gruppen in der Gemeinde ein offenes Ohr haben. Im Jugendhaus können neben den Räumen der Jugendstelle auch noch das Jugendcafé und der Bolzraum genutzt werden. Auch der Meditationsraum erfreut sich großer Beliebtheit. »Viele Jugendliche stehen so sehr unter Strom, dass sie es sehr genießen, endlich zur Ruhe kommen zu können«, berichtet Seidel.

Aber auch das sei Realität: Trotzdem Jugendliche insbesondere durch die Schule sehr ausgelastet sind, würden sie sich gerne ehrenamtlich engagieren. »Etwas für andere zu tun, spielt für viele eine große Rolle«, bestätigt Stefan Hubl. Und wie nun ist es mit Gott? Welchen Stellenwert hat er? »Jugendliche glauben nach wie vor, doch sie drücken es anders aus«, so Hubl. Die meisten könnten mit kirchlicher Sprache nicht mehr so viel anfangen. »Sie sprechen lieber von einer Kraft oder Macht, die sie begleitet und glauben weniger an einen personalen Gott.« Seine Aufgabe sieht der Jugendseelsorger unter anderem darin, gemeinsam mit den Jugendlichen deren Glauben zu entdecken. »Ich will ihnen nichts Vorgefertigtes aufdrücken.« Vor allem aber geht es darum, den Glauben zu leben. »Christsein ist eine Lebenshaltung«, sagt Hubl. Seidel nickt bestätigend. »Man drückt es im Tun aus, wie man auf Menschen zugeht und ihnen begegnet«, sagt sie.

Einmal im Monat finden in der Jugendstelle Innenstadt offene Treffen statt mit unterschiedlichen Themen. Am Mittwoch, 9. April, um 18.30 Uhr sind alle Interessierten herzlich eingeladen zu dem Themenschwerpunkt »Brettspiele«.

Informationen auf der Homepage www.jugendstelle-innenstadt.de, Kontaktaufnahme auch direkt vor Ort an der Karlstraße 34, oder unter der Telefonnummer 55 17 13 60/-3 62. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 01.04.2014
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