Die selben Wurzeln

Grafinger Feuerwehr und Sportler feiern 150-jähriges Jubiläum

Feuerwehrkommandant Georg Schlechte (l.) und Museumsleiter Bernhard Schäfer mit Relikten aus 150 Jahren Feuerwehrgeschichte.	Foto: Sybille Föll

Feuerwehrkommandant Georg Schlechte (l.) und Museumsleiter Bernhard Schäfer mit Relikten aus 150 Jahren Feuerwehrgeschichte. Foto: Sybille Föll

Grafing · Dass der TSV und die Freiwillige Feuerwehr (FFW) Grafing im selben Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiern ist kein Zufall. Denn ihre Wurzeln liegen in ein und demselben Verein: der Turner-Feuerwehr, die im Jahre 1864 in Grafing gegründet wurde.

Ziel war die körperliche Ertüchtigung der »Steiger«, die zur Brandlöschung auf hohe Leitern kraxeln mussten. Erst fünf Jahre später, 1869, trennten sich die Wege der Sportler und der Floriansjünger und es entstanden zwei eigenständige Organisationen: der Turnverein Grafing und die FFW Grafing. Das Jubiläum nahm das Grafinger Museum unter der Leitung von Bernhard Schäfer zum Anlass, die einmalige Vereinsgeschichte in einer Ausstellung zusammenzufassen und zu präsentieren.

In vier Räumen sind über 100 Exponate zu sehen, die aus Beständen des Museums, der Vereine oder auch von Bürgern stammen. Aus dem 19. Jahrhundert beispielsweise ist ein lederner Kübel, in dem Löschwasser getragen wurde. »Jeder, der Grafinger Bürger werden wollte, musste einen solchen Behälter mitbringen«, erläutert Schäfer bei der Vorbesichtigung. In einer Vitrine liegen andere Behälter, die aussehen wie Baseball-Schläger. »Das sind Vorläufer unserer Feuerlöscher«, sagt der Historiker, »sie wurden mit einer Art Backpulver gefüllt«. Wie das Pulver wieder herausgebracht wurde, sei nicht belegt. Ausgestellt sind außerdem eine Fahne der Jugendfeuerwehr, die 1932 gegründet wurde, historische Dokumente und Bekleidungsstücke sowie eine Löschspritzpumpe aus den 30er-Jahren.

Die Geschichte des TSV Grafing ist ebenfalls mit vielen sehenswerten Exponaten dokumentiert, wie zum Beispiel einem Modell der Turnhalle, die 1924 gebaut wurde. Auf einem Foto aus dieser Zeit sind Turner auf dem Dach zu erkennen, die ohne Netz dort akrobatische Vorführungen boten. Um den Bau zu finanzieren, spielten sie sogar Theater auf dem Marktplatz. Daraus entstanden die Varietés, die noch heute fest im Faschingsprogramm etabliert sind. Einer der »Pausen-Clowns« ist Hermann Holzmann, seit 1997 Vorsitzender des TSV Grafing. »Leider reichte das Geld trotzdem nicht und 1938 musste die Halle an die Gemeinde verkauft werden«, erzählt er. 1949 wurde sie zurückgekauft, 1983 aber erneut an die Stadt abgetreten, die sie schließlich abriss und auf dem Grundstück die Grafinger Stadthalle errichtete.

Unter dem Zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1945 litten beide Organisationen: Die FFW wurde zur »Feuerschutzpolizei« umfunktioniert und musste sich neuen Regeln unterwerfen, der Turn- und Sportverein, wie er sich nach der Gründung einer Fußballabteilung seit 1935 nannte, durfte gar nicht mehr aktiv sein. Nach dem Krieg rührten sich die Fußballer als Erste und gründeten 1945 den »Fußball Club Grafing«, der zwei Jahre später nach der Neugründung des TSV wieder in den Hauptverein integriert wurde. 1956 kamen die Handballer dazu. Ein unbenutztes, erstes Trikot der Abteilung ist in der Ausstellung ebenso zu sehen wie der erste Pullover des Torwarts. »Er war ihm jedoch zu klein und deswegen bekam ihn später die Torwartin der Damenmannschaft«, erzählt Schäfer.

Noch heute sind beide Organisationen freundschaftlich miteinander verbunden. »Wir unterstützen uns gegenseitig, wenn der andere Hilfe braucht, oder gehen gemeinsam zum Starkbierfest und anderen Veranstaltungen«, sagt Holzmann. »Wir turnen aber nicht mehr zusammen«, räumt Feuerwehrkommandant Georg Schlechte grinsend ein. Auch die Jubiläumsfeiern finden getrennt statt: Der TSV beginnt an dem Wochenende vom 16. bis 19. Mai, die Floriansjünger folgen im Sommer, vom 27. bis 30. Juni. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.tsv-grafing.de und unter www.feuerwehr-grafing.de.

Die Ausstellung ist ab sofort bis 26. Juni zu besichtigen, die Öffnungszeiten des Museums in der Bahnhofstraße 10 sind Sonntag von 14 bis 16 Uhr und Donnerstag von 18 bis 20 Uhr. Außerdem gibt es ein Begleitprogramm mit Vorträgen und Führungen. Die nächste Veranstaltung ist ein Archivstammtisch in der Gaststätte »Zum Heckerbräu« am Donnerstag, 27. März, um 19.30 Uhr, bei dem Schäfer über das »Grafinger Feuerlöschwesen im 19. Jahrhundert« berichtet. Sybille Föll

Artikel vom 25.03.2014
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