Nach schwerer Krankheit verstarb die Zweite Bürgermeisterin mit 72 Jahren

Gerlinde Würfl. Foto: Gemeinde Haar

Haar · Die Gemeinde Haar trauert um ihre frühere Zweite Bürgermeisterin Gerlinde Würfl. Sie verstarb am 20. März mit 72 Jahren nach schwerer Krankheit.

Die kommunalpolitische Bühne betrat Gerlinde Würfl 1972 zeitgleich mit Helmut Dworzak. Bis zu ihrem Wegzug 2006 nach Kirchseeon gehörte die SPD-Politikerin dem Gemeinderat an, von 1978 bis 1990 als Dritte, von 1992 bis zu ihrem Ausschei- den als Zweite Bürgermeisterin. 1984 errang Würfl ein Kreistagsmandat, das sie ebenfalls bis 2006 ausfüllte.

Geboren wurde Gerlinde Würfl 1942 in Markt Hofkirchen an der Donau als viertes von fünf Kindern. 1961 kam sie nach München und absolvierte am Bezirkskrankenhaus Haar ihre Ausbildung zur Krankenschwester. 1968 zog sie mit Ehemann Robert nach Gronsdorf. 1970 kam Töchterchen Vera zur Welt. Das damals gängige Frauenbild wollte die junge Mutter nicht bedienen. Sie trat in die SPD ein und machte sich stark für mehr Gleichberechtigung. Gerlinde Würfl war die erste Frau in Haar, die 1978 für den Chefposten im Rathaus kandidierte. Zwar unterlag sie dem damaligen Amtsinhaber Wiily Träutlein und Mitbewerber Hans Stießberger senior, ihr politischer Kampfgeist blieb aber ungebrochen. Sanierung der Ortsmitte, Erhalt des Rathauses, Maria-Stadler-Haus, kommunale Kindergärten: an allen entscheidenden Weichenstellungen der Ortsentwicklung hat Gerlinde Würfl mitgewirkt. Der Volkshochschule war sie besonders verbunden, seit 1974 Mitglied und von 2006 bis zuletzt Zweite Vorsitzende.

Vielen Haarern wird Gerlinde Würfl als die Grande Dame in Erinnerung bleiben, die sie war: Groß gewachsen, stets elegant und stilsicher gekleidet, dabei warmherzig, offen und den Menschen zugewandt. Sie war gern gesehener Gast bei Vereinen und geschätzte Gesprächspartnerin in politischen Gremien. Mit Leidenschaft und Verve hat Würfl ihre Ehrenämter und ihren Beruf als Leiterin eines Seniorenheims ausgeübt. Für ihre Überzeugungen ist sie eingestanden und hat nie das klare Wort gescheut. Diese Geradlinigkeit hat ihr Respekt verschafft bei Parteigenossen, beim politischen Gegner und in der Bürgerschaft. »Sie hat ihre Aufgaben im besten Sinne ausgefüllt«, sagt Bürgermeister Helmut Dworzak »hart in der Sache und herzlich mit den Menschen.« Für ihre »hervorragenden Verdienste« um Haar hat ihr der Gemeinderat 2006 die Bürger-Medaille in Gold verliehen, die an höchstens zehn lebende Personen vergeben werden darf. Für ihr parteipolitisches Wirken erhielt sie 2005 die Willy-Brandt-Medaille.

»Mein Herz bleibt in Haar«, hat Gerlinde Würfl vor dem Umzug nach Kirchseeon gesagt. Ihre letzten Monate hat sie wieder in ihrer alten Heimat verbracht – im Maria-Stadler-Haus, umsorgt von ihrer Familie und alten Weggefährten. Eine heimtückische Krankheit hat der einst so starken Frau zunehmend die Kraft geraubt. Dass ihre Parteifreundin Gabriele Müller die Bürgermeisterwahl vor wenigen Tagen für sich entscheiden konnte, hat Gerlinde Würfl nicht mehr aktiv miterlebt. Sie wäre stolz gewesen, der ersten Haarer Bürgermeisterin gratulieren zu können. Die Beerdigung wird voraussichtlich am Freitag kommender Woche im Waldfriedhof stattfinden. Näheres ist uns noch nicht bekannt.

Artikel vom 24.03.2014
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