20 Jahre Böller

Ebersberg · 150 Schützen lassen es bei der Jubiläumsfeier richtig krachen

Die 1. Böllerschützen der Königlich privilegierten Schützengesellschaft Ebersberg vor heimischer Kulisse. Das älteste Mitglied Sebastian Angermeier (2.v.l., vorne) verstarb im Juli 2013.	Foto: Verein

Die 1. Böllerschützen der Königlich privilegierten Schützengesellschaft Ebersberg vor heimischer Kulisse. Das älteste Mitglied Sebastian Angermeier (2.v.l., vorne) verstarb im Juli 2013. Foto: Verein

Ebersberg · Die 1. Böllerschützen Ebersberg werden in diesem Jahr 20 Jahre alt. Am Samstag, 5. Juli, soll das Jubiläum im Vereinslokal »Zur Gass« in Egglsee gebührend gefeiert werden, die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren.

19 Vereine aus der Region sind eingeladen, von Freising und Haag im Norden bis Griesstätt im Süden. »Insgesamt werden wir mindestens 100 bis 150 Schützen sein, die es richtig krachen lassen«, sagt Schriftführer Alois Kapfhammer, der mit der Organisation der Feier betraut wurde. Wo es krachen wird, steht noch nicht fest. »Wir brauchen viel Platz, denn zwischen jedem Schützen muss ein Abstand von zwei Metern sein«, erklärt er. Die Wiese hinter dem Vereinslokal wäre geeignet, aber nur, wenn es nicht regnet. Sonst müsse man auf die Straße am Ortsausgang ausweichen. Auch ob der gesundheitlich angeschlagene Bürgermeister bis dahin wieder fit ist, um das Kommando zu geben, ist noch nicht sicher. »Wir hoffen es aber«, so Kapfhammer.

Walter Brilmayer wird dann drei Fahnen schwenken dürfen: Gelb bedeutet, Schießpulver in die Schäfte einfüllen und den Korken aufsetzen. Grün ist das Zeichen zum gemeinsamen Dämmen, das heißt, der Korken wird festgedrückt. Rot: alle Mann fertig zum Schuss! Senkt er die Fahne, sollten sich die Zuschauer die Ohren zuhalten. Zwischen 80 und 130 Dezibel Lautstärke produziert so ein Böllerschießen, das ist lauter als eine Kettensäge in einem Meter Entfernung. Und am 5. Juli darf jeder Schütze gleich fünfmal abfeuern.

Wie oft und in welcher Konstellation geknallt wird, legt der Erste Schussmeister vor jedem Ereignis neu fest. Die Varianten reichen vom langsamen oder schnellen Reihenfeuer von links oder von rechts bis zum gemeinsamen Salut. Ob Sonnwendfeier, Volksfesteröffnung, Beerdigungen, Hochzeiten und Geburtstage oder Fahnenweihen: Der Auftritt der Böllerschützen ist nicht nur lautstark, sondern bekundet vor allem Ehrerbietung oder Lebensfreude, je nach Anlass.

16 Aktive zählen die »1. Böllerschützen der Königlich privilegierten Feuerschützengesellschaft Ebersberg«, wie der volle Name lautet. Denn der Verein ist eine Sparte der gleichnamigen Schützengesellschaft – ein Umstand, der 2005 zur Spaltung der Mitglieder führte. Seitdem hat die Kreisstadt zwei Böllerschützenvereine.

Die Gründer des ersten waren acht junge Burschen aus Ebersberg, darunter Alois Kapfhammer, denen bei einer gemütlichen Stammtischrunde im Sommer 1993 die Idee kam, einen Böllerschützenverein ins Leben zu rufen. Zu diesem Zeitpunkt gab es kaum andere Gruppen dieser Art in der näheren Umgebung.

So einfach ging das jedoch nicht. Um die erforderliche Berechtigung zum Schießen mit Böllern, Standböllern und Kanonen zu erwerben, mussten sie zunächst einen Lehrgang absolvieren und eine Erlaubnis beim Landratsamt Ebersberg beantragen.

»Das Schießen ist keine Gaudi, wir tragen große Verantwortung«, erklärt Kapfhammer. Einem Neuling sei beim Abfeuern mal der Hut weggeflogen, weil er nicht mit dem Rückschlag des Handböllers gerechnet hatte. »Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Mitglieder gut ausgebildet und verantwortungsbewusst sind«, betont der Mitbegründer.

Die Wartezeit für die Genehmigung nutzten die Burschen, sich schon mal auszustaffieren. Einer von ihnen besaß eine »Chiemgauer Tracht«. »Die schöne forstgrüne Joppe (Jacke) mit den echten Hirschhornknöpfen gefiel uns gut und so haben wir sie von einem Miesbacher Trachtenhaus maßgeschneidert anfertigen lassen«, erinnert sich Kapfhammer. Das »Laiberl«, eine kurze Weste, wurde bei einer anderen kleinen Trachtenschneiderei im Landkreis Traunstein in Auftrag gegeben, den mit Filz überzogenen »Aschauer Hut« ließen die Ebersberger in einer namhaften Hutmacherei in Prien am Chiemsee herstellen. »Neue Mitglieder bei uns können nur noch etwas Ähnliches bekommen, weil es den Stoff für die Jacke und auch den Schneider gar nicht mehr gibt«, sagt Kapfhammer.

Im Sommer 1994 konnte dann endlich der Verein mit damals 23 aktiven Böllerschützen gegründet werden. Ins Jubiläumsjahr starten die 1. Böllerschützen mit Optimismus, denn erst im vergangenen Jahr kamen drei neue Mitglieder hinzu. Das bewährte Führungsteam bleibt für die nächsten zwei Jahre im Amt: Der erste Schussmeister Peter Binder und sein Stellvertreter Sepp Schauberger, Schriftführer Alois Kapfhammer und Kassier Hans Binsteiner wurden bei den Wahlen vergangene Woche allesamt in ihren Ämtern bestätigt. Sybille Föll

Artikel vom 18.03.2014
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