Rot dominiert weiter

Gabriele Müller ist neue Bürgermeisterin von Haar

Der bis Mai amtierende Gemeindechef Helmut Dworzak gratuliert der künftigen Haarer Bürgermeisterin Gabriele Müller. 	Foto: ikb

Der bis Mai amtierende Gemeindechef Helmut Dworzak gratuliert der künftigen Haarer Bürgermeisterin Gabriele Müller. Foto: ikb

Haar · Die Ära der sozialdemokratischen Führung in der roten Hochburg Haar setzt sich fort: Gabriele Müller wurde mit 55,8 Prozent (4126 Stimmen) zur neuen Bürgermeisterin gewählt.

Kommunalwahlen 2014 im Großraum München

CSU-Kandidat Thomas Reichel erzielte 44,2 Prozent (3270 Stimmen). Der Vorsprung der SPD-Frau ist mit mehr als elf Prozent – die Wahlbeteiligung betrug 49,2 Prozent – recht deutlich. Doch bei Abstimmungen im Gemeinderat ist Müller, die auf den mehr als zwei Jahrzehnte amtierenden Helmut Dworzak folgt, auf Unterstützung angewiesen. Denn die SPD büßte gegenüber 2008 zehn Prozent ein, verlor die absolute Mehrheit, stellt im Kommunalparlament künftig zehn Vertreter (bisher 13) – jeweils plus Bürgermeister. Die CSU verbessert sich um ein Mandat auf zehn, die Grünen legten ebenfalls um einen auf drei Sitze zu und die Freie Wählergemeinschaft (FWG) entsendet ab Mai einen Lokalpolitiker.

Ganz in blendendem Rot, in einem schicken Kostüm, eroberte Gabriele Müller kurz nach 19 Uhr die meisten der Gäste der Wahlparty im Bürgerhaus. Tosender Beifall brandete auf. Das Ergebnis – live aus dem Rathaus übertragen – stand bis auf die Stelle hinterm Komma fest, 21 der 23 Stimmbezirke waren bereits ausgezählt. Als Punkt 19.25 Uhr das Endergebnis auf der Leinwand flimmerte, reagierte Dworzak blitzschnell, umarmte und herzte strahlend seine Wunschnachfolgerin, überreichte einen Strauß roter Nelken. »So ein Übergang nach so vielen Amtsjahren ist immer schwierig, das ist eine Weichenstellung über Jahre hinaus«, konstatierte erleichtert der Rathaus-Chef. Und angesichts der Tatsache, dass »die Konservativen bei Land- und Bundestagswahlen regelmäßig die Mehrheit erzielen, ist Müllers Sieg eine Anerkennung für die gute SPD-Arbeit auf lokaler Ebene.«

Die von den Genossen nur »Gabi« genannte strahlte: »Ich bin sehr erleichtert, ich danke meinem großartigen Team, das wahnsinnig viel gearbeitet hat. Unser sachlicher Wahlkampf war richtig, hat sich ausgezahlt. Wir konnten dabei auf eine lange erfolgreiche Arbeit aufbauen.« Zur Wahlbeteiligung meinte sie: »Die hätte ich höher erwartet, ich hätte mir a bisserl mehr gewünscht.« Die Wahlbeteiligung hatte zuvor für Entsetzen gesorgt. Sie schwankte bis zur Auszählung der Briefwahlbezirke um die 30 Prozent. »Das ist ziemlich frustrierend, ja verwunderlich, da doch ein Neuanfang ansteht, ich bin extrem enttäuscht«, wertete SPD-Fraktionschef Alfons Meindl. Doch mit den Meldungen aus den Briefwahllokalen stieg die Rate dann stetig bis knapp unter die 50-Prozent-Marke. Im Raum »Sport- und Freizeitpark« verzeichnete Müller mit fast 70 Prozent ihr bestes Ergebnis. Das beste Resultat von Thomas Reichel erzielte er im Raum »Bauhof Ottendichl« mit knapp 54 Prozent.

Er erwies sich als fairer Zweiter und überreichte direkt nach Eingang des Endergebnisses Blumen mit den Worten »Frau Bürgermeisterin, ich gratuliere!« Der amtierende, 37-jährige CSU-Sprecher im Gemeinderat war als erster Politiker zur Party erschienen, war optimistisch und diskutierte mit den Journalisten. Seine wie auch die Prognose von CSU-Geschäftsführer Alois Rath zum Ausgang lautete: »Im Spektrum zwischen 45 und 55 Prozent«. Für wen, das indes hatte der bestens gelaunte Reichel offen gelassen. Nach der Auszählung bekannte er: »Ich habe mir schon mehr erhofft, mein Ziel war 50 Prozent plus eine Stimme.«

Auf eine starke Mannschaft im Gemeinderat – darauf hofften in der Nacht Müller wie Reichel. Stärkste Partei bleibt – zwar bei großen Abstrichen – mit 41,7 Prozent (68.954 Stimmen) und zehn Mandatsträgern die SPD. Vertreten sind künftig ausnahmslos die bisherigen Räte (Reihenfolge nach Stimmenzahl): Katharina Dworzak, Traudl Vater, Alexander Zill, Alfons Meindl, Thomas Fäth, Horst Wiedemann, Ingrid Fäth, Peter Ziegler, Vera Würfl und Cherin Sakkal. Die amtierende Manuela Fürnrieder verfehlte um sechs Stimmen ihr Ziel der Wiederwahl.

Lediglich 0,5 Prozent weniger als die SPD erreichte die CSU mit 41,2 Prozent (68.181 Stimmen) und somit ebenfalls zehn Vertreter im Ortsgremium (Reihenfolge nach Stimmenzahl): Thomas Reichel, Paul Wieser, Gerlinde Stießberger, Dieter Liebold (neu; von Listenplatz 17 vorgerückt), Dietrich Keymer, Stefan Dümig (neu; von Listenplatz 15 vorgerückt), Andreas Rieder, Werner Pflanzelt, Alois Rath und Bettina Endriß-Herz (beide neu). Susanne Böhm gelang der Wiedereinzug mit Platz 12 nicht. Die Grünen stellen künftig das als Ziel ausgegebene Trio im Gemeinderat: Den amtierenden Fraktionssprecher Mike Seckinger mit großem Abstand auf Rang eins, dazu wie bisher Werner Kozlik und die »Neue« Petra Tiedemann. Die Freie Wählergemeinschaft (FWG), die 2008 nicht angetreten war, wollte zwei Gemeinderäte ins Kommunalparlament bringen, doch einzig Antonius van Lier hat es geschafft. ikb

Artikel vom 18.03.2014
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