Visitenkarte Kunst

Was sich rund um Maxvorstadt und Schwabing ändern könnte

Das Bürgergutachten zum Kunstareal hat Auswirkungen auf Schwabing und Maxvorstadt. Oskar Holl (kl. Foto o. l.) ist für gekennzeichnete Wege, Werner Lederer-Piloty (kl. Foto o. r.) für eine Verkehrsberuhigung.	Fotos: sf/privat/scy

Das Bürgergutachten zum Kunstareal hat Auswirkungen auf Schwabing und Maxvorstadt. Oskar Holl (kl. Foto o. l.) ist für gekennzeichnete Wege, Werner Lederer-Piloty (kl. Foto o. r.) für eine Verkehrsberuhigung. Fotos: sf/privat/scy

Schwabing/Maxvorstadt · Sieben Hochschulen, 16 Museen und Ausstellungshäuser, 40 Galerien und andere Kultureinrichtungen bilden ein dichtes Kunst-, Kultur- und Wissenskonglomerat rund um die Münchner Pinakotheken in Maxvorstadt und an der Grenze zu Schwabing. Doch erkennbar ist dies nicht.

Dabei ist das 66 Hektar große Kunstareal laut Oberbürgermeister Christian Ude Münchens »Visitenkarte« und für die Bewohner ein Stück Heimat – allerdings ein verbesserungswürdiges: Zu viel Verkehr, zu wenig Orientierungshilfen und keine erkennbare Einheit: Das sind die Hauptkritikpunkte der 105 Bürger, die im vergangenen Jahr von der Stadt München nach dem Zufallsprinzip ausgesucht und eingeladen worden waren, ein Bürgergutachten zu erstellen – das erste seiner Art, das die Landeshauptstadt initiiert hat. Es ist das i-Tüpfelchen auf dem seit 2009 andauernden Prozess, den der Freistaat Bayern und die Landeshauptstadt München angestoßen haben, um das Areal in seiner Gesamtheit zu stärken und attraktiver zu gestalten. Das Ergebnis, das die Bürgervertreter am 25. Februar Bürgermeister Christian Ude und Stadtbaurätin Elisabeth Merk überreichten, wird demnächst dem Stadtrat vorgestellt.

Das 100 Seiten umfassende Dokument enthält neben einer detaillierten Beschreibung des viertägigen Beteiligungs-Prozesses im September vergangenen Jahres Leitlinien und konkrete Maßnahmenvorschläge. Auf dem ersten Platz rangiert ein Ausbau des Fahrrad- und Fußwegenetzes, eine bessere Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel sowie weniger Verkehr und weniger Straßen, die das Viertel zerschneiden. Ein Vorschlag ist, die Einbahnstraßenregelung in der Gabelsberger-, Türken- und Theresienstraße aufzuheben. Denkbar wäre auch, die Arcisstraße in einen Fußgängerboulevard umzuwandeln und gleichzeitig dort in der Mensa der Technischen Universität (TU) ein zentrales Ticket- und Informationszentrum einzurichten. Damit wäre schon ein wichtiger Punkt der nächsten Leitlinie abgedeckt: »Gemeinsam erreichen wir mehr – Kooperation statt Revierdenken.« In der Praxis bedeutet dies eine Vernetzung der einzelnen Häuser und ein einheitliches Auftreten nach außen. Ebenso wichtig ist den Bürgervertretern, Freiräume für alle Nutzer zu schaffen. Alle Beteiligten – vom Besucher bis zum Mitarbeiter – sollen sich mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen im Kunstareal wiederfinden und ihre Vorstellungen verwirklichen können. Insgesamt wünschen sie sich, dass sich das Kunstareal zu einem interaktiven, spannenden Erlebnisraum für eine Vielfalt an Nutzern entwickelt. Dazu gehört laut den Bürgern auch unbedingt eine ansprechendere Gestaltung der Freiflächen.

Die großen Grünflächen mit altem Baumbestand könnten mehr Farbe und Vielfalt vertragen, zusätzliche Ruhezonen und Sitzmöglichkeiten würden Besucher eher zum Verweilen einladen. Ein Leitsystem müsse für eine bessere Orientierung sorgen, beispielsweise rote Schilder für Kunst, grüne für Kultur und blaue für Wissen. »Die Ergebnisse decken sich in etwa mit den Ideen der Arbeitsgruppe des Bezirksausschusses, die wir in den letzten zwei Jahren gesammelt haben«, erklärt Oskar Holl (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Maxvorstadt (BA 3).

Die Aufhebung der Einbahnregelung sei schon lange ein Thema und der BA möchte sogar Tempo 30 im gesamten Viertel. Die bessere Erreichbarkeit beginnt für das Gremium schon in der Altstadt: »Für Touristen muss bereits am Hauptbahnhof erkennbar sein, wie sie zum Kunstareal gelangen«, sagt Holl. Auch gekennzeichnete Wege für Fußgänger fehlten, beispielsweise von der Markuskirche aus. Werner Lederer-Piloty (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann (BA 12), hält die Verkehrsberuhigung für eine gute Idee, befürchtet jedoch Auswirkungen auf den gesamten Verkehr in den umliegenden Stadtgebieten. »Da sollte die Stadt unbedingt professionelle Verkehrs- und Stadtentwickler mit ins Boot holen, denn wenn man an einer Schraube dreht, drehen sich bekanntlich viele andere mit«, warnt er.

Bei der Übergabe des Gutachtens kündigte Merk an, den Stadtrat noch in diesem Jahr mit der Aufhebung der Einbahnstraßenregelung im Kunstareal zu befassen. Ende des Jahres werde dann der Stadtrat beschließen, wie das Referat für Stadtplanung und Bauordnung mit den Ideen insgesamt umgehen soll. Diese würden noch vor der Sommerpause bei einer größeren Veranstaltung öffentlich vorgestellt, so Merk.

Die Vorgeschichte, den genauen Ablauf des Verfahrens sowie die Ergebnisse des Bürgergutachtens können unter www.buergergutachten.com eingesehen werden. Sybille Föll

Artikel vom 11.03.2014
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