Flüchtlinge fasten unfreiwillig

Freimann · Schüler in der Unterkunft verpassen Essensausgaben

Die Bayerische Ärzteinitiative hat exemplarisch ein Lunchpaket fotografiert. 	Foto: VA

Die Bayerische Ärzteinitiative hat exemplarisch ein Lunchpaket fotografiert. Foto: VA

Freimann · Die Bayerische Ärzteinitiative für Flüchtlingsrechte informiert: »Nicht nur zur Fastenzeit gibt es Hunger in der Bayernkaserne.«

Noch immer lebten etwa hundert unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in München außerhalb der Jugendhilfe in den Erstaufnahmeeinrichtungen Bayernkaserne und Baierbrunner Straße unter Bedingungen, die das Kindeswohl gefährden, so die Pressemitteilung.

Seit Jahresbeginn hätten die Jugendlichen ein zusätzliches Problem: Hunger. Bei einem Besuch der Ärzteinitiative gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten Christine Kamm (Grüne) am 7. Januar teilten ihnen somalische Jugendliche mit, dass es auf Grund der Essensausgabezeiten in der Kantine für Schüler nicht möglich sei, sich Frühstück und Mittagessen zu holen und trotzdem pünktlich in der Schule zu sein. Seitens der Regierung von Oberbayern wurde rasche Abhilfe versprochen.Diese bestand in so genannten »Lunchpaketen«, die aber den alten Essenspaketen sehr ähnlich sehen. Eine vollwertige und abwechslungsreiche Ernährung über längere Zeit sei damit aus jugendärztlicher Sicht nicht möglich. Die Jugendlichen nahmen diese Pakete auch nicht mehr an, viele klagten über Hunger. Sie kauften von ihrem knappen Taschengeld zusätzliches Essen. Die Schulen gaben den Betreuern die Rückmeldung, dass die Schülern sehr unkonzentriert, reizbar, müde, hungrig seien.

Nachdem die Ärzte dies Anfang Februar den Verantwortlichen mitgeteilt hatten, wurden die »Lunchpakete« eingestellt. Jetzt können die Jugendlichen sich morgens Brote machen – die dann bis zum Abendessen reichen müssen. Ergebnis: Sie haben immer noch Hunger.

»Da es der Regierung von Oberbayern offensichtlich nicht gelingt, diese untragbaren Zustände ohne öffentlichen Druck zu verbessern, wenden wir uns wieder an die Presse. Wir fordern den sofortigen Zugang zu einer ausreichenden und angemessenen Ernährung für alle jugendlichen Flüchtlinge«, so die Initiative.

Dies könne durch zwei Maßnahmen einfach und sofort erreicht werden: Verlängerung der Essensausgabezeiten am Mittag und Erweiterung des Obst- und Gemüseangebots oder die Ausgabe von Essengeld zumindest für diejenigen, die lange Schultage haben und das Mittagessen dann nicht auf dem Kasernengelände einnehmen können.

Artikel vom 11.03.2014
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