Eingreifen gefordert

Im Stadtbezirk Bogenhausen gibt es zu wenig Pflegeplätze

Der Vorsitzende der Senioren-Union, Manfred Högel, appelliert an die Fürsorgepflicht der Stadt und fordert mehr Pflegeplätze für Bogenhausen.	Foto: Sybille Föll

Der Vorsitzende der Senioren-Union, Manfred Högel, appelliert an die Fürsorgepflicht der Stadt und fordert mehr Pflegeplätze für Bogenhausen. Foto: Sybille Föll

Bogenhausen · Der blaue Balken mit der Überschrift »Jobs & Karriere« sticht dem Besucher der Münchenstift-Homepage gleich ins Auge. Dennoch hat das Unternehmen Probleme, Pflegepersonal für seine Heime zu finden.

Der Grund: Die Mietpreise in München sind hoch und es herrscht allgemeiner Fachkräftemangel. Rund 20 Fachkräfte fehlen im Haus an der Effnerstraße in Bogenhausen, daher konnten laut Geschäftsführer Siegfried Benker 50 der bestehenden 174 Pflegeplätze nicht belegt werden. Sie sollen nun in 26 betreute Wohneinheiten mit Service umgewandelt werden. Der dritte Stock ist bereits leergeräumt, die 46 Bewohner wurden in den unteren beiden Stockwerken in anderen Wohnungen untergebracht. Voraussichtlich im April beginnen die Bauarbeiten, im Sommer sollen sie abgeschlossen sein.

Als die Pläne im Dezember vergangenen Jahres bekannt wurden, war ein Aufschrei durch alle Parteien gegangen. Denn im Stadtbezirk Bogenhausen herrscht ohnehin schon ein Mangel an Pflegeplätzen. Die SPD im Bezirksausschuss stellte sofort einen Dringlichkeitsantrag, wonach alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden sollten, die Pläne zu verhindern. Die Senioren-Union bezeichnete es gar als »Skandal« und forderte den Münchner Stadtrat auf, einzugreifen. Ohne Erfolg. Einem Antrag der CSU-Fraktion im Stadtrat auf Prüfung, ob im Umfeld des Effnerheims Wohnungen für Pflegekräfte angemietet oder sogar gekauft werden können, hat das Sozialreferat Mitte Februar eine Absage erteilt. Zum einen dürften sich Anträge von Stadträten nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig sei. In diesem Fall sei das jedoch die Münchenstift – und die sei ausschließlich für die Personalgewinnung verantwortlich. Zum anderen sei der Kauf von Wohnungen für Mitarbeiter bereits im Aufsichtsrat des Unternehmens diskutiert und verworfen worden. Für die 700.000 Euro, die der Umbau kostet, bekäme man in Bogenhausen maximal eine Drei-Zimmer-Wohnung, die dann auch entsprechend teuer vermietet werden müsse.

»Die Stadt kann sich doch nicht einfach aus der Verantwortung ziehen und sagen, das sei jetzt Sache der Münchenstift«, ärgert sich der Vorsitzende der Senioren-Union, Manfred Högel, »sie hat doch eine Fürsorgepflicht«. Der Stadtbezirk 13 habe nur einen Platz pro 400 Einwohner, rechnet CSU-Mann Högel vor ­– während in den übrigen Münchner Stadtteilen durchschnittlich ein Pflegeplatz pro 200 Einwohner zur Verfügung stehe. Und dies trotz der wachsenden Einwohnerzahls Bogenhausens. »In dem alten Heim, das hier mal gestanden hat, gab es 246 Pflegeplätze und die waren alle belegt«, sagt Högel. Laut Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2005 sollten in dem 2012 eröffneten Effnerheim 225 Plätze geschaffen werden, was aber aus verschiedenen Gründen nicht umgesetzt werden konnte, unter anderem, weil der neue Bau nur fünfgeschossig sein durfte. »Und jetzt soll das Ganze sogar auf 124 Plätze schrumpfen – das ist ein Unding«, meint Högel.

»Es ist ein ganz normales Vorgehen im Geschäftsbereich, je nach Bedarf und Situation Plätze umzuwandeln«, entgegnet Siegfried Benker. »Im Januar hatten wir 20 Anfragen für Pflegeplätze, fünf davon aus Bogenhausen, sowie 18 Anfragen für Wohnen mit Service. Der Bedarf ist also für beide Wohnformen da«. Er könne ja nicht 50 Wohnungen leer stehen lassen, nur weil kein Personal gefunden werden kann. »Der Markt ist leergefegt«, sagt Benker. Und das in ganz Deutschland. Daher wirbt die Bundesregierung Pflegekräfte aus dem Ausland an.

Doch selbst wenn sich Interessenten melden würden, stünde man vor dem Wohnungs-Problem. Die Münchenstift sei aber bereits im Gespräch mit den städtischen Wohnungsbaugesellschaften Gewofag und GWG, welche Möglichkeiten es bei den geplanten Neubaugebieten, wie zum Beispiel dem Prinz-Eugen-Park, gibt, Personalwohnungen einzuplanen. »Aber das dauert noch Jahre, bis das alles fertig ist«, sagt Benker.

So lange will die Senioren-Union nicht warten. »Wir werden das Thema über die Wahlen im März hinaus wachhalten und dann dem neu gewählten Stadtrat sowie dem Bürgermeister auf den Tisch legen«, betont Högel. Es sei nicht einzusehen, warum der Stadtbezirk Bogenhausen, in dem es nicht einmal private Pflegeheime als Alternative gebe, so vernachlässigt wird. Zur Not müsse die Stadt München dort ein weiteres Pflegeheim bauen. Sybille Föll

Artikel vom 04.03.2014
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