Ohnmächtig allein?

Landkreis Ebersberg/Grasbrunn · Gruppe für hinterbliebene Ehepartner gibt es seit vier Jahren

Ingrid Röser und Rita Gehrer (3. u. 4. v. l.) gründeten vor vier Jahren die »Plötzlich ist man allein«-Gruppe, hier beim Monatstreffen in Grasbrunn. 	Foto: sf

Ingrid Röser und Rita Gehrer (3. u. 4. v. l.) gründeten vor vier Jahren die »Plötzlich ist man allein«-Gruppe, hier beim Monatstreffen in Grasbrunn. Foto: sf

Landkreis Ebersberg/Grasbrunn · Im Saal des Grasbrunner »Wirtshauses Am Sportpark« herrscht ausgelassene Stimmung. Die rund 40 Gäste lachen, reden und lassen es sich schmecken. Sie kommen von überall her, aus den Landkreisen Ebersberg und München und auch aus der Stadt. Dass es alles Menschen sind, die ihren Partner verloren haben, ist für Außenstehende nicht erkennbar. Doch genau das beabsichtigte Ingrid Röser, als sie vor genau vier Jahren zusammen mit Rita Gehrer die »Plötzlich ist man allein«-Gruppe gründete: »Ich wollte nie Trauerarbeit leisten«, sagt Röser.

Es sollte vielmehr Selbsttherapie sein, durch Spaß haben, bei gemeinsamen Treffen und Unternehmungen. Einmal im Monat trifft sich die Gruppe, wie an diesem Abend, zum geselligen Beisammensein. Wöchentlich finden sich Kegel- oder Boulefreunde zum Spielen zusammen. Und manchmal gehen sie auch zusammen auf Reisen, wie zum Beispiel im vergangenen Jahr nach Mallorca. Die Idee dazu kam Röser, als immer mehr Paare in ihrem Umfeld durch den Tod getrennt wurden – auch Rita Gehrer und ihr Mann, der 2008 starb. »Ich habe mich ohnmächtig gefühlt. Nicht einsam, sondern einfach ohnmächtig«, erzählt die 67-jährige Witwe. Trotzdem sie sich immer Beschäftigung suchte, nahm der Schmerz über den Verlust nicht ab. »Irgendwann kam Ingrid und schlug mir vor, ein regelmäßiges Treffen für Witwen und Witwer zu organisieren«, erinnert sich Rita Gehrer. Sie war erst skeptisch. Und sie hatte Angst, »dass dort alle weinen«. Es kam anders. Beim ersten Treffen im März 2010 in einem Restaurant waren sie zu dritt und verbrachten einen »wunderbaren Abend«, so Gehrer. Was wohl niemanden wundern dürfte, der Ingrid Röser kennt. Die 63-Jährige ist ein unerschöpflicher Quell an Lebensfreude, Optimismus, Energie und Ideen.

Sie gründete für Grasbrunn die Bürgerwerkstätte »Neue Bürgerbewegung und Ehrenamt«, initiierte das Hilfsprojekt »Weihnachten im Schuhkarton« und stellte vor zehn Jahren das erste Grasbrunner Ferienprogramm auf die Beine. Menschen mit gleichen Interessen zusammenzuführen, scheint ihre Mission zu sein. Etwa ein halbes Jahr nach dem ersten Treffen waren bereits zehn bis 15 weitere Alleinstehende hinzugestoßen. Rösers Wohnzimmer wurde zu klein und die Gruppe zog in den Sportpark um. Mittlerweile sind es rund 100 Witwen und Witwer, die sich der Gruppe angeschlossen haben. Peter L. (Name geändert) ist seit zwei Jahren dabei und möchte sie nicht mehr missen: Normalerweise finde man in bestehenden Gruppen schwer Anschluss, sagt er. Aber beim Kegeln zum Beispiel sei der Verbund aufgelockert, da falle es leichter, Kontakte zu knüpfen. Außerdem seien die Menschen sehr offen. Der 72-Jährige aus Baldham ist froh, nicht mehr immer alleine zu Hause sitzen zu müssen. Vor 16 Jahren starb seine Frau. »Danach habe ich mich total abgekapselt«, erzählt er. Auch Uschi Lerche aus Waldtrudering fühlt sich gut aufgehoben: Nach dem Tod ihres Mannes 2010 hat sie sich bei Treffen mit befreundeten Paaren immer wie das fünfte Rad am Wagen gefühlt. Das Training im Fitness-Studio konnte das Einsamkeitsgefühl nicht vertreiben. Kinder hat sie keine, die sie hätte besuchen können. »An der Gruppe gefällt mir besonders, dass sie so aktiv ist«, sagt die sportliche 73-Jährige.

Demnächst wird es zusätzlich ein Sonntagstreffen im Kulturcafé des Bürgerhauses Neukeferloh geben, bei dem zu einer Tasse Kaffee oder Tee Gesellschaftsspiele ausprobiert werden. Es ist laut Röser für diejenigen gedacht, die nicht so sportlich sind oder aus anderen Gründen nicht kegeln oder boulen möchten. Der nächste Termin ist Sonntag, 9. März, ab 14 bis zirka 17 Uhr. Das nächste Monatstreffen findet am Freitag, 21. März, ab 18 Uhr im »Wirtshaus Am Sportpark« statt. Dort wird auch immer dienstags ab 15 Uhr und mittwochs ab 16 Uhr gekegelt. Die Boule-Spieler treffen sich je nach Wetter montags ab zirka 13 Uhr, donnerstags ab zirka 14 Uhr hinter dem Wirtshaus. Der nächste Ausflug ist ebenfalls schon geplant: Am Montag, 23. Juni, geht es zur Partnachklamm nach Garmisch-Partenkirchen. Wer mehr über die Gruppe erfahren möchte, kann sich an Ingrid Röser wenden, Tel. 0 89/4 60 41 92, E-Mail: family.roeser@t-online.de.

Sybille Föll

Politik und Tanz
  • Parsdorf · Alle sechs Jahre kommt die Altneihauser Feierwehrkapell‘n aus der Oberpfalz zur Vaterstettener CSU, um die Prominenz aus der Gemeinde- und Landkreispolitik ordentlich auf die Schippe zu nehmen. Die CSU-Veranstaltung unter dem Motto »Politik, Tanz und Kabarett im Palmenhaus« findet am Samstag, 1. März, um 19.30 Uhr in der Bayerischen Blumen Zentrale in Parsdorf statt. Neben den Altneihausern wird unter anderem die Showtanzgruppe »Members of Dance« auftreten. Der Eintritt für diese Veranstaltung kostet 5 Euro, die dem Altenhilfewerk Vaterstetten zugutekommen.

Artikel vom 26.02.2014
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