Die Kultur mitgeprägt

Garchinger Bauernbühne: Ludwig Fuß verstirbt im Alter von 65 Jahren

Ludwig Fuß in der Show »Illusion Doppelpack«.  	Foto: Garchinger Bauernbühne

Ludwig Fuß in der Show »Illusion Doppelpack«. Foto: Garchinger Bauernbühne

Garching · Liebhabern des bayerischen Volkstheaters ist Ludwig Fuß unter anderem in seiner Rolle des Brandner Kaspers bekannt. Der Mitbegründer der Garchinger Bauernbühne, der bis zuletzt im Vorstand des Vereins aktiv war, ist kürzlich im Alter von 65 Jahren verstorben. Neben der Schauspielerei gehörte auch das Segelfliegen zu seinen großen Leidenschaften – im Kunstfliegen brachte er es sogar bis zum Weltmeister. »Ludwig Fuß hinterlässt bei uns eine große Lücke«, sagt Anita Schulz, Vorsitzende der Garchinger Bauernbühne.

Fuß war einer der ganz alten Hasen des Laien-Ensembles. Schon 1973 stand er bei der ersten Aufführung der Gruppe, dem Stück »Die kleinen Verwandten«, auf den Brettern. Ihm ist es auch zu verdanken, dass es überhaupt zu dieser Vorstellung kam. Die Gründung der Bauernbühne, die sich zunächst aus Mitgliedern der Theatergruppe des damaligen Garchinger Freizeitheims formierte, geht auf seine Initiative zurück. In den Folgejahren war Fuß fast in jeder Saison auf der Bühne zu sehen. Er spielte unter den Regisseuren Günter Mayr, dem ehemaligen Kulturreferenten der Stadt Garching, Christian Steinfelder und Manfred Eichleiter. »Besonders gut war er immer darin, listige Charaktere zu verkörpern«, erinnert sich Eichleiter. Im Rampenlicht sei Fuß das typische »Schlitzohr« gewesen, das im Publikum für Lacher sorgt: »Wenn man jemanden gebraucht hat, der Stimmung in die Bude bringt, war er der Richtige.« Herausragend sei er etwa in der Rolle des Petruchio in der bayerischen Version des Shakespeare-Klassikers »Der Widerspenstigen Zähmung« gewesen, das die Bauernbühne 1992 aufführte. Auch als Gangster-Boss Bubi Bratzler in der Komödie »A Kufern«, das 2001 gezeigt wurde, sei Fuß »hinreißend« gewesen: »Von der Presse ist er damals hoch gelobt worden.«

Als junger Mann habe Fuß häufig den Knecht oder Jungbauern gespielt. Das Können, das in ihm steckte, habe er jedoch erst mit den Rollen, die ihm seine reiferen Jahre ermöglichten, voll entfalten können. Engagiert hat sich Fuß bei der Bauernbühne aber auch hinter den Kulissen. In den vergangenen zwei Jahren wachte er als Kassier über die Finanzen des Vereins. Auch darin kannte er sich bestens aus. Hauptberuflich war er nämlich Verwaltungsangestellter bei der Technischen Universität München (TUM) im Bereich Buchhaltung. Stark eingesetzt habe er sich zudem für die Öffentlichkeitsarbeit des Laientheaters, berichtet Schulz. Die Chronik der Bauernbühne, die auch auf ihrer Homepage nachzulesen ist, stammt aus seiner Feder. Zuständig war er außerdem für Fotos, Filme und den Internetauftritt des Vereins. Neben dem Theaterspielen hatte Fuß aber noch ein weiteres Hobby, das er seit Mitte der 1970er-Jahre sehr erfolgreich betrieb: das Segelfliegen. In der Sparte Kunstfliegen gewann er 1983 die deutsche Meisterschaft. Zwei Jahre später holte er bei der Weltmeisterschaft den Titel in der Kategorie »Bekannte Pflicht«. In den 1980er- und 1990er-Jahren wurde er außerdem insgesamt sechsmal bayerischer Meister im Segelkunstflug. Mit der Schauspielerei setzte Fuß wegen des Fliegens zeitweise aus. »Aber wenn Not am Mann war, konnte man immer auf ihn zählen«, erzählt Eichleiter. Kleinere Rollen habe er auch übernommen, wenn sein Terminplan eng gewesen sei.

Zeit gefunden hat Fuß außerdem noch für ein drittes Hobby. Als Mitglied des magischen Zirkels in München verschrieb er sich der Zauberei. Seine Tricks verriet er regelmäßig den beiden Garchinger Kabarettistinnen Gaby Cygan und Bärbl Köppl, die sie vor Ort einem breiten Publikum präsentierten. Beigebracht hat er den Künstlerinnen etwa den Trick mit der Zauberkiste, bei dem einer der Protagonisten in einer Truhe eingesperrt wird, während der andere auf deren Oberseite steht. In Sekundenschnelle wechseln beide hinter einem Vorhang die Positionen. »Das war unsere Lieblingsnummer«, sagt Cygan. Doch Fuß war nicht nur ihr Lehrmeister in Sachen Zauberei. Bei der Bauernbühne arbeitete sie zeitweise mit ihm im Vorstand zusammen: »Ich habe ihn als einen aufrichtigen, geradlinigen Kollegen erlebt und sehr geschätzt.« Mit Fuß verliert Garching einen Bürger, der das kulturelle Leben der Stadt maßgeblich mitgeprägt hat. Seine Errungenschaften wie etwa die Garchinger Bauernbühne und die Zaubershow werden indes bleiben.

Julia Stark

Artikel vom 26.02.2014
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