Mehr Platz für Sport

München/Au-Haidhausen/Berg am Laim · Politik wird aufgefordert, mehr für die Sportstätten zu tun

Der TSV München Ost hat etwa 3500 Mitglieder – aber nur ein kleines Sportgelände mitten im Wohngebiet. Viele Sportler des Vereins müssen ausweichen, sagt Vorstand Hans-Ulrich Hesse, der auch Kreisvorsitzender des BLSV ist. 	Foto: bs

Der TSV München Ost hat etwa 3500 Mitglieder – aber nur ein kleines Sportgelände mitten im Wohngebiet. Viele Sportler des Vereins müssen ausweichen, sagt Vorstand Hans-Ulrich Hesse, der auch Kreisvorsitzender des BLSV ist. Foto: bs

München/Au-Haidhausen/Berg am Laim · Dass es im Großraum München nicht genügend Sportstätten gibt, ist lange bekannt. Die Beschwerden über mangelnde oder sanierungsbedürftige Plätze und Hallen werden immer lauter, viele Vereine warten schon seit Jahren vergeblich auf Renovierungen und Neubauten. Als Konsequenz gibt es für einige Sportarten bereits einen Aufnahmestopp und lange Wartelisten. »Allem voran möchte ich betonen, dass andere Großstädte München um die Förderung ihrer Sportvereine beneiden«, schwächt Hans-Ulrich Hesse die vielen Negativpunkte ab und betont: »Die Förderungen aus öffentlicher Hand sind gut.«

Als Kreisvorsitzender des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV), Sportbeirat der Landeshauptstadt München und 1. Vorstand des TSV München Ost ist er über die Probleme, aber auch über die finanzielle Unterstützung durch den Freistaat Bayern und die Stadt München bestens informiert. Den Münchner Wochenanzeigern erklärte er, weshalb der Status quo dringend gehalten werden und zugleich die Politik einen größeren Beitrag dazu leisten muss. Wenn man sich über mögliche Fördermittel informieren möchte, stößt man zunächst auf seitenlange Dokumente in edelstem Beamtendeutsch. Sich so einen Überblick, geschweige denn einen Einblick zu verschaffen, erscheint so gut wie unmöglich. »Damit tun sich viele schwer«, räumt auch Hans-Ulrich Hesse ein.

Wie er erklärt, gibt es zwei wichtige Komponenten der Sportstättenförderung: die Sportbetriebspauschale und die Förderung des Sportstättenbaus. »Die Sportbetriebs­pauschale wird für jeden Verein jährlich berechnet und setzt sich aus staatlichen und städtischen Geldern zusammen, wobei unterschiedliche Gewichtungen vorliegen, nach denen der Betrag gestaffelt wird.« So stehe bei der staatlichen Förderung die Qualität des Sports durch die Anzahl der lizenzierten Trainer und Übungsleiter im Vordergrund, wohingegen die städtische Pauschale umso höher ausfalle, je mehr Kinder und Jugendliche sowie Mädchen und Frauen in einem Verein aktiv seien. Was die Förderung des Sportstättenbaus anbelangt, gibt es laut Hesse wieder zwei Möglichkeiten: »Vereine, ob mit oder ohne eigene Sportanlagen, erhalten bei Bedarf eine Unterstützung von der Stadt, die ebenfalls nach bestimmten Richtlinien berechnet wird. Außerdem werden den Vereinen von der Stadt auch kostengünstig Bezirkssportanlagen und Schulsporthallen überlassen«, erläutert Hesse und erklärt, weshalb seiner Meinung nach Vereine oftmals unberechtigt lamentieren: »Die Überlassung von Sportstätten durch die Stadt halte ich persönlich für die wichtigste Förderung. Vereine ohne eigene Anlage wissen dies häufig nicht zu schätzen. Der Unterhalt ist sehr teuer und oftmals wird von einer ›Miete‹ gesprochen, die der Stadt gezahlt werden muss. Das ist schlichtweg falsch!«

Die Geldsumme betrage im Vergleich zu einer eigenen Anlage nur ungefähr 50 Prozent der Betriebskosten. »Eineinhalb Stunden wöchentlich auf einer Freianlage kosten im Jahr 197 Euro. Bei einer vereinseigenen Anlage kostet jede Stunde das Siebenfache«, so Hesse. »Trotz Förderungen: Aktuell fehlen München rund 100 Halleneinheiten sowie münchenweit mindestens vier Bezirkssportanlagen«, meint der Vorsitzende des Sportbeirats. Doch wie kam es zu diesem enormen Mangel?

Große Versäumnisse der Politik

Im Jahr 2010 wurde eine Kölner Studie zur Sportstättensituation durchgeführt, wie Hesse erklärt. Das Ergebnis: Im Jahr 2020 werde es in München zu viele Fußballplätze geben. Daraufhin führte der Bayerische Fußball-Verband (BFV) eine Eigenuntersuchung durch und bestätigte das Ergebnis. »Die Politik und Verwaltung reagierten natürlich mit Umplanungen in diesem Bereich. Was bei beiden Untersuchungen jedoch keine Beachtung fand: München erfährt bereits seit Jahren einen enormen Zuzug. Die viel schneller steigende Bevölkerungszahl wurde einfach übersehen. Bei der aktuellen Entwicklung wird mit allem, was in Sachen Sport gemacht wird, nicht mal der Status quo aufrechterhalten werden können«, betont Hesse und fordert deshalb: »Dieses Gutachten muss vom BFV und im Bewusstsein der Politik revidiert werden!« Doch ein Ausbau der Sportstätten sei in einer so dicht besiedelten Stadt wie München ohnehin schwierig. So gehören viele Flächen, die bebaut werden könnten, dem Freistaat Bayern und kämen daher für Sportstätten nicht infrage. Hier sei die Kommunalpolitik besonders gefragt und auch in der Bringschuld, meint Hesse: »Sport muss wohnortnah sein! Die Politik sollte also nicht nur profitable Wohnsiedlungen bauen, sondern sich auch um eine angemessene Infrastruktur mit Sportmöglichkeiten kümmern. Als Beispiel möchte ich hier die Flächen der freigewordenen ehemaligen Kasernengeläde nennen.«

Zu den mangelnden Flächen kämen große Versäumnisse der Politik in den 80er- und 90er-Jahren hinzu, denn viele Anlagen seien nicht erst seit heute absolut sanierungsbedürftig: »In Ratssitzungen wurde damals immer wieder darauf hingewiesen, dass Renovierungen nötig seien. Die Politik ignorierte dies wissentlich! Das ist im Einzelnen belegbar«, lautet Hesses Vorwurf. Die Vereine ruft er zu mehr Verständnis und Zusammenhalt auf: »Es ist wichtig, die Stadt München als Gesamtkonstrukt zu betrachten. Wenn im Süden oder Norden eine neue Anlage gebaut wird, lautet der Vorwurf aus dem Westen oder Osten, dass ihnen dies nichts bringe. Aber letztendlich profitiert die ganze Stadt davon.« Mit gerunzelter Stirn räumt Hesse ein, dass die Problematik um die Sportstätten nicht behebbar sei, dennoch »muss man ständig daran arbeiten, um den aktuellen Stand zu wahren.« Optimierungen seien bereits erreicht worden, denn »immerhin sind die Bezirkssportanlagen auch montags geöffnet und das Training in den Sporthallen ist bis 23 Uhr möglich. Doch darauf darf sich die Politik nicht ausruhen.«

E.S.

Der TSV München Ost wächst – und muss wandern
  • Au-Haidhausen/Berg am Laim · Der Flächenbedarf ist groß, der Platz knapp: Was Hans-Ulrich Hesse, Kreisvorsitzender des BLSV, als Hauptproblem der Münchner Sportvereine ausmacht, gilt auch für seinen eigenen Verein. Der TSV München Ost aus der Au zählt zu den mitgliederstärksten der Landeshauptstadt ­– und hat genau ein einziges Fußballfeld zur Verfügung. Der Platz an der Sieboldstraße ist städtisches Eigentum, der TSV Ost verwaltet ihn in Vereinsträgerschaft. Erst vor zwei Jahren sind Kunstrasen und Leichtathletikstätten umfassend saniert worden. »Der Platz ist zu fast hundert Prozent ausgelastet«, sagt Hesse. Unter der Woche nutzen neun Schulen aus der Umgebung die Anlage für den Sportunterricht, ab 16 Uhr sowie am Wochenende spielen und trainieren dort die 14 Fußballmannschaften des TSV München Ost. Aber längst nicht alle Aktiven des Vereins haben an der Sieboldstraße Platz: »Nur 50 Prozent können hier trainieren«, meint Hesse. Die vereinseigenen Gebäude, in denen es unter anderen zwei Sporthallen gibt, reichen bei etwa 3500 Mitgliedern längst nicht aus. So müssen einige Abteilungen des TSV in andere Hallen ausweichen, zum Beispiel an den Simon-Knoll-Platz, ins MTG, in die Schlierseestraße oder die Orleansstraße. Eine Erweiterung des Geländes ist schlicht nicht möglich – es ist komplett von Häusern umgeben. Da die Bevölkerung im Stadtbezirk Au-Haidhausen zunimmt, wachsen auch die Mitgliederzahlen des TSV München Ost, erklärt Hesse. In den Abteilungen Fußball und Basketball gibt es aktuell einen Aufnahmestopp – weil einfach kein Platz für alle ist. Im Bezirk Berg am Laim ist mehr Platz: Vier Sportanlagen gibt es hier, alle weist die Stadt als Vereinssportanlagen aus. Das Gelände des SV Schwarz-Weiß an der Fehwiesenstraße, früher eine Bezirkssportanlage, soll wieder in kommunale Hand zurückgeführt werden. Der FC Phönix München ist auf seinem Gelände an der Langkofelstraße, nördlich des Michaelibades, alleiniger Mieter, Eigentümer ist die Stadt. »Die Anlage müsste dringend ertüchtigt werden«, sagt Präsident Christian Penzel. Doch eine solche Investition im sechsstelligen Betrag könne sich kein Verein mit normaler Infrastruktur leisten. Schon die städtischen Zuschüsse, die der FC Phönix zum Unterhalt seiner Anlage bekommt, würden bei weitem nicht die laufenden Kosten decken. »Während alle Bezirkssportanlagen um uns herum hervorragend ausgebaut und mit Kunstrasenplätzen versehen werden, schauen wir in die Röhre«, meint Penzel. Ein eigenes Gelände löst also nicht alle Probleme.

    bs

n Kinderfasching mit Hip-Hop
  • Haidhausen · Die Hip-Hop-Formation »The Puzzles« veranstaltet am Sonntag, 2. März, von 15 bis 18 Uhr, einen Kinderfasching im Internationalen Jugendzentrum Haidhausen (Einsteinstraße 90). Das Motto des Faschingsball wird eine kleine Geschichte sein, in der alle Kinder mithelfen können, sie zu einem guten Ende zu bringen. Außerdem gibt es Spiele, Kindertanzen, eine Einlage von »The Puzzles« und eine Verlosung, bei der unter anderem Gutscheine für Tanzschulen verlost werden. Für Unterhaltung wird auch der Clown-Zauberer Bobby sorgen. Der Eintritt beträgt 3 Euro. Mehr Termine unter www.wochenanzeiger.de/fasching.

Artikel vom 26.02.2014
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