Einmal um den Globus

Münchnerin startet beim härtesten Radrennen der Welt

Franziska Hollender startet beim »World Cycle Race« Mindestens 18.000 Meilen ohne vorgegebener Route sollen es am Ende werden. 	Foto: Privat

Franziska Hollender startet beim »World Cycle Race« Mindestens 18.000 Meilen ohne vorgegebener Route sollen es am Ende werden. Foto: Privat

München · Franziska Hollender hat bisher noch nicht so wirklich ihr Ding gefunden. Sie hat studiert, doch den Master in Wien hat sie abgebrochen. Das Studium – Kommunikation und Kulturwissenschaften – stellte sie fest, war nicht das, was sie glücklich machte. Als sie dann den Einstieg in die Berufswelt suchte, kam ein Jobangebot, das Hollender zum Grübeln brachte.

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»Das hatte nichts mit dem zu tun, was ich vorher gelernt hatte. Viele Leute haben mir geraten, den Job trotzdem zu nehmen, aber das wollte ich nicht.« Die Alternative heißt nun »World Cycle Race«. Obwohl die Münchnerin noch nie an einem Radrennen teilgenommen hat, startet sie am 1. März beim vielleicht härtesten der Welt. Es geht einmal um den Globus, mindestens 18.000 Meilen (etwa 29.000 Kilometer) weit ohne vorgegebener Route, am Ende soll ein Eintrag ins »Guinness Buch der Rekorde« stehen. Der Rekord stehe für Hollender nicht im Vordergrund, betont sie, »ich will die Leute ermutigen, einfach mal zu machen«. So wie es vor ihr die aktuelle Rekordhalterin Juliana Bühring tat, die die erste Frau war, die das »World Cycle Race« bestritt. Nachdem Hollender im Training gestürzt war, wurde sie von Bühring sogar nach Italien zum gemeinsamen Training eingeladen. »Sie hat mir gezeigt, dass ich nicht überall so behütet fahren kann wie in Deutschland, nicht überall so gute Straßen habe und im Verkehr sicher bin.« Zudem wird sie beim Rennen auf sich allein gestellt sein, ohne Begleitfahrzeug. Für den Rekord muss das Rennen mit ein und demselben Rad durchgezogen werden. Ausgetauscht werden dürfen lediglich Einzelteile, aber keinesfalls der Rahmen.

Am 1. März wird Hollender mit einigen anderen Mitstreitern in London starten. Über Frankreich, Italien und die osteuropäische Küste geht es dann bis Istanbul, später von Südindien bis Kalkutta. Bangkok, Singapur, Australien und Neuseeland heißen weitere Stationen, ehe es ab Vancouver etwa 10.000 Meilen durch die kompletten USA geht. Am Schluss fährt sie dann von Lissabon zurück. Aktuell ist die Münchnerin damit beschäftigt, einige Einzeletappen zu planen, sich schonmal einige Flüge und Unterkünfte rauszusuchen. Vor Ort wird sie sonst häufig nehmen müssen, was gerade möglich ist, ohne lange nach dem günstigsten Preis schauen zu können. Über eine Homepage hat Hollender versucht, Geld für ihr Vorhaben zu sammeln. Zusammengekommen ist nur ein Bruchteil von dem, was sie sich gewünscht hatte. »Ich werde voraussichtlich ab zwei Drittel meiner Reise auf fremde finanzielle Hilfe angewiesen sein«, erklärt sie, bis dahin werden die eigenen Ersparnisse aufgebraucht sein. »Aber wenn man wartet, bis man Zeit und Geld hat und fit ist, dann macht man sowas nie. Ich habe jetzt die Zeit und bin fit, also mache ich es.« Ganz schön mutig. Einziger Sponsor ist derzeit Florian Kramer, der die Abenteuerlustige mit Personal Training unterstützt, zweimal die Woche steht Muskelaufbau an, um vorbereitet zu sein auf die Herausforderungen.

Ausgerüstet sein wird Hollender nur mit dem Nötigsten. Das Gepäck, das sie in Fahrradtaschen mitführt, wiegt samt der Taschen nicht mehr als sieben Kilogramm. Eine kurze Hose und ein Paar Sandalen sind die einzigen Freizeitklamotten, den größten Teil machen Reparaturzeug und Medikamente aus. Zelt, Matte und Schlafsack wiegen nur etwa zwei Kilogramm, sie will versuchen, häufig in Vorgärten rund um die Welt zu campen. Ihr Gefährt sei »ein ganz normales Langstrecken-Rennrad«, das sie mit einigen robusten Teilen bereit gemacht hat. »Die meisten Leute«, meint Hollender, »werden erst glauben, dass ich das wirklich tue, wenn ich unterwegs bin«. Bisher hat sie keine extremen Dinge gemacht, Reiten, Laufen, Wandern gehörten zu ihren Hobbys. Und eine Aussage überrascht dann doch: »Ich bin eigentlich eher faul. Ich mag mein Sofa ziemlich gern. Ich habe aber die letzten Monate entdeckt, dass ich ziemlich stur sein kann.« Das wird sie auch sein müssen, denn ihr eigenes Sofa wird sie eine ganze Zeit lang nicht mehr sehen.

Von Jan Lüdeke

Artikel vom 20.02.2014
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