Mobil muss sein

Autoteiler in Egmating – abgeschnitten von der Welt ohne Kfz?

Michael Rüffer, Bernhard Wagner und Tochter Magdalena sowie Thomas Verhoeven (v. l.) rufen die Egmatinger zum Carsharing auf. 	Foto: Sybille Föll

Michael Rüffer, Bernhard Wagner und Tochter Magdalena sowie Thomas Verhoeven (v. l.) rufen die Egmatinger zum Carsharing auf. Foto: Sybille Föll

Egmating · Sechs Kilometer sind es zur S-Bahn in Höhenkirchen, sechs Kilometer ist die Marktgemeinde Glonn entfernt, die Busverbindungen sind spärlich. Einkaufsmöglichkeiten gibt es keine, außer einem Getränkemarkt und einem »Tante-Emma-Laden« mit wenigen Dingen für den täglichen Bedarf. Ohne eigenes Fahrzeug scheint man in Egmating verloren zu sein. Aber ein eigenes Fahrzeug ist teuer. Vor allem, wenn es die meiste Zeit in der Garage steht.

Die Wählergemeinschaft SPD und Parteilose haben daher den Auftrag des Kreistagsausschusses für Umwelt, Verkehr, Soziales und Kultur angenommen, die Idee des Carsharings in der Gemeinde zu unterstützen. Aber kann dies in einem kleinen Dorf wie Egmating mit knapp 2250 Einwohnern funktionieren? Diese Frage soll mit interessierten Bürgern am Donnerstag, 20. Februar, ab 19.30 Uhr, im Hotel Tannenhof, Postweg 27, diskutiert werden. Anregungen erhoffen sich die Initiatoren von den Vorsitzenden der Autoteiler Vaterstetten und Grafing, Klaus Breindl und Ingo Kwisinski, die ebenfalls eingeladen sind. Auch wenn die Idee von der Wählergemeinschaft ausgeht, will sie das Thema nicht zum Politikum machen. »Wir sehen diese Veranstaltung als Startschuss zum Eigenengagement der Einwohner«, betont der Egmatinger Bernhard Wagner. Er und seine Mitstreiter seien jedoch durchaus bereit, sich daran zu beteiligen – als Egmatinger, die selbst von der eingeschränkten Mobilität betroffen sind. Vier Kinder hat Wagner, zwei Töchter haben bereits einen Führerschein, der 16-jährige Sohn wird der nächste sein. Der Fuhrpark der Familie umfasst drei Autos und ein Motorrad. Eine teure Angelegenheit.

Dabei steht das Auto der Töchter die meiste Zeit ungenutzt an der S-Bahnstation Höhenkirchen, während sie in München in der Universität sitzen. Ausgehen in München am Wochenende endet damit, dass der Vater die Mädels nachts um halb zwei in Höhenkirchen abholen muss, denn mit dem Nachtbus wären die jungen Frauen zwei Stunden unterwegs. »Vom Ostbahnhof müssten wir mit der S-Bahn nach Grafing fahren und von dort mit dem Bus über eine Stunde lang durch den gesamten Landkreis Ebersberg tuckern«, erzählt Tochter Magdalena. Der letzte Bus von Höhenkirchen nach Egmating fährt werktags um 21.10 Uhr, am Wochenende um 22.10 Uhr. Auch Thomas Verhoeven wird tagtäglich mit der Problematik konfrontiert: Seine Frau hat ein Auto, weil sie zur Arbeit pendeln muss. Er selbst fährt einen Geschäftswagen. »Und meine 72-jährige Mutter, die bei uns wohnt, hat ebenfalls einen Wagen, weil sie nicht auf ihre Mobilität verzichten möchte. Macht zusammen drei Stellplätze«, sagt er.

Die Schwiegermutter in Höhenkirchen hat ihr Auto kürzlich aus Kostengründen abgegeben. »Jetzt müssen wir sie holen und wieder nach Hause fahren, wenn kein Bus fährt.« Vor allem Familien mit erwachsenen Kindern und Senioren könnten von dem Carsharing profitieren, darüber sind sich alle einig. Michael Rüffer, der voller Optimismus bereits das Logo für die künftigen Egmatinger Autoteiler entworfen hat, meint: »Jede Interessengruppe muss für sich ausloten, wo Bedarf besteht und wie es funktionieren könnte.« Eine Idee ist etwa, einen Van mit mehr als fünf Sitzen anzuschaffen, den Fahrgemeinschaften zum Einkaufen nutzen könnten.

Fahrgemeinschaften und Carsharing könnte man über eine Internetseite oder Smartphone-App zusammenbringen, schlägt Magdalena Wagner vor. »Das wäre vor allem für junge Leute interessant.« Thomas Verhoeven hält es für wichtig, »grenzübergreifend zu denken«. Er will zum Beispiel auch Höhenkirchen in das Konzept miteinbeziehen. Ideen gibt es also schon viele, doch letztendlich müssen die Bürger selbst entscheiden, was sie brauchen und wie sie es umsetzen. In einem Punkt ist sich Bernhard Wagner jedoch sicher: »Je mehr Autos für die Allgemeinheit zur Verfügung stehen, desto höher wird die Akzeptanz sein.« Die Standorte müsse man dann je nach Bedarf festlegen. Nun hoffen die Initiatoren auf eine rege Beteiligung an der Auftaktveranstaltung am 20. Februar.

Sybille Föll

Ägypten beim FrauenFrühStück
  • Baldham · Das Baldhamer FrauenFrühStück geht am kommenden Freitag, 21. Februar, in die zweite Runde. Diesmal lädt das Team um 9 Uhr in den Pfarrsaal der Kirchengemeinde Maria-Königin in Baldham, Brunnenstraße 1, ein. Nach einem gemeinsamen Frühstück hält die Ägyptologin und erfahrene Ägyptenreisende Christine Strauß-Seeber einen Vortrag über das heutige Ägypten.

Artikel vom 18.02.2014
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