Eine Ära geht zu Ende

Moosach · Schulleiter Günther Bartl nach 20 Jahren in den Ruhestand verabschiedet

Günther Bartl mit seiner Nachfolgerin Sabine Keramati bei der Abschiedsfeier in der Turnhalle der Schule und Schulleiter Günther Bartl mit der BA-Vorsitzenden Johanna Salzhuber. 	Fotos: js

Günther Bartl mit seiner Nachfolgerin Sabine Keramati bei der Abschiedsfeier in der Turnhalle der Schule und Schulleiter Günther Bartl mit der BA-Vorsitzenden Johanna Salzhuber. Fotos: js

Moosach · Knapp 20 Jahre lang hat Günther Bartl die Geschicke der Mittelschule München Moosach an der Leipziger Straße gelenkt. In der vergangenen Woche ist der 65-jährige Schulleiter mit einer großen Feier in der Turnhalle offiziell in die Ruhestand verabschiedet worden. Die Arbeit in Moosach sei nicht immer einfach gewesen, räumt der gebürtige Münchner ein. Dennoch sei er mit der Bilanz seines Berufslebens zufrieden.

Seinen Posten übernimmt nun die bisherige Konrektorin Sabine Keramati. Als Bartl im September 1994 an die damalige Hauptschule München-Moosach kam, übernahm er keine leichte Aufgabe. Die Schule habe als verrufen gegolten, erinnert er sich: »Ich glaube, außer mir hat sich kein einziger auf die Stelle beworben.« Fehlende Hausaufgaben und Auseinandersetzungen mit Schülern und Eltern hätten zum Alltag gehört. Teilweise sei es sogar nötig gewesen, mit der Polizei zusammenzuarbeiten: »Hier war ein Brennpunkt.« Doch Bartl hat sich der Herausforderung, die Problemschule in den Griff zu bekommen, gestellt. Der Grund: Er hatte bereits vier Jahre an der Albert-Schweitzer-Schule in Neuperlach unterrichtet. »Das war die schlimmste Schule in ganz München«, sagt er noch heute. Es habe keinerlei soziale Strukturen gegeben und die Schule sei mit Klassenstärken von bis zu 48 Schülern hoffnungslos überfüllt gewesen: »Aber es waren nie alle da, ein Teil saß immer in der Justizvollzugsanstalt in Stadelheim.« Allerdings habe er in Neuperlach gelernt, sich durchzusetzen. Sein Erfolgsrezept: Konsequenz. Bei fehlenden Hausaufgaben habe er die Schüler zum Beispiel nacharbeiten lassen. »Manchmal saßen wir bis um vier Uhr nachmittags da, und uns allen hat der Magen geknurrt«, erzählt er. Diese Methode habe Wirkung gezeigt: »Und wer die kleinen Kriege gewinnt, der gewinnt auch die großen.« Meist habe die Klasse »nach spätestens drei Wochen funktioniert«.

In Moosach, wo er neben seiner Tätigkeit als Schulleiter die Facher Mathematik, Physik, Sport und Musik unterrichtete, sei er auf ähnliche Schwierigkeiten gestoßen. Nach seinen Erfahrungen in Neuperlach sei er dafür aber bestens gerüstet gewesen, sagt er: »Das war eine gute Lehrzeit für mich.« So harte Maßnahmen wie dort seien beim Unterricht in Moosach jedoch nicht nötig gewesen: »Als Schulleiter hat man eine andere Position.« Von Anfang an habe er gezielt daran gearbeitet, den Ruf der Schule zu verbessern. Inzwischen sei dies auch gelungen, sagt er stolz: »Aber das hat etwa 15 Jahre gedauert.« Hilfreich dabei gewesen sei unter anderem die Schulsozialarbeit, die 2000 eingeführt wurde. Ein weiterer Meilenstein sei der sogenannte M-Zug gewesen, der es den Schülern ermöglicht, an der Schule die Mittlere Reife zu erwerben und der im gleichen Jahr startete: »Damit sind wir groß geworden.« Auch auf die Hilfe des Bezirksausschusses Moosach (BA 10) habe er stets zählen können. Für die Belange der Schule habe das Stadtteilparlament immer ein offenes Ohr gehabt. Unterstützt hat der BA unter anderem Anfang des vergangenen Jahres die Forderung, bauliche Mängel an der Schule zu beheben.

Insgesamt sei er mit der Entwicklung der Schule »sehr zufrieden«, sagt Bartl. Seinen Ausstieg aus dem Berufsleben bedauert er fast ein bisschen. Vor einiger Zeit habe ihm ein Kollege im Scherz gesagt, dass er ihn wegen seiner bevorstehenden Pensionierung etwas beneide. »Da habe ich geantwortet, ich beneide dich auch, weil du weitermachen kannst«, sagt Bartl und lacht. Auch die Schüler sehen seinem Weggang anscheinend mit Wehmut entgegen – trotz seiner Strenge. Zu Hunderten standen sie am letzten Arbeitstag des Schulleiters unter seinem Fenster, um zu winken. Die Aktion sei ein Flashmob gewesen, verrät Konrektorin Sabine Keramati: »Aber die Schüler waren für diese Zeit freigestellt, sie hätten nicht kommen müssen.«

Konkrete Pläne für seinen Ruhestand hat Bartl noch nicht. »Jetzt fliege ich erst einmal für vier Wochen nach Uruguay und lasse Moosach einfach Moosach sein«, schmunzelt er. Danach werde man sehen. Die Nachfolgerin, Sabine Keramati, kam vor dreieinhalb Jahren an die Schule und hatte zuvor in Vaterstetten im Münchner Osten unterrichtet. Veränderungen soll es mit dem Wechsel der Schulleitung indes nicht geben. »Mein Ziel ist es, den jetzigen Standard zu halten«, betont Kerama-ti.

Julia Stark

Artikel vom 18.02.2014
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