Das Leben wird zu teuer

Erdinger Familien können sich die Stadt nicht mehr leisten

Schlägt Alarm: Petra Bauernfeind kennt bereits Familien, die aus Erding weggezogen sind, weil sie sich das Leben in der Stadt nicht mehr leisten können.

Schlägt Alarm: Petra Bauernfeind kennt bereits Familien, die aus Erding weggezogen sind, weil sie sich das Leben in der Stadt nicht mehr leisten können.

Erding · Die Große Kreisstadt Erding hat es in die Spiegel-Liste der teuersten Städte Deutschlands »geschafft« – wahrlich kein rühmliches Etikett. Aber es verdeutlicht das Problem, das immer mehr Kommunalpolitiker umtreibt. Petra Bauernfeind, Stadträtin, OB-Kandidatin und Vorsitzende der Tafel in Erding, hat gerade wegen letzterer Tätigkeit einen überdurchschnittlich genauen Überblick über die soziale Lage in der Stadt.

Was sie berichtet, ist alarmierend: Sie kenne bereits erste Erdinger Familien, die sich das Leben in der Stadt nicht mehr leisten könnten und darum nach Taufkirchen (Vils) gezogen sind. Erding ist der Endpunkt der S-Bahn, und die Stadt macht die Erfahrung aller Gemeinden im sogenannten »Speckgürtel« der Landeshauptstadt: Wo die S-Bahn hinreicht, wird es teuer. Wenn der Trend anhalten oder sich gar verschärfen sollte, drohen massive soziale Verwerfungen in der Stadt. »Ganz normale Leute, er Handwerker, sie Verkäuferin, können sich fast nicht mehr leisten, hier zu leben«, so Petra Bauernfeind. Dazu komme, dass ein massiver Zuzug von den Erdingern selbst vielleicht gar nicht mehr gewollt ist. Diese Überlegungen platzen mitten hinein in die Debatte, was mit dem Fliegerhorstgelände werden kann und soll. Kann die gewaltige Fläche. für produzierendes Gewerbe genutzt werden? Ein jetzt in die politische Diskussion gebrachter Gedanke richtet sich auf die Mühldorfer Eisenbahnlinie. Wenn diese endlich ausgebaut würde und eine attraktive Verbindung in die Landeshauptstadt bereit stellen könnte, würde sich der Siedlungsdruck schlagartig auf eine deutlich größere Fläche verteilen, so der Gedanke.

Dann würden auch Städte wie Dorfen interessant, weil sich dann die Fahrzeiten in die Landeshauptstadt verkürzen würden. Die Bahnlinie ist scheinbar bei der Dampflokzeit stehen geblieben, bloß dass jetzt Dieselloks aus den 60er Jahren vom Typ »218« hier unterwegs sind. Und genau diese Eisenbahnlinie rückt nach vielen Jahren wieder ins Zentrum des Interesses, denn plötzlich stehen EU-Mittel für den Ausbau bereit. Allerdings ist es bis zu einem Ausbau noch ein weiter Weg: Der viergleisige Ausbau bis Markt-Schwaben, wie er etwa in Zorneding realisiert ist, um S-Bahnen und Fernzüge vernünftig vertakten zu können, ist aus dem Bundesverkehrswegeplan heraus genommen worden und muss erst mühsam wieder hinein gebracht werden. Sonst entsteht gerade hier ein Nadelöhr. Die Mühldorfer Strecke soll »ertüchtigt«, das heißt elektrifiziert und mindestens über weite Strecken zweigleisig ausgebaut werden. Geschwindigkeiten von 160 Stundenkilometern wären dann nach Informationen des Bundestagsabgeordneten Ewald Schurer (SPD) möglich. Das Planfeststellungsverfahren soll nach diesen Informationen offiziell Mitte 2015 beginnen, und es wird bei dem Ausbau um Milliarden gehen. Für die Erdinger aber löst das ganze ein Problem nur zum Teil: Immer wieder bemängeln Kommunalpolitiker, dass die Stadt zwar in Sachen Einzelhandel sehr gut aufgestellt sei, aber was produzierendes Gewerbe angehe, einen Nachholbedarf habe – mit der Folge eine hohe Auspendlerquote und der Tendenz zur »Schlafstadt«, die eben ausdrücklich nicht gewollt ist. Darum, so die Forderung, solle das Fliegerhorstgelände auch zur Gewerbeansiedlung genutzt werden.

kw

Artikel vom 14.02.2014
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