Kleingärtner zittern

Moosach · Anlage an der Hartmannshofer Straße könnte umgewandelt werden

Roland Beck, Ursula Poller und Rudolf Lucka (v.l.) bangen um die Zukunft der Kleingartenanlage in der Hartmannshofer Straße.	Foto: Julia Stark

Roland Beck, Ursula Poller und Rudolf Lucka (v.l.) bangen um die Zukunft der Kleingartenanlage in der Hartmannshofer Straße. Foto: Julia Stark

Moosach · Seit dem Verkauf des ehemaligen Bahngeländes in der Hartmannshofer Straße schwebt über der dortigen Kleingartenanlage ein Damoklesschwert.

Die Mieter der Parzellen befürchten, dass die Idylle einer Wohnbebauung weichen wird. Einen Bauantrag hat der Eigentümer zwar noch nicht eingereicht, wie eine kürzlich gestellte Anfrage aus der Stadtrats-CSU ergab. Laut Planungsreferat ist die Errichtung von Einfamilienhäusern auf dem Areal aber rechtlich zulässig.

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Im Frühling, Sommer und Herbst tummelt sich in der Hartmannshofer Straße Alt und Jung. Insgesamt 21 Familien aus Moosach und der näheren Umgebung bewirtschaften die kleinen Gärten. »Angebaut wird hier alles, quer durch den Gemüsegarten«, sagt Ursula Poller, Schriftführerin im Unterbezirk Laim des Vereins »Bahn Landwirtschaft e.V.«, der das Gelände gepachtet hat. Auf den Parzellen gedeihen Zucchini und Tomaten, Kartoffeln und Obstbäume. Von den Gartenbesitzern würden häufig Bohnen angepflanzt, erzählt Rudolf Lucka, der Obmann der Anlage. Ab kommendem Frühjahr werde es auch wieder Bienen geben. Die Kästen für die neuen Völker habe er bereits aufgestellt.

Mieten können die Anwohner die Gärten derzeit für 37 Cent pro Quadratmeter im Monat. Doch damit könnte es bald vorbei sein. Per Gericht versuche der Eigentümer derzeit durchzusetzen, die Kleingärten in Freizeitgärten umzuwidmen, berichtet Poller. Dann würde sich die Miete mehr als verfünffachen. Es sei zu befürchten, dass sich einige Parzellenbesitzer unter diesen Umständen ihren Garten nicht mehr leisten könnten, sagt Roland Beck, Vorsitzender im Unterbezirk Laim der »Bahn Landwirtschaft e.V.«

Zudem seien Freizeitgärten leichter in Bauland umzuwandeln als Kleingärten. Auch Karl-Heinz Bendner, Geschäftsführer im Bezirk München des Vereins, geht davon aus, dass der Eigentümer das Gebiet früher oder später bebauen will. Die Entscheidung, ob dem Anliegen nachgegeben werde, liege dann bei der Stadt. Jedoch sei es aus seiner Sicht wichtig, Grünflächen dieser Art zu erhalten. Gerade in Moosach hätten viele der Parzellenbesitzer aufgrund ihrer Wohnsituation keinen anderen Zugang zur Natur. »Wir werden uns dafür einsetzen, diese Anlage zu schützen, das sind wir unseren Mietern schuldig«, betont Bendner.

Unterstützung bekommen haben die Kleingärtner nun kurz vor den Kommunalwahlen von den Stadträten Alexander Dietrich (zugleich stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses Moosach), Otto Seidl und Josef Schmid (alle CSU). Nach ihrer Anfrage zur Zukunft der Anlage gab das Planungsreferat zwar in Sachen Bauvorhaben vorläufig Entwarnung. Konkrete Anträge hierzu lägen nicht vor, hieß es in dem Antwortschreiben der Behörde. Einfamilienhäuser seien auf dem Gelände jedoch voraussichtlich zulässig, so dass dem Eigentümer das Baurecht entzogen werden müsse, wenn man die Anlage dauerhaft erhalten wolle. Dies allerdings sei rechtlich problematisch. Die Anfrage sei nur eine »Vorsichtsmaßnahme« gewesen, sagt Seidl. Langfristig sei das Ziel, die Kleingärten in eine Daueranlage umzuwandeln.

Ob dieses Vorhaben Chancen hat, ist aber nach wie vor offen. »Möglich ist auf dem Areal sowohl eine Kleingartenanlage, als auch eine moderate Wohnbebauung«, erklärte Thorsten Vogel, Sprecher des Planungsreferats. Zwar seien die Gärten im Flächennutzungsplan eingezeichnet. Jedoch sei dieser nicht rechtlich bindend. Klarheit schaffen könne ein Bauantrag. Dann müsste die Behörde den Fall verbindlich prüfen.

Sollte die Oase in der Hartmannshofer Straße verschwinden, würde jedoch auch ein Stück Geschichte zerstört. »Die Gärten hier gibt es seit mehr als 50 Jahren«, sagt Lucka. Nach dem Krieg sei die Anlage zur Selbstversorgung der Eisenbahner eingerichtet worden, berichtet Beck: »Früher hat es hier Hühner und Kaninchen gegeben.« Vor rund neun Jahren hat die Bahn das Gelände jedoch an einen Investor verkauft, der es an einen Privatmann weiter veräußerte.

»Wenn hier ein paar Einfamilienhäuser entstehen würden, würde das die Wohnungsnot in München nicht lindern«, klagt Beck. Die Anlage aber wäre dann unwiederbringlich verloren. Julia Stark

Artikel vom 11.02.2014
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