Vom Amateur zum Profi

Milbertshofen · Hobbykünstler lernen in der Malakademie, den Pinsel zu schwingen

Olivia Penzl, hier beim Grundierkurs im Botanikum, will vielleicht später selbst einmal unterrichten.	Foto: js

Olivia Penzl, hier beim Grundierkurs im Botanikum, will vielleicht später selbst einmal unterrichten. Foto: js

Milbertshofen · Für Olivia Penzl ist die Malerei zwar nur ein Hobby, trotzdem will die Buchhalterin aus Milbertshofen das Handwerkszeug des Künstlers fundiert erlernen. Deshalb besucht sie die Kurse der Malakademie des Münchner Bildungswerks im Botanikum.

Die Rentnerin Christine Reindl, die 20 Jahre lang in der Siedlung am Lerchenauer See gelebt hat, erwarb an der Einrichtung sogar ein Diplom. Am Sonntag, 16. Februar, informiert die Malakademie alle, die eventuell ihre eigene künstlerische Ader entdecken wollen, bei einem »Speed-Dating« über ihr Programm.

Akribisch genau trägt Penzl die weiße Grundierung auf die Leinwand auf. »Leute aus dem Rechnungswesen arbeiten auch beim Malen sehr penibel«, sagt sie und lacht. Dies sei ihr von Dozenten schon mehrfach berichtet worden. Entdeckt hat sie ihr kreatives Talent vor rund zwei Jahren: »Ich habe einfach versucht, ein Bild zu malen, und das hat erstaunlich gut geklappt.«

Der Beschäftigung mit Farbe und Pinsel nur in Eigenregie nachzugehen, sei ihr aber zu wenig gewesen: »Ich wollte mir Grundwissen aneignen, bevor ich ewig herumprobiere und dann erfahre, dass alles ganz anders geht.« Durch Recherchen im Internet sei sie auf die Malakademie gekommen. Inzwischen plane sie, ihr Hobby langfristig zu einem Nebenverdienst auszubauen. Ihr Ziel sei es, später einmal selbst Malkurse zu geben. Vorstellen könne sie sich etwa Einzelunterricht für Behinderte. Die meisten Ateliers seien nämlich nicht barrierefrei, erklärt sie. Auch Reindl geht ihrer Leidenschaft für die Malerei mit Ernsthaftigkeit nach. An der Malakademie angemeldet ist sie bereits seit zehn Semestern. »In der vergangenen Woche habe ich mein Diplom bekommen«, sagt sie stolz. Ihre Fähigkeiten beruflich zu nutzen, kommt für sie indes nicht infrage. Vielmehr habe sie mit der Malerei begonnen, um nach dem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben eine sinnvolle Beschäftigung zu haben. Kunst biete sich dafür besonders an. »Kreativität braucht Ruhe«, betont sie. Diese könne man, solang man berufstätig sei, jedoch oft noch nicht aufbringen. Der Eintritt ins Rentenalter sei daher ein guter Zeitpunkt, um mit dem Malen zu beginnen. Doch auch junge Menschen interessieren sich für das Angebot. Zum Grundierkurs, der dort kürzlich stattfand, hat Reindl ihre Enkelin Ramona Trimborn mitgebracht – und die ist gerade einmal 14 Jahre alt.

Die Bedürfnisse der Kursteilnehmer seien völlig unterschiedlich, sagt der Künstler Gerhard Marquard, der an der Malakademie unter anderem Aktmalerei und Zeichnen nach Abgüssen unterrichtet: »Die einen wollen mehr Entertainment, die anderen legen eher Wert auf die komprimierte Vermittlung von Information.« Deshalb sei es von Vorteil, wenn sich Dozent und Schüler im Vorfeld kennenlernen könnten.

Diese Möglichkeit gibt es am Sonntag von 15 bis 18 Uhr beim Speed-Dating der Malakademie im Botanikum in der Feldmochinger Straße 79. Dort stellen sich die Dozenten, die übrigens alle an der Akademie studiert haben, vor. Gezeigt werden Fotos der Arbeiten, die in ihren Kursen entstanden sind und Skizzenbücher, in denen die Lerninhalte vermittelt werden. Außerdem haben die Besucher Gelegenheit, Fragen zu stellen. Vor Ort sein wird auch die Akademieleiterin Petra Bösch-Brieden.

Angeboten werden im Sommerprogramm, das im März beginnt, zum Beispiel Kurse im Aktzeichnen, teilweise mit realen Modellen, oder das Malen von Porträts. Erlernen können die Teilnehmer aber auch Techniken für das Mischen von Farben und grafische Gestaltung, Bildhauerei und experimentelle Malerei. Zwar sei der Unterricht auf Amateure zugeschnitten, räumt Marquard ein: »Bei unseren Diplomkursen entstehen aber oft ganz erstaunliche Werke.« An den insgesamt etwa 30 Kursen pro Semester nehmen im Durchschnitt 300 Besucher teil, die Kursgröße liegt meistens bei rund zehn Personen. js

Artikel vom 11.02.2014
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