Rhythmus im Blut

Aschheim · Ein Aragonier in Aschheim: Arcón Martinez versteht die Musik

Der Musiker Francisco Arcón Martinez arbeitet mit dem zwölfjährigen »Supertalent« Michael Andreas Haeringer zusammen. 	Foto: Sybille Föll

Der Musiker Francisco Arcón Martinez arbeitet mit dem zwölfjährigen »Supertalent« Michael Andreas Haeringer zusammen. Foto: Sybille Föll

Aschheim · Seit zehn Jahren lebt Francisco Arcón Martinez in Aschheim und fühlt sich dort »pudelwohl«, wie er sagt. Vor rund 30 Jahren kam der Musiker und gebürtige Aragonier durch einen Freund nach München – und blieb.

Über dem Aschheimer Getränkemarkt hat der 49-Jährige einen idealen Platz für sein Tonstudio gefunden. Dort kann er ungestört arbeiten. Viele Musiker gehen bei ihm ein und aus, bekannte und weniger bekannte. Einer von ihnen ist jedoch ein kleiner Star: Der zwölfjährige Michael Andreas Haeringer, Medienberichten zufolge ein Nachfahre des berühmten Komponisten Franz Liszt (1811 bis 1886) und Gewinner mehrerer internationaler Wettbewerbe.

In einer spanischen Fernsehshow wurde er kürzlich sogar zum »Supertalent« gekürt, denn das Wunderkind lebt in Barcelona, wo es als Sohn eines deutschstämmigen Paares geboren wurde. »Er ist ein begnadeter Pianist, aber er möchte gerne in der Popmusik Fuß fassen«, erklärt Arcón, der seit etwa eineinhalb Jahren mit ihm zusammen-arbeitet. Manchmal reist er zu ihm, im vergangenen Herbst verbrachte der Junge eine Woche in Aschheim, nachdem er im Münchner Gasteig ein Klavierkonzert gegeben hatte. »Er ist wirklich unglaublich! Ich hatte ihm die Aufgabe gestellt, unter dem Titel »The mystic bird« eine Suite, also einen Musikzyklus für Klavier aufzubauen. Binnen 30 Minuten hat er diese 22-minütige Suite komponiert – nach allen Regeln der Kunst«, erzählt Arcón. »Aber er schreibt auch Hip-Hop-Songs. Die nimmt er zu Hause auf und schickt sie mir dann, damit ich sie bearbeite«. Vielleicht werde aus ihm einmal ein großer Pop-Star, orakelt sein Förderer.

Auch Arcón komponiert, zusammen mit einem Freund: »Es sind Pop-Rock-Lieder, aber noch keine öffentlichen Sachen. Für mich ist das eine Form, mich kreativ auszuleben«, gesteht er. Doch seine wahre Liebe ist die klassische Gitarre, auf der er leidenschaftliche Melodien zupft, wie man sie aus Spanien kennt. Konzerte gibt er nur noch wenige, meistens im privaten Kreis oder auf ausgewählten Veranstaltungen. Früher waren es mehr. »Es ist schwierig geworden, mit dieser Musik große Säle zu füllen«, sagt er.

Als Dozent in dem Fach ist er jedoch gefragt. Er leitet Volkshochschulkurse, gibt Unterricht in der Freisinger Musikschule »3-Klang« sowie in der Europäischen Schule in München-Neuperlach und ist Mitglied im Internationalen Gitarrenseminar Reisbach, das die berühmte Instrumentenbauerfamilie Hermann Hauser seit über 40 Jahren veranstaltet. »Hauser ist für den Gitarrenbau so etwas wie Stradivari für den Geigenbau«, erklärt Arcón und erwähnt nebenbei, dass er mit Hauser gut befreundet sei. Ohne überheblich zu wirken erklärt er auch den Grund für seine Beliebtheit, sowohl als Dozent, als auch in seiner Funktion als Tonmeister: »Weil ich die Musik verstehe«. Wenn ein Schüler oder Kunde zu ihm komme, dann vermittle er nicht nur technisches Know-how, sondern zeige ihnen auch, wie die Musik am besten interpretiert werden sollte. »Wenn zum Beispiel jemand ein Liebeslied singt und es klingt hart, dann glaubt ihm keiner, dass es in dem Lied um Liebe geht«, sagt der Spanier lächelnd. Er ist eben Künstler – genau wie sein Vater, ein berühmter Bildhauer in Zaragoza. »Ich habe als Kind auch viel gezeichnet, vor allem Comics, weil ich darin die Kunst gesucht habe. Aber die Liebe zur Musik und zur Gitarre habe ich schon als Siebenjähriger entdeckt«, erzählt er. Auf einer Autofahrt habe sein Vater einmal die Fuge von Bach im Radio gehört. Während sich Altersgenossen wahrscheinlich die Ohren zugehalten hätten, genoss der kleine Francisco die Klänge. »Als Jugendlicher habe ich dann eine Band gegründet, wir haben auf Konzerten elektronische Musik gespielt«, erinnert sich Arcón.

Mit seinem jetzigen Leben ist er glücklich. »Es ist vielseitig, ich bin mental ständig auf Trab. Sogar ein Kinderorchester habe ich auf die Beine gestellt«, sagt er lachend. Seine Frau Andrea unterstützt ihn hinter den Kulissen und passt auf, dass ihr Mann keine Termine durcheinanderbringt. Die Spanier sind stolz auf ihren Landsmann. Vor fünf Jahren kam ein Fernsehteam nach Bayern, der Bericht über sein Leben wurde unter dem Titel »Ein Aragonier in München« im spanischen TV ausgestrahlt. Sybille Föll

Artikel vom 04.02.2014
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