Mehr Platz für Kreativität

Graffitis im öffentlichen Raum: Projekt »(h)arthof« will stärkere Einbindung

Die sozialpädagogische Leiterin von »(h)arthof«, Alexandra Plavsa, vor den Graffitis in der Dientzenhofer Straße.	Foto: js

Die sozialpädagogische Leiterin von »(h)arthof«, Alexandra Plavsa, vor den Graffitis in der Dientzenhofer Straße. Foto: js

Harthof · Noch immer haftet Graffitis der Ruf des Verruchten an. Doch die an Wände gesprühten Bilder entwickeln sich mehr und mehr zur Kunstform. An zwei Abbruchhäusern im Harthof sind vor kurzem neue Werke entstanden – und zwar ganz legal in einer Kooperation des Jugendprojekts »(h)arthof« mit der städtischen Wohnbaugesellschaft GWG, der die Gebäude gehören.

Auch Antonie Thomsen (SPD), Vorsitzende des Bezirksausschusses Milbertshofen-Am Hart (BA 11), plädiert dafür, Graffitis stärker in den öffentlichen Raum einzubinden.

Die Sprayer, die kürzlich in der Dientzenhofer Straße aktiv geworden sind, verstehen ihr Handwerk. Den sauber gemalten Schriftzügen sieht man an, dass hier Profis am Werk waren. Was jedoch viele nicht wissen: Hier handelt es sich sogar um Auftragsarbeiten. Hildegard Daniel von der GWG Nord habe ihr von sich aus vorgeschlagen, die Häuser Graffiti-Künstlern zur Verfügung zu stellen, sagt Alexandra Plavsa, Sozialpädagogische Leiterin von »(h)arthof«, einem Projekt des Vereins ETC, der sich um Jugendliche mit Schwierigkeiten am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt kümmert.

Die Sprayer gehören jedoch nicht zu den Teilnehmern von »(h)arthof«, sondern seien über private Kontakte von ihr gekommen, erklärt Plavsa. Zur Identität der Künstler hält sie sich bedeckt. »Sie wollen auf jeden Fall anonym bleiben«, betont sie. Zu befürchten hätten die Graffiti-Maler indes nichts. »Legales Sprühen ist heutzutage gar nicht mehr so ungewöhnlich«, sagt Polizeisprecher Damian Kania. Wären die Sprayer bei ihrer Aktion erwischt worden, hätte sie die Polizei zwar kontrolliert: »Da der Verdacht einer Straftat besteht, müssen wir so etwas überprüfen«, räumt er ein. Wenn der Eigentümer mit der Bemalung einverstanden sei, werde die Angelegenheit jedoch nicht weiter verfolgt.

Probleme mit illegalen Graffitis gibt es im Viertel Thomsen zufolge übrigens kaum. Der letzte Fall sei vor rund zwei Jahren aufgetreten, sagt die BA-Vorsitzende. Damals seien einige Gebäude in der Knorrstraße beschmiert worden: »Das war sehr ärgerlich, weil die Häuser frisch gestrichen waren.« Für Unmut habe auch das Besprühen der Kirchenmauer von St. Georg gesorgt: »An sehr exponierten Plätzen oder wenn gerade renoviert wurde, stört es.« Grundsätzlich sehe man das Thema im BA aber eher positiv. Im Stadtteil gebe es »sehr schöne, legale Graffitis«, etwa am Anhalterplatz und an der Spielmeile am Frankfurter Ring. Am Christoph-von-Gluck-Platz sei sogar Loomit am Werk gewesen, ein Sprayer, der inzwischen weltbekannt sei: »Er hat bei uns im Viertel angefangen.«

Den Jugendlichen legale Flächen für ihre Kreativität zur Verfügung zu stellen, sei allerdings gar nicht so einfach. Lange habe sich der BA dafür eingesetzt, die Nordseite des Milbersthofener Kulturhauses am Curt-Mezger-Platz an der Schleißheimer Straße mit Graffitis verschönern zu lassen. Dies sei jedoch an den Sicherheitsvorschriften gescheitert. »Man hätte ein Gerüst dafür gebraucht und viele andere Auflagen erfüllen müssen, so dass das nicht mehr bezahlbar war«, klagt sie. Dennoch engagiere sich das Stadtteilparlament weiterhin dafür, diese Kunstform mehr in den öffentlichen Raum zu tragen. Auch Plavsa wünscht sich mehr Flächen dafür.

Sie habe bereits bei der GWG angefragt, ob noch weitere Abbruchhäuser zur Verfügung gestellt werden könnten, berichtet sie. Ihr Ziel sei es, den von ihr betreuten Jugendlichen von »(h)arthof« einen Workshop mit etablierten Sprayern anzubieten. Die Aktion soll Teil des XENOS Projekts »Kunst im Sozialraum« (KIS) werden.

Die Werke in der Dientzenhofer Straße kann man inzwischen nicht mehr bewundern. Die Häuser wurden vor wenigen Tagen abgerissen. Julia Stark

Artikel vom 28.01.2014
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