Soziale Werte für die lokale Wirtschaft: Infoveranstaltung am 21. Januar

Gemeinwohl-Ökonomie: Unternehmen im Kreis Erding sollen für neues Projekt gewonnen werden

Tagwerk ist eines der Unternehmen, das sich der Idee der Gemeinwohl-Ökonomie angeschlossen hat, hier von links Inge Assendorf, Hanna Ermann und Klaus Hutner bei der Vorstellung des Wirtschaftsmodells. 	Foto: Privat

Tagwerk ist eines der Unternehmen, das sich der Idee der Gemeinwohl-Ökonomie angeschlossen hat, hier von links Inge Assendorf, Hanna Ermann und Klaus Hutner bei der Vorstellung des Wirtschaftsmodells. Foto: Privat

Erding · Bayerische Unternehmer wünschen sich eine Wirtschaft mit Werten wie Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Nachhaltigkeit. Der »ehrbare Kaufmann« aus alten Zeiten ist auch heutzutage Idealbild für viele. Das ergab eine Umfrage des Bund Deutscher Selbstständiger (BDS) Bayern, Anfang letzten Jahres.

Mit dem Thema »Neue Werte für die Wirtschaft – Gemeinwohl-Ökonomie« startet die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) aus Freising nun ins neue Jahr. Am Dienstag, 21. Januar, lädt sie um 20 Uhr bei freiem Eintritt zum Vortrag mit Christian Felber, Mitbegründer der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ), in den Haager Bürgersaal ein.

Das alternative Wirtschaftssystem basiert auf Werten wie Vertrauensbildung, Wertschätzung, Kooperation, Solidarität und Teilen. Es sieht sich jedoch nicht als endgültiges Modell, sondern vielmehr als wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Veränderungsprozess, weg von Gewinnstreben und Konkurrenz, hin zum Agieren für das Gemeinwohl und Kooperation. Auch für Diözesansekretär Rainer Forster von der KAB, ein glühender Verfechter der Gemeinwohl-Ökonomie, ist Wirtschaft ein Werkzeug im Dienste der Gesellschaft, das auf menschlichen und demokratischen Werten fußen und gleichzeitig die Ökosysteme der Welt im Blick behalten sollte.

»Deshalb möchte die KAB diese Werte in alle Unternehmen der Landkreise Erding und Ebersberg tragen«, erklärt er. Geplant sind weitere Infoabende wie am 21. Januar, bei denen jeweils ein vorbildliches Unternehmen vorgestellt werden soll.

Ein Beispiel ist die Tagwerk Verbraucher und Erzeugergenossenschaft Dorfen. Das Genossenschaftsmodell ist per se demokratisch, jedes Mitglied ist gleichberechtigt. Die biologischen Lebensmittel aus der Region erfüllen den Anspruch einer umweltverträglichen, nachhaltigen Produktion. Über Begegnungen der Verbraucher mit Bauern und Verarbeitern wird gegenseitiges Vertrauen und Transparenz des Warenflusses hergestellt. »Wir haben 2012 die erste GWÖ-Bilanz erstellt, die das Herzstück des Wirtschaftsmodells darstellt«, erklärt Hanna Ermann, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei Tagwerk und Mitglied im Aufsichtsrat. In dieser sogenannten Matrix sind auf einer waagrechten und einer senkrechten Achse die Kriterien aufgelistet, nach denen sich ein Unternehmen selbst bewerten kann.

Unter den Gesichtspunkten Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung werden die Berührungsgruppen, also Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter und das gesellschaftliche Umfeld unter die Lupe genommen: Sind zum Beispiel die Arbeitsbedingungen human? Sind die Preise sozialverträglich? »In Bezug auf ökologische Nachhaltigkeit und Demokratie im Unternehmen standen wir ohnehin schon sehr gut da, das ist beides in unserer Satzung verankert«, sagt Ermann. Allerdings habe man Verbesserungsbedarf bei der internen Kommunikation festgestellt. »Vor über 20 Jahren haben wir mit einer Handvoll Leuten begonnen, jetzt haben wir 40 Beschäftigte. Da ist es nicht leicht, alle auf dem aktuell­sten Stand zu halten«.

Verbesserungsbedarf gibt es immer

Ein monatliches Treffen aller Abteilungsleiter wurde installiert, die Informationen an ihre Mitarbeiter weitergeben, und einmal pro Jahr findet ein Plenum für alle Beschäftigten mit Jahresbericht statt. Die Ergebnisse der Bilanz sind Punktzahlen, die verraten, ob und wo noch etwas optimiert werden kann. »Es war sehr interessant für uns und wir werden diese Matrix wahrscheinlich für 2013 nochmals ausfüllen«, so die Tagwerk-Mitarbeiterin.
»Wir möchten solche Unternehmen sichtbar machen und politisch fördern«, so Forster. Im Hinblick auf die Kommunalwahl im März seien daher auch explizit politische Mandatsträger zu dem Vortrag in Haag eingeladen.

Weitere Informationen und Beteiligungsmöglichkeiten an der GWÖ-Bewegung gibt es über die GWÖ-Regionalgruppe Bayern (www.gwoe-bayern.org) oder die KAB (www.kab.de).

Von Sybille Föll

Artikel vom 16.01.2014
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