Kein Spitzenvolleyball mehr?

Generali Haching sucht weiter einen Sponsor

Für Michael Evers (l.), den Präsidenten der Deutschen Volleyball-Liga, ist Generali Haching ein »Leuchtturm in Bayern«. Gäbe es den deutschen Pokalsieger nicht mehr, käme das laut BVV-Präsident Klaus Drauschke (r.) einem »Supergau« gleich. 	F.: bs

Für Michael Evers (l.), den Präsidenten der Deutschen Volleyball-Liga, ist Generali Haching ein »Leuchtturm in Bayern«. Gäbe es den deutschen Pokalsieger nicht mehr, käme das laut BVV-Präsident Klaus Drauschke (r.) einem »Supergau« gleich. F.: bs

München/Unterhaching · Wie geht es weiter mit Generali Haching? Eine Frage, die seit Monaten die Volleyball-Fans bewegt. Der 15. März ist der Stichtag, den die Hachinger sich gesetzt haben. Bis dahin muss Klarheit herrschen – sprich: Ein neuer Hauptsponsor (oder mehrere kleinere Sponsoren) gefunden werden.

Sonst verschwindet der mehrfache deutsche Pokalsieger, Vizemeister, Champions-League-Teilnehmer und Tabellenführer der Volleyball-Bundesliga von der Bildfläche.

»Wir kämpfen weiter«, sagt Manager Josef Köck bei der Pressekonferenz, zu der Generali Haching unter der Woche eingeladen hatte. Auch hochrangige Funktionäre wie Michael Evers (Präsident der Deutschen Volleyball-Liga DVL), Klaus Drauschke (Präsident des Bayerischen Volleyball-Verbandes BVV) und Günther Lommer (Präsident des Bayerischen Landessportverbandes BLSV) waren nach Unterhaching in die Generali Sportarena gekommen, um zur Situation des Bundesligisten Stellung zu beziehen.

Für Haching gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder findet sich bald eine Lösung, um auch nach dem Ausstieg des Hauptsponsors zum Saisonende weiter Volleyball auf Spitzenniveau anzubieten. Oder es gibt in München und Umgebung künftig keinen Profi-Volleyball mehr. Ein Rückzug in die 2. oder 3. Liga komme für Haching jedenfalls nicht infrage, versichert Köck. »Da würden wir irgendwo in der Bedeutungslosigkeit versinken. Auch in der 2. Liga brauchst du Geld.« Derzeit beträgt der Saisonetat für die Profis eine Million Euro. »Mit diesem Betrag kann man erfolgreich in der 1. Volleyball-Bundesliga spielen«, sagt Mihai Paduretu, der Haching als Trainer zur Spitzenmannschaft geformt hat. Ein neuer Sponsor muss allerdings nicht komplett diesen Betrag übernehmen. Denn für die Werbung gebe es mehrere Möglichkeiten wie den Teamnamen, die Trikots oder die Halle, versichert Köck.

Aber warum ist es für einen Spitzenverein wie Generali Haching überhaupt so schwer, zahlungskräftige Sponsoren zu akquirieren? »Die Entscheider müssen in die Halle kommen. Wenn sie einmal in unserer Halle ein Spiel live verfolgt haben, sind sie von der Dynamik des Volleyball und der Superstimmung begeistert«, sagt Köck. Dass die Suche nach Geldgebern dennoch kompliziert ist, weiß auch DVL-Präsident Michael Evers zu berichten. Dabei sei Volleyball ein sauberer Sport (es gibt praktisch keine Dopingfälle) mit einem positiven Image. Unter den Aktiven sind hauptsächlich junge Leute, viele Studenten. Und auch als Breitensport sei Volleyball anerkannt, meint der Hachinger Manager: »Im Urlaub spielt fast jeder Beach-Volleyball, auch in der Schule wird der Sport gelehrt«. Weltweit ist Volleyball nach Basketball der am meisten gespielte Ballsport, dabei in vielen Ländern genauso populär wie Fußball. In Deutschland sei man zwar auf einem guten Weg, meint BVV-Präsident Klaus Drauschke.

Aber gegenüber anderen Nationen wie Italien, Polen oder der Türkei bestehe noch Nachholbedarf. Die Medienpräsenz hat sich in den vergangenen Jahren immerhin schon deutlich verbessert. Dazu beigetragen haben natürlich auch die Erfolge von Generali Haching: viermal den deutschen Pokal gewonnen, dreimal Vizemeister und dreimal in der Champions League gespielt. Aktuell führt man die 1. Bundesliga an, mit dem klaren Ziel, zum ersten Mal Deutscher Meister zu werden. Der Verein stellt auch mehrere Nationalspieler und bringt immer wieder talentierte Jugendspieler hervor. »Unterhaching ist ein Leuchtturm in Bayern«, sagt Michael Evers. Wenn es die Profi-Mannschaft nicht mehr geben würde, helfe das dem deutschen Volleyball sicher nicht. Und für den bayerischen Volleyball wäre das Ende der Hachinger Erfolgsgeschichte gar der »Supergau«, sagt Drauschke: Talentierte Nachwuchsspieler aus der Region würden dann zwangsläufig in andere Bundesländer abwandern.

Wenn Bayern im Sport – wie auch in der Wirtschaft – die Nummer eins sein wolle, sei auch die Politik gefordert, meint BLSV-Präsident Günther Lommer. Er schlägt ein Treffen an einem Runden Tisch von Politik und Wirtschaft vor. „Bayern ist ein wirtschaftliches starkes Land. Es müsste doch möglich sein, dass sich hier Unternehmen engagieren“, sagt Lommer.

Breitensport wird es in der Generali Sportarena immerhin auf jeden Fall weiterhin geben: Denn Auswirkungen auf den Gesamtverein TSV Unterhaching hätte ein Rückzug des Profi-Teams nicht, versichert Präsident Volker Panzer. Doch wie es mit dem Spitzensport aussieht, ist fraglich. Es wäre jedenfalls schade um ein Aushängeschild des deutschen Volleyballs. bs

Artikel vom 09.01.2014
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