Pläne und Träume

Zentrum · Was die Bezirksausschüsse im Jahr 2014 beschäftigen wird

Der Bau der Siemens-Konzernzentrale nach einem Konzept von Henning Larsen Architects beschäftigt den BA 3 auch im Jahr 2014.	Siemens AG, München/Berlin

Der Bau der Siemens-Konzernzentrale nach einem Konzept von Henning Larsen Architects beschäftigt den BA 3 auch im Jahr 2014. Siemens AG, München/Berlin

Zentrum · Wie haben die Bezirksausschussvorsitzenden in der Innenstadt das vergangene Jahr erlebt – welche Projekte werden die Stadtteilparlamente im Jahr 2014 beschäftigen?

Die Vorsitzenden der Bezirksausschüsse Altstadt Lehel (BA 1), Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA 2) und Maxvorstadt (BA 3) haben für Münchner Zentrum Resümee gezogen und auch in die Zukunft des Viertels geblickt: »Ein thematisierendes Motto für unser Stadtviertel Altstadt-Lehel im Jahr 2013 hat zwei Schwerpunkte, nämlich die massive Veränderung der Stadtteilstruktur/Gentrifizierung und Schrittweise Rückgewinnung des öffentlichen Raumes für Fußgänger und Radfahrer«, sagt BA-1-Chef Wolfgang Püschel.

Massiv erkennbar sei das im Hackenviertel, wo das wohl kaum zu lösende Problem sichtbar wird: einerseits Belebung des Einzelhandels durch weitere Öffnung, zum Beispiel die Fußgängerzone Sendlinger Straße, welche der BA durchsetzte, neue Einkaufsbereiche wie die Hofstatt oder das »Pschorr«-Gebäude mit Wohnungen – andererseits der schleichende Verlust der »Stadtteil-Typik« durch Mieterhöhung für die Geschäftsleute und hochpreisiges Wohnen. Und ganz nebenbei dadurch vielleicht höhere Aufenthaltsqualität, aber nicht für die meisten hier bisher Wohnenden, die dann die Mieten nicht mehr bezahlen können, sagt Püschel. »Das ist eines der größten Probleme, welches wir hier zu bekämpfen haben – und das gilt auch für das Lehel, in der Oettingenstraße oder in der Seitzstraße.

Im Bezirksausschuss hat man laut Püschel nur wenige Mittel, wie etwa einen Bebauungsplan fordern, um die Investoren zu sorgfältigeren Konzepten ihrer Pläne zu führen. Der BA hilft auch dabei, Mietergemeinschaften zu gründen und Mieterschutz zu unterstützen.

Bereits erreicht hat der BA die Verschmälerung des Tals, wo jetzt einfach Platz ist für die Passanten und auch schon merkbar der Autoverkehr zurückgeht. Viel besser wird es erst dann werden, wenn die Hochgarage an der Neuturm-/Hildegardstraße weg ist und die Privatautos nicht mehr parkplatzsuchend über den Marienhof fahren können. Ohne Zusatzkosten und fristgerecht ist der Platz der Opfer des Nationalsozialismus nun fertig geworden, ein würdiger Platz für das Gedenken, wie Püschel meint: »Er hat sein Randdasein verloren.« Aber auch da solle über Verkehrsreduzierungen nachgedacht werden, etwa eine Einbahnstraßenregelung in der Briennerstraße, welche viel Hektik bis hin zum Odeonsplatz herausnehmen würde. Der Marienhof ist wieder hergerichtet, nur müssten die dort verbliebenen Bäume geschützt werden, »bevor die Bahn auch diese ohne Bürgerbeteiligung fällt«. Den Spielplatz der Glockenbachwerkstatt wird der BA 2014 sehr schnell auf die Tagesordnung setzen, um nicht von fast vollendeten Tatsachen der Verwaltung wieder überrascht zu werden.

2014 werden sich die Gremiumsmitglieder immer noch damit auseinandersetzen müssen, wie der Verkehr um den Marienplatz sinnvoll geordnet werden kann und auch die Verschmälerung des Altstadtringes gehört dazu.

Forderungen für 2014 »vielschichtig«

Laut dem BA-2-Chef Alexander Miklosy sind die BA-Forderungen für 2014 »vielschichtig«, vor allem hinsichtlich der Fahrradfahrer: »Das Fahrradfahren hat in dieser Stadt Tradition und entlastet mit jedem Nutzer auch die Umwelt. Vom Platzbedarf des Verkehrsteilnehmers und dem ausgehenden Gefahrenpotential ganz zu schweigen«, sagt Miklosy. Endlich sei es soweit, dass die Arbeiten für den Radwegeinbau in der Kapuzinerstraße abgeschlossen wurden. Der Bau der Fahrradstation am Hauptbahnhof, die Verbesserung der Situation in der Paul-Heyse-Unterführung und die Querung der Bahn in der Lindwurmunterführung sind nur wenige Beispiele, die Miklosy nennt: »Dies ist alles als realistisch anzusehen, denn diese Punkte sind auch in den zukünftigen Investitionslisten zu finden.«

Ebenso konkret wird für den BA-Chef die Planung der Berufsfachschule in der Ruppertstraße ab 2014. Der BA fordert an dieser Stelle ein Kulturzentrum (zusammen mit BA 6), das mit etwa 800 Quadratmetern endlich den vielschichtigen Bedarf im Stadtviertel abdecken soll. Sport-, Musik-, Kunst und sozial orientierte Vereine könnten dort endlich ein Zuhause finden.

Seit fast drei Jahrzehnten hat der Bezirksausschuss laut Miklosy dies für die Auenstraße 19 gefordert, wo sich nun für die Erweiterung der aus allen Nähten platzenden Wittelsbacher Schule eine mögliche Lösung ergeben werde. Eine weitere wichtige Planung hinsichtlich Bauvorhaben für 2014 ist für den BA-Vorsitzenden die Portalklinik in der Ziemssen/Nußbaumstraße, in dem 200 Betten interdisziplinär genutzt werden sollen und nun der Entwurf des Berliner Architekturbüros Stefan Ludes realisiert wird. Ein knapp dreistelliger Millionenbetrag ist hier für die Realisierung im Gespräch. Aber auch an anderen Stellen bleibe kein Stein auf dem anderen, sagt Miklosy: Das Hotel Königshof am Stachus, die Umnutzung des Arbeitsamts mit eventuellem Neubau oder für den gesamten Bereich des Viehhofs stünden Veränderungen bevor; vielleicht schon ab dem nächsten Jahr. Dabei würden solch große Bauvorhaben wie das Gärtnerplatztheater noch gar nicht abgeschlossen sein. »Erfreulicherweise« sei nun endgültig: Das Deutsche Theater eröffnet Mitte Januar wieder seine Pforten.

Neue Wege des Baureferats

Völlig neue Wege geht das Baureferat laut Alexander Miklosy bei größeren Umgestaltungsmaßnahmen: Bevor die Beschlussvorlage zum Sankt-Pauls-Platz im Stadtrat erörtert wird, wurden die anwohnenden Bürger befragt und im November 2013 eingeladen, mitzudiskutieren. Auch der Bezirksausschuss ist somit bereits im Vorfeld in die Gestaltung des Quartiers mit einbezogen. Ein Kritikpunkt, der immer wieder zu hören war, trägt damit nun Früchte: Die Bürgerinnen und Bürger sind hier von Anfang an bei der Planung dabei. Die Ergebnisse aus der Veranstaltung fließen dann in die Entscheidungsgrundlage für den Stadtrat ein.

Größte Veränderung: die Siemenszentrale

Laut dem Chef des Bezirksausschusses Maxvorstadt (BA 3), Oskar Holl, geschieht die größte und zugleich am wenigsten bemerkte Veränderung der Maxvorstadt zur Zeit am Wittelsbacherplatz. Siemens baut hinter schallhemmenden Wänden die neue Zentrale für den Weltkonzern. Und dies, sagt Holl, mit erstaunlichem Eingehen auf die Interessen und Bedürfnisse der Anwohner.

Am meisten Aufsehen und Widerspruch hingegen habe 2013 der Bau der Anwohnertiefgarage Josephsplatz erweckt. Doch auch hier – so konnte auf der Bürgerversammlung im Oktober festgestellt werden – scheine eine sachlichere Art von Diskussion in Gang zu kommen. Die Bürger haben eine Reihe von Anträgen zur Beteiligung zum Beispiel an der Oberflächengestaltung beschlossen. Die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) will nicht länger Kernbereiche ins Umland verlagern und sucht darum für ihr prestigeträchtiges Physik-Department ein neues Domizil auf dem Gelände der Veterinärklinik an der Königinstraße.

Als erstes soll ein Gebäude für Nanophysik entstehen, langfristig die gesamte tierärztliche Ausbildung der Physik Platz machen. Ein städtebaulicher Wettbewerb hat dafür Eckdaten geschaffen. Weitere Vorhaben: sozialer Wohnungsbau durch die Stadtwerke in der Katharina-von-Bora-Straße und private teure Wohnungen auf dem ehemaligen Arri-Gelände in der Theresienstraße. Ein Sorgenkind ist für Oskar Holl die Paul-Heyse-Villa: Noch sei nicht abzusehen, ob sie erhalten bleibt. Zum kritischen Nachdenken dränge die laut Holl »immer unverfrorenere Klamauknutzung« öffentlicher Plätze, zum Beispiel des Wittelsbacherplatzes für einen Fischmarkt. Ebenso die schleichende Umwandlung von Teilen der Maxvorstadt in einen Tummelplatz der Eventgastronomie.

Thema »Betongold«

Dass Schwierigkeiten für Mieter und Gentrifizierung weitergehen werden, ist laut dem BA-Vorsitzenden »bei dem aktuellen Wert von Betongold« kaum aufzuhalten. Erfreulicheres ist für Holl vom Bürgergutachten zum Kunstareal zu erwarten, das Stadtbaurätin Elisabeth Merk mitsamt einem umfassenden Stadtratsantrag zu Kunstareal und Museumsviertel Anfang 2014 der Öffentlichkeit übergeben will. »Damit könnten vielleicht Wünsche erfüllt werden, welche die Maxvorstadt seit 1980 der Stadtregierung vorgetragen hat«, sagt Oskar Holl. red

Artikel vom 07.01.2014
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...