Bethlehem ist überall

Ismaning · Krippenspiele lassen Weihnachten greifbar werden

Pfarrer Markus Brunner möchte, dass zu Weihnachten das Licht von Bethlehem auch in seiner Kirche leuchtet.	Foto: sh

Pfarrer Markus Brunner möchte, dass zu Weihnachten das Licht von Bethlehem auch in seiner Kirche leuchtet. Foto: sh

Ismaning · Auf allen Seiten von Bäumen umgeben schmiegt sich nördlich von Rom die Pilgerstätte von Greccio eng an die steile Felswand. Dem Pilger eröffnet sich von hier aus ein herrlicher Ausblick auf das Tal von Rieti.

Der heilige Franz von Assisi kam Anfang des 13. Jahrhunderts immer wieder zum Gebet an diesen Ort. Bald schon hatte er hier eine kleine Einsiedelei seiner jungen Ordensgemeinschaft gegründet. Es waren Felsenhöhlen, in denen die Brüder ihren Tag in Gebet und Meditation verbrachten. Die Intention des heiligen Franz mit seinen Gleichgesinnten war nicht nur, ein Leben in möglichst evangeliumgetreuer Nachahmung Jesu Christi zu führen, sondern vor allem auch die Frohbotschaft den Menschen zu verkünden und nahe zu bringen. So lebte er in der Zurückgezogenheit seiner Einsiedeleien, war aber immer wieder als Wanderprediger unterwegs. Er verkündigte leidenschaftlich und war ein charismatischer Erzähler.

Im Jahr 1223 kam Franziskus auf eine besondere Idee, deren Impuls unsere Tradition bis heute bereichert. Er wollte zu Heiligabend die Weihnachtsgeschichte nicht einfach nur erzählen, sondern Bethlehem leibhaftig und greifbar werden lassen. Jeder sollte mit eigenen Augen sehen können, was damals in der Heiligen Nacht geschah. Und die Menschen der Gegend sollten mitspielen in dieser Weihnachtsgeschichte.

In Erwartung von Heiligabend, so wird überliefert, beauftragte Franziskus einen Gleichgesinnten namens Johannes, der aus dieser Gegend stammte, entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Am 24. Dezember war es soweit: Die Ordensbrüder kamen aus den umliegenden kleinen Klöstern, die Frauen und Männer aus Greccio brachten Fackeln und Kerzen mit, so dass die Nacht hell wie der Tag wurde. In einer der Felsgrotten stand die Krippe, gefüllt mit Stroh und bewacht von Ochs und Esel. Hier wurde nun zum ersten Mal die Szene von Bethlehem mit lebenden Menschen und Tieren nachgestellt. Greccio wurde so zum neuen Bethlehem. Oberhalb dieses Krippenspiels wurde das Hochamt gefeiert und Franziskus verkündigte die Botschaft des Kindes von Bethlehem.

Franz von Assisi gilt seither als der Erfinder des Krippenspiels und gleichermaßen hat er die Tradition unserer Darstellungen in den Weihnachtskrippen beflügelt. Die Stadt Greccio ist heute die Partnerstadt von Bethlehem. Über der Grotte, in der das Krippenspiel stattfand, wurden eine Kapelle und eine Kirche errichtet. Jedes Jahr an Weihnachten spielen die Bewohner von Greccio die Inszenierung des heiligen Franz von Assisi aus dem Jahr 1223 nach. Eine Legende erzählt, dass man das Stroh der Krippe von Greccio, auf dem das Jesuskind gebettet war, an kranke Tiere verteilte, die dadurch geheilt wurden.

Auch Menschen, denen das Stroh aufgelegt wurde, konnten wieder genesen. Durch diese Erfindung des Krippenspiels wird nahe gebracht: Das Geheimnis von Bethlehem ist nicht einfach ein weit zurück liegendes historisches Faktum, sondern ereignet sich gültig für alle Zeit auch hier und heute – ob nun in Greccio oder bei uns. Gott wird Mensch, er kommt in unsere Mitte, er will unter uns leben. Er will, dass unser Leben gelingt und heil wird.
Nehmen wir Gott in unserer Mitte auf und bereiten wir ihm die Krippe unserer Herzen wie die Menschen damals! Pfarrer Dr. Markus Brunner

Artikel vom 24.12.2013
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