Die Emmauskirche lädt alle Gläubigen ein

Pfarrer Christoph Reichenbacher freut sich über jeden Besucher der evangelischen Emmauskirche in Harlaching. Foto: hw

Harlaching · Als Kind erinnere ich mich, dass ich den Heiligen Abend kaum erwarten konnte. Am Morgen des 24. Dezembers musste noch stundenlang gewartet werden, bis die verschlossene Tür zum festlich geschmückten Weihnachtszimmer aufgesperrt wurde und wir Kinder mit mühsam gebremstem Schritt und leuchtenden Augen hineingelassen wurden.

Wenigstens aber durften wir frühmorgens am Adventskalender schon einmal das große Türchen öffnen, auf dem die Zahl 24 stand. Es zeigte das Jesuskind in der Krippe mit Maria und Josef, Ochs und Esel. Auch heute gibt es noch so schlichte Adventskalender, auch wenn diese zunehmend verdrängt werden durch Geschenkesäckchen und Ähnliches.

Das Öffnen von den 24 Türchen auf dem Adventskalender hat etwas sinnfällig Symbolisches: Eins nach dem anderen tut sich auf, bis am Ende alle geöffnet sind und Weihnachten da ist. »Macht hoch die Tür, die Tor macht weit« heißt es im wohl bekanntesten Adventslied. Türen sind dazu da, um etwas zu verschließen oder um geöffnet zu werden. Vor verschlossenen Türen zu stehen bedeutet, keinen Zugang zu haben, keinen Eingang zu finden. Es gehört zu den bitteren Erfahrungen im Laufe des Lebens, wenn einem vor der Nase die Tür zugeschlagen wird und ein Weiterkommen durch diese Tür nicht möglich ist. Schlüsselgewalt zu haben bedeutet aber nicht nur Macht zu haben sonder auch, Verantwortung zu tragen für das, was sich hinter der Tür befindet. Kinder müssen das lernen, wenn sie irgendwann den Hausschlüssel zum ersten Mal ausgehändigt bekommen.

Eine offene Tür signalisiert: »Du bist willkommen, tritt ein!« Eine offene Tür bedeutet auch, sich nicht zu verschließen, einzuigeln, zurückzuziehen. Der gerade auch von evangelischen Christen so hoch geschätzte Papst Johannes XXIII. hat nach seinem Amtsantritt 1958 das bis heute für alle Kirchen aktuelle Motto ausgegeben: »Macht die Fenster und Türen der Kirche weit auf.« Es ist für mich als Pfarrer immer wieder beeindruckend zu erleben, wie viele Menschen am Heiligen- abend in die Kirchen strömen. Ich freue mich ehrlich über jeden der kommt, gerade auch über die, die eben nur am Heiligen Abend eine Kirche aufsuchen, um dort miteinander Weihnachten zu feiern und die altbekannte Weihnachtsgeschichte zu hören. Denn was heißt hier schon »nur«. Die Botschaft des Heiligen Abends ist ja gerade anders herum. Gott entschließt sich, in Jesus, einem Menschenkind, zur Welt zu kommen und die Menschen zu suchen. Gott macht sich ganz und gar auf und eröffnet uns damit eine ganz neue Möglichkeit, Gott in unserer Welt in menschlicher Gestalt zu entdecken.

Als Christen sind wir an Weihnachten aufgerufen, uns selbst aufzumachen und anderen Menschen – nah und fern – Türen zu öffnen, Zugangsmöglichkeiten zu geben zu einem menschenwürdigen Leben für das sich Jesus selbst aufopfernd eingesetzt hat. Wir denken an diesem Weihnachtsfest vor allem auch an Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten des Nahen und Mittleren Ostens, an Menschen aus Afrika, die sich aus nacktem Überlebenswillen auf den Weg machen und häufig vor verschlossen Paragraphentüren der reichen Industrienationen stehen.

Gott sei Dank gibt es Menschen, die entschlossen dafür arbeiten, Menschen in Not zu helfen. Jeder und jede ist am Heiligen Abend aufgerufen, die eigene Herzenstüre aufzumachen, um etwas von der Wahrheit der Liebe Gottes zu den Menschen zu empfangen und weiterzugeben. Die Tür zur Weihnachtsfreude soll sich öffnen – für alle.

Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünscht Ihnen allen Pfarrer Christoph Reichenbacher Emmauskirche München-Harlaching.
Die Emmauskirche ist am Heiligen Abend durchgehend bis 24.00 Uhr geöffnet.

Artikel vom 24.12.2013
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