Münchner Künstler zeigt dreiteiliges Projekt an ungewöhnlichen Orten

Spiritualität und High Tech: Koran-Projekt in München

Berkan Karpat, in Istanbul geboren, in München aufgewachsen, bei einem seiner Klangexperimente. 	F.: Peter Kasper

Berkan Karpat, in Istanbul geboren, in München aufgewachsen, bei einem seiner Klangexperimente. F.: Peter Kasper

München · Ab dem 24. Dezember ist der erste Teil von Berkan Karpats Projekt »Die Weitung« auf der Bosch Brücke beim Deutschen Museum zu sehen (ganztags bis 9. Januar, der Eintritt ist frei).

In seinem dreiteiligen Projekt »Die Weitung« setzt sich der Münchner Künstler, der seit 1998 Inszenierungen und Installationen zwischen Theater, Bildender Kunst und Wissenschaft ebenso wie zwischen Orient und Okzident erschafft, mit der Ästhetik des Korans auseinander. Jahrhundertelang wurde der Koran auch als Manifest der Ästhetik verstanden, erfahren und ausgekundschaftet – vor allem auf den Feldern Rezitation und Kalligrafie. Heute scheint dieser Aspekt des Korans in Ost wie West weitestgehend in Vergessenheit geraten zu sein und ist allenfalls noch in der Wiederkehr traditioneller Formen anzutreffen. Mit »Die Weitung« unternimmt Karpat nun den Versuch, für den Koran eine heutige künstlerische Sprache zu finden.

Mit leichter Hand verbindet er dabei auch die scheinbar unversöhnlichen Pole Spiritualität und High-Tech. »b-ismi-llahi r-ramani r-raimi« (Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen, kurz: Basmala) ist die Anrufung, die (fast) jeder Sure des Korans voransteht. In Karpats koranischer Skulptur »Die Weitung« wird dieser Schriftzug auf die Pupille jedes einzelnen Betrachters geworfen, graviert sich mittels eines optischen Spieles gewissermaßen auf seiner Netzhaut ein. Der Blick des Passanten trägt das Wort Gottes und dieser Blick wiederum wird zu Klang. Abgenommen an der Skulptur werden die Pupillenbewegungen der Passanten, welche in Sinustöne umgewandelt werden. Der Klang des Blicks ist hörbar und wird gleichzeitig in das Wasser der Isar übertragen – so entsteht ein Basmala aus tausend Augen, das durch die Stadt fließt.

Teil 1 »Bamala« startet ab dem 24. Dezember, der zweite Teil »Hatim« findet am 9. Januar (19.30 Uhr, Eintritt frei) in der Muffathalle statt. Der abschließende dritte Teil »Scherbet« ist von 14. Februar bis 9. März in den ehemaligen Betriebswerkstätten der Isartalbahn zu sehen ((jeweils Freitag, 17 bis 19 Uhr, und Samstag/Sonntag, 16 bis 19 Uhr, Benediktbeurerstraße in Thalkirchen, Eintritt frei).

Artikel vom 24.12.2013
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