Für Sie im Dienst

Arbeiten an Heiligabend in der Kreisklinik Ebersberg

Ruth Rehm (kl. Foto oben), Michaela Brandmüller (gr. Foto) und Sonja Friedmann (kl. Foto rechts) sind an Heiligabend in der Kreisklinik Ebersberg im Dienst. 	 sf

Ruth Rehm (kl. Foto oben), Michaela Brandmüller (gr. Foto) und Sonja Friedmann (kl. Foto rechts) sind an Heiligabend in der Kreisklinik Ebersberg im Dienst. sf

Ebersberg · Große Strohsterne an Fenstern, hier und da ein selbst gebastelter Tannenbaum an einer Tür, hell erleuchtete Weihnachtsbäume auf jeder Station: In der Kreisklinik Ebersberg weihnachtet es sehr.

Nur noch wenige Tage sind es bis Heiligabend, und während dann in der Stadt ein Geschäft nach dem anderen schließt, in Büros die Lichter erlöschen und Stille einkehrt, geht es in der Klinik weiter wie an jedem anderen Tag. »Bis 15 Uhr ist hier regelrecht Werktagsstimmung, da gibt es sehr viel zu tun«, sagt Ruth Rehm, stellvertretende Leiterin der Station 4.1. Die Station gehört zu den arbeitsintensivsten. Viele ältere Menschen werden hier versorgt, vorwiegend mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, der Altersdurchschnitt liegt bei 75 Jahren. »Sie brauchen sehr viel Unterstützung«, erklärt »Schwester Ruth«, wie sie von allen genannt wird. Heiligabend bedeutet aber auch viel Papierkram: Patienten, bei denen es gesundheitlich vertretbar ist, werden an diesem Tag entlassen, damit sie Weihnachten mit ihrer Familie verbringen können.

Der Krankenschwester wird das in diesem Jahr nicht vergönnt sein, sie hat Spätschicht bis 20.30 Uhr. »Und weil es dann für meine 90-jährige Tante zu spät werden würde, haben wir Heiligabend kurzerhand um einen Tag verschoben«, erklärt sie lachend. Weder für sie noch für ihren Mann oder die beiden Kinder sei das ein Problem, sie seien daran gewöhnt, so die 54-Jährige. Mamas Job scheint sogar abzufärben: Ihr 20-jähriger Sohn, der auch zwei Jahre hier in der Klinik gearbeitet hat, überlegt, ob er an Heiligabend nicht ehrenamtlich in einem Seniorenheim arbeitet. Währenddessen wird Rehm zusammen mit zwei Kollegen versuchen, den Abend für die Menschen im Krankenhaus so schön und festlich wie möglich zu gestalten. Sie können sich dann mit ihren Angehörigen am Weihnachtsbaum zusammensetzen und dort auch zu Abend essen. Für das Team wird es trotzdem nicht ruhiger werden, denn es gibt keine zusätzliche Pause.

Etwas anders sieht es auf der Intensivstation aus. An Heiligabend sind alle Angehörigen da, das Routineprogramm wird heruntergefahren. »Es herrscht plötzlich eine ganz andere Stimmung«, erzählt Stationsleiterin Michaela Brandmüller. Dann setze sich auch das Team einen Moment zusammen. »Ich freue mich schon richtig darauf, Weihnachten mit meinen Kollegen zu verbringen, es sind tolle Menschen und es besteht ein starkes Gemeinschaftsgefühl«, sagt die für Anästhesie und Intensivpflege ausgebildete Krankenschwester. Die ganze Nacht wird sie da sein, von 20.00 Uhr bis zum nächsten Morgen um 6.30 Uhr. Da die 36-Jährige keine Kinder hat und ihre Lebenspartnerin Verständnis für ihren Job, hat sie sich für diese Schicht freiwillig gemeldet.

Oft geht es leider um Leben und Tod

Speziell sei diese Station schon. »Bei den meisten unserer Patienten geht es um Leben und Tod. Für die Angehörigen sind wir der einzige Kontakt zu ihnen, wir sind immer da. An Weihnachten ist das noch mal ganz deutlich zu spüren, da werden wir noch mehr in die Familien mit reingenommen. Das ist auf der einen Seite schön, auf der anderen Seite emotional schwierig«, sagt Brandmüller. Doch an Weihnachten könnten auch die Angehörigen länger bleiben, die Besuchszeiten würden nicht so streng eingehalten, und im Notfall könne sogar jemand über Nacht bleiben.

Sonja Friedmann arbeitet dort, wo neues Leben entsteht. Die 41-jährige Kinderkrankenschwester versorgt an Heiligabend die Wöchnerinnen auf der Station für Geburtshilfe und Gynäkologie. Sie zeigt ihnen, wie ein Baby gewickelt und gestillt wird, assistiert dem Kinderarzt, kümmert sich aber auch um Frauen, die eine Operation hinter sich oder andere gynäkologische Erkrankungen haben. »Wir wechseln uns immer ab. An Weihnachten sind jeweils drei Schwestern in jedem Bereich«, erklärt sie. Dieses Jahr dauert ihre Schicht nur bis 14 Uhr, so dass sie Heiligabend noch mit ihrem Mann und ihrer siebenjährigen Tochter zu Hause feiern kann. In ihrer 20-jährigen Berufslaufbahn hatte sie nur ein einziges Mal an Weihnachten und Silvester frei, sonst musste sie immer an dem einen oder dem anderen Tag arbeiten.

Schönstes Geschenk: Geburt eines Christkinds

»Das macht mir aber nichts aus, für mich ist das sowieso wie jeder andere Tag auch, wir sind ja schließlich auch an Wochenenden und anderen Feiertagen im Einsatz.« Und wenn dann ein kleines Christkind zur Welt kommt, ist das ohnehin die schönste Bescherung. Sybille Föll

Artikel vom 17.12.2013
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