Gemeinsam feiern

Au · Premiere für Projekt gegen Einsamkeit an Weihnachten

Angela Elsässer in der Cafeteria im ASZ Au. Sie setzt sich mit einfachsten Mitteln gegen die Einsamkeit älterer Menschen zu Weihnachten ein.	Foto: js

Angela Elsässer in der Cafeteria im ASZ Au. Sie setzt sich mit einfachsten Mitteln gegen die Einsamkeit älterer Menschen zu Weihnachten ein. Foto: js

Au · Traditionell gilt Weihnachten als ein großes Fest für die Familie. Doch nicht jedem ist es möglich, Heiligabend im Kreise seiner Angehörigen zu verbringen.

Gerade Senioren sind an diesem besonderen Tag oft allein. Im Alten- und Servicezentrum Au (ASZ) in der Balanstraße findet in diesem Jahr deshalb erstmals eine außergewöhnliche Aktion statt: Einige der Besucher werden das Weihnachtsfest in einer Haidhauser Familie feiern.

Mit der Idee, alleinstehende Senioren an Weihnachten in ihre Wohnung in der Nähe des Prinzregentenplatzes einzuladen, hat Angela Elsässer eine alte Sitte aus Rumänien gebracht. Dort werde an Heiligabend immer ein Stuhl freigehalten, falls jemand anklopfe, der alleine sei, erzählt sie. Etwa ein Jahr lang haben sie und ihr Mann überlegt, wie sie diesen Brauch Wirklichkeit werden lassen könnten: »Dann haben wir uns dafür entschieden, mit älteren Menschen zu feiern, die sonst alleine wären.« Über Recherchen im Internet sei sie auf das ASZ Au gestoßen. Dort sei ihr Vorschlag sofort positiv aufgenommen worden: »Die Mitarbeiter haben gleich ihre Fühler ausgestreckt und uns drei Damen vorgeschlagen.«

Eine von ihnen ist Hanna Kerkowa (Name von der Redaktion geändert), eine Anwohnerin aus der Mariahilf­straße. Die 74-jährige kommt seit einigen Jahren regelmäßig ins ASZ. An Heiligabend sehe sie zwar nachmittags ihren Sohn, erzählt sie: »Aber abends bin ich allein.« Von den Mitarbeitern des ASZ sei sie gefragt worden, ob sie an dem Projekt teilnehmen wolle: »Da habe ich gern ja gesagt.« Besonders freue sie sich darauf, neue Menschen kennenzulernen. Ältere Frauen seien nämlich häufig isoliert, erklärt sie: »Aber das will ich nicht.«

Jedoch ist Kerkowa eher eine Ausnahme. Vielen Vertretern ihrer Generation sei es noch fremd, so etwas Familiäres wie Weihnachten mit Nachbarn oder Bekannten selbst zu organisieren und zu feiern, sagt ASZ-Mitarbeiterin Renate Spannig. Immer wieder ermutige sie alleinstehende Besucher der Einrichtung, Heiligabend gemeinsam mit anderen zu ­feiern, etwa mit einer Nachbarin: »Aber die Hemmschwelle, auf Leute zuzugehen, ist oft groß.«

Beim Ehepaar Elsässer erwartet die drei Seniorinnen nun an Heiligabend ein gemütliches Abendessen mit Glühwein, einem Christbaum und kleinen Geschenken. Die Aktion kommt jedoch umgekehrt auch den Gastgebern selbst zugute. »Würden wir zu zweit feiern, käme keine richtige, festliche Stimmung auf und Weihnachten wäre ein Tag wie jeder andere«, sagt Angela Elsässer. Sie hofft, dass ihr Projekt Schule macht: »Es gibt sicher viele Paare, denen es ähnlich geht.« Wenn der Abend gut verlaufe, könne sie sich vorstellen, die Einladung im kommenden Jahr zu wiederholen. Julia Stark

Artikel vom 17.12.2013
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