»Wir sind für Sie da!«

Ismaning/Poing · Immer im Einsatz, damit andere ein schönes Fest haben können

An Heiligabend sitzen alle Bewohner des Seniorenzentrums Poing zusammen mit den Pflegekräften an einer festlich gedeckten Tafel. 	Foto: Pflegestern

An Heiligabend sitzen alle Bewohner des Seniorenzentrums Poing zusammen mit den Pflegekräften an einer festlich gedeckten Tafel. Foto: Pflegestern

Ismaning/Poing · Nur noch wenige Tage sind es bis Heiligabend, und während dann in den Orten ein Geschäft nach dem anderen schließt, in Büros die Lichter erlöschen und Stille einkehrt, gibt es viele Menschen, die nicht nach Hause fahren, um mit ihrer Familie zu feiern, sondern für andere Menschen da sind.

Zum Beispiel Pfarrer Brunner von der katholischen Pfarrgemeinde St. Johann Baptist in Ismaning: »An Heiligabend finden bei uns in der Kirche vom Kleinkindergottesdienst um 15 Uhr bis zur Christmette um 22 Uhr vier Gottesdienste für alle Altersgruppen statt. Nur für etwa eine Stunde bin ich zu Hause«, erzählt er. In dieser Zeit esse er zusammen mit dem nigerianischen Vikar Alexander Uzoh, der wie Brunner keine Familie hat, zu Abend. »Wer sich einsam fühlt, kann jederzeit in die Kirche kommen«, sagt der Pfarrer einladend. Doch glücklicherweise gebe es nicht so viele einsame Menschen in Ismaning, viele Alleinstehende hätten sich mittlerweile selbst organisiert und würden Heiligabend gemeinsam verbringen. »Ein entsprechendes Angebot der Kirche wurde vor drei Jahren wieder eingestellt, weil es nicht angenommen wurde«, berichtet der Seelsorger.

Auch im Pflegestern-Seniorenzentrum in Poing braucht sich niemand einsam zu fühlen. In dem überschaubaren 40-Betten-Haus geht es sehr familiär zu. »Am Nachmittag kommen viele Angehörige und alle Bewohner sitzen mit ihnen unten im Café zusammen, das ehrenamtlich von Poinger Bürgern betrieben wird. Währenddessen stellen fleißige Engel in den Wohnbereichen der drei Stockwerke die Christbäume auf und schmücken sie«, berichtet Pflegeleiterin Leonore Linder-Dietl. Um 14 Uhr kommt traditionell Bürgermeister Albert Hingerl zu Besuch und begrüßt jeden Bewohner persönlich. »Diese Geste ist sehr wertvoll. Sie bedeutet, dass ein alter Mensch gewürdigt wird«, sagt Linder-Dietl. Letztes Jahr habe der Gemeindechef jedem ein von Kindergartenkindern gemaltes Bild geschenkt. »Das war etwas sehr Persönliches, worüber sich alle gefreut haben«, so die Pflegeleiterin.

Die Tafel wird festlich eingedeckt

Wenn die Besucher gegangen sind, wartet in den Wohnbereichen, die Namen wie »Rosengarten«, »Sonnenallee« und »Auf der Alm« tragen, festlich gedeckte Tische und ein Essen nach Wunsch der Bewohner. Anschließend werden Lieder gesungen und Geschichten erzählt. Insgesamt acht Pflegekräfte sind in dem Haus damit beschäftigt, den Heiligabend für die Menschen im Seniorenzentrum so schön wie möglich zu gestalten. »Eine Bescherung gibt es natürlich auch«, sagt Linder-Dietl lächelnd. Sie wird von den Fachkräften organisiert. »Eine sogenannte Bezugspflegekraft kümmert sich um fünf Senioren und jeder von ihnen erhält ein ganz persönliches Geschenk, das er gut gebrauchen kann«. Dazu gibt es noch ein Glas von der Marmelade, die Linder-Dietl im Sommer und Herbst zusammen mit den Senioren gekocht hat. Während sich die meisten Bewohner üblicherweise gegen 19 Uhr zur Ruhe begeben, kann es an Heiligabend schon mal zwei Stunden später werden, bevor sie sich müde, aber selig in ihre Zimmer zurückziehen.

Linder-Dietl wird auch dann nicht nach Hause gehen. Sie hat dieses Jahr an Heiligabend Nachtdienst. »Meine Kinder sind erwachsen und feiern mit ihren eigenen Familien«, erklärt sie. Traurig sei sie nicht deswegen, das sei einfach der Lauf der Dinge. Wenn Ruhe im Haus eingekehrt ist, wird sie überall noch mal nach dem Rechten schauen, Bettlaken glattstreichen, Medikamente herrichten. Dann geht auch sie schlafen – mit einem Ohr an der Klingel, falls jemand Hilfe braucht. Sybille Föll

Artikel vom 17.12.2013
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