Ein Heim für Flüchtlinge

Erstaufnahmeinrichtung soll in Moosach entstehen

Moosach · Ende Januar will die Innere Mission – ein kirchlicher Wohlfahrtsverband – in einem Privathaus an der Naumburger Straße 36b eine Erstaufnahmeeinrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Betrieb nehmen.

Zehn Jugendliche sollen dort wohnen und rund um die Uhr betreut werden. Die Anwohner protestierten bei der Sitzung des Moosacher Bezirksausschusses in der Gaststätte »Alter Wirt« gegen das Projekt. In nächster Nähe stehen mehr als ein Dutzend Reihenhäuser. Ein Sprecher der Anlieger überreichte an die BA-Vorsitzende Johanna Salzhuber eine Unterschriftenliste mit 140 Namen. Darin lehnen die Bürger das geplante Flüchtlingsheim ab. »Die Liste mit den Unterschriften wird noch sehr viel länger«, prophezeite der Sprecher. Er beklagte die mangelnde Information der Bürger durch die Innere Mission. Nach der Info-Veranstaltung am vergangenen Samstag seien noch viele Fragen offen.

Die Innere Mission hat das freistehende Haus bereits von dem Privateigentümer für zehn Jahre angemietet. Zum Betrieb des Flüchtlingsheims benötige man wegen der geplanten Nutzungsänderung als Wohnheim, also eine soziale Einrichtung, eine Baugenehmigung von der Stadt sowie eine Betriebsgenehmigung von der Regierung von Oberbayern. Das berichtete Sprecher Klaus Honigschnabel am Dienstag auf Anfrage. Man wolle am kommenden Montag, 23. Dezember, den Bauantrag bei der städtischen Lokalbaukommission einreichen und gleichzeitig bei der Regierung von Oberbayern die Betriebsgenehmigung beantragen. Man hoffe auf eine rasche Erteilung der Genehmigungen und wolle das Flüchtlingsheim spätestens Ende Januar eröffnen. Finanziert werde der Betrieb – wie andere Heime zur Betreuung von Kindern und Jugendlichen – durch das Stadtjugendamt, so Honigschnabel.

Verständnis für die Anwohner

Es werde vier Doppel- und zwei Einzelzimmer geben. Die Jugendlichen würden tagsüber und nachts betreut. Sie sollen Deutsch lernen, dazu seien entsprechende Kurse in dem Haus geplant. Eine ähnliche Einrichtung existiere seit Sommer 2012 in Erding und dort gebe es keine Probleme mit der Nachbarschaft, betonte Honigschnabel. »Die Ängste der Anwohner sind irrational und unbegründet.« Pfarrerin Sabine Nagel von der evangelischen Heilig-Geist-Kirche in Moosach zeigte hingegen »Verständnis, dass man Ängste haben kann.« Gleichzeitig bat die Geistliche die Bürger, sich dem »Grundanliegen« zu öffnen – der Unterbringung von Flüchtlingen.

Stadtrat und BA-Vize Dr. Alexander Dietrich (CSU) zeigte ebenfalls größtes Verständnis für die Anwohner: »Es ist eine sensible Lage«, ein reines Wohngebiet. Die Moosacher CSU kritisierte zudem die »unglückliche Informationspolitik« der Inneren Mission.

SPD-Sprecherin Hannelore Schrimpf versuchte die Bürger zu beruhigen. Bei ähnlichen sozialen Projekten gebe es positive Erfahrungen. Sie versprach, dass der Bezirksausschuss sich laufend um Informationen bemühen werde und das Vorhaben begleiten wolle – damit »Sie keine negativen Beeinträchtigungen haben«. ws

Artikel vom 22.12.2013
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