Wie kann man Zivilcourage zeigen?

Bogenhausen · Infoveranstaltung unter dem Motto: »Helfen ohne Opfer zu werden«

Andreas Nagel von der Aktion Münchner Fahrgäste erläuterte, wie man sich und andere im U-Bahnhof im Notfall retten kann. Foto: Uta Prinz

Andreas Nagel von der Aktion Münchner Fahrgäste erläuterte, wie man sich und andere im U-Bahnhof im Notfall retten kann. Foto: Uta Prinz

Bogenhausen · Zivilcourage – ein großes Wort, ein ebenso großer Einsatz, den die Menschen oft vermissen lassen, wenn es drauf ankommt. Der Förderverein für das städtische Klinikum München-Bogenhausen (FKMB) lud zu einer Infoveranstaltung ein, bei der verschiedene Referenten über das Thema sprachen.

Andreas Nagel, Sprecher der »Aktion Münchner Fahrgäste« machte den Anfang und verwies darauf, dass man Notfälle, in denen Zivilcourage benötigt werde, durchaus auch vermeiden könnte. Ganz banal mahnte er, Trambahnbenutzer sollten beispielsweise nur an den vorgesehenen Stellen die Gleise überqueren und sollen nach links und rechts schauen , um ja keine ankommende Tram zu übersehen. Im Bereich der U-Bahn rief er den Schutzraum in Erinnerung, der sich in München unter jedem Bahnsteig befindet. Personen, die in den Gleisbereich stürzen, können sich hier vor einer herannahenden U-Bahn in Sicherheit bringen. Es ist jedoch auch schon vorgekommen, dass ein couragierter Retter sich selbst und eine verunglückte Person so geschützt hat. Hauptkommissar Wilhelm Wild von der Polizeiinspektion 22 machte mit Dia-Demonstrationen und kleinen Rollenspielen seinen Vortrag erlebbar für die Teilnehmenden und erklärte, wie sie als Beteiligte aus brenzligen Situationen unbeschadet herauskommen können – wenn es sich nicht um einen Unfall, sondern um einen Konflikt handelt.

Das Bauchgefühl entscheiden lassen

Ein Passant oder ein Fahrgast in der Trambahn, im Bus oder in der U-Bahn wird angepöbelt, ein älterer Mann gar von einer Gruppe Jugendlicher bedroht. Es gibt viele Situationen, in denen Opfer auf Hilfe angewiesen sind. Für jeden, der so etwas mitbekommt, sollte es selbstverständlich sein, dem Opfer zu helfen und damit Zivilcourage zu zeigen. Wichtig sei dabei, sich nicht selbst in Gefahr zu bringen und sein »Bauchgefühl« entscheiden zu lassen, was man tut und nach der Devise verfahren: nicht alleine handeln, sondern andere zur Hilfe auffordern. »Bevor man einschreitet, die Situation kurz überdenken und überlegen: wer könnte mir helfen?«, empfahl Wilhelm Wild. »Auch wenn man selbst nicht aktiv eingreifen kann, in jedem Fall die Täter genau beobachten, um später eine Personenbeschreibung abgeben zu können.

Viele potenzielle Helfer greifen nicht ein, weil sie sich unsicher fühlen oder gar nicht wissen, wie sie die momentane Situation einschätzen sollen. Deshalb der Hinweis des Polizeibeamten: die Täter mit »Sie« ansprechen, um die Distanz auch Außenstehenden deutlich zu machen. Das sei besonders bei Frauen wichtig, die von Männern belästigt werden, während die Umstehenden vermuten könnten, es handele sich eventuell lediglich um eine Beziehungskrise. Wer selbst Opfer wird und merkt, dass man nicht alleine mit der Situation fertig wird, sollte gezielt eine Person ansprechen, zum Beispiel: »Sie da in der roten Jacke, ich werde hier belästigt. Können sie bitte die Polizei oder den Busfahrer rufen?« Auch für solche Fälle ist der Notruf da.

So hilft der Defibrillator

Eine dritte mögliche Notsituation liegt bei einer plötzlichen Erkrankung vor. Häufig handelt es sich dabei um Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei denen der Betroffene zusammenbrechen und bewusstlos werden kann. Helmut Rudolph, Rettungsassistent der Berufsfeuerwehr, demonstrierte die Bedienung eines Defibrillators. In den U-Bahnhöfen in München sind diese Defibrillatoren angebracht. Sie lösen nur aus, wenn sie selbst die Notwendigkeit festgestellt haben. Der Helfer muss das Gerät lediglich abnehmen und nach Vorgabe auf dem Brustkorb der erkrankten Person anlegen. Bereits mit dem Abnehmen des Geräts wird automatisch der Notarzt alarmiert. So zeigte der FKMB, wie man selbst helfen kann, auch wenn viele sich das nicht zutrauen. Dabei kann man nur einen einzigen Fehler machen: tatenlos zuschauen.

Artikel vom 12.12.2013
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