Lesung wird zum Volltreffer

Moosach · Bundesliga-Urgestein Heinz Höher erinnert sich

Moosach · Am Donnerstagabend fand in der Sportkneipe »Stadion an der Schleißheimer Straße« eine außergewöhnlich heitere Lesung statt. Ronald Reng, Autor der Biografie von Robert Enke, stellte im Rahmen einer Lesetour sein neues Buch »Spieltage – die andere Geschichte der Bundesliga« vor. Der Star des Abends war jedoch ein anderer: Heinz Höher ist ein Kind der Bundesliga und die Hauptfigur in Ronald Rengs Buch.

Beide liefern sich einen unterhaltsamen Schlagabtausch. Heinz Höher ist 75 Jahre alt und damit zwei Tage jünger als Otto Rehagel, dem bekannteren und erfolgreicheren Trainer, was Höher zu der Bemerkung veranlasste »Er hat wegen dieses Altersunterschiedes viel mehr Erfahrung.« Heinz Höher ist immer noch fußballsüchtig: »Ich schaue zwölf Stunden am Tag.« Höher kennt die Bundesliga wie kaum ein Zweiter. Er spielte 1963 in der neugegründeten Liga beim Meidericher SV und wurde später einer der jüngsten Bundesligatrainer aller Zeiten, als er 1972 beim VfL Bochum seine Trainerkarriere begann. Aus diesen Anfangsjahren des Profifußballs in Deutschland erzählt Höher viele Anekdoten. So spielte er zum Beispiel am Anfang noch mit dem alternden Weltmeister und Siegtorschützen von 1954, Helmut »Der Boss« Rahn zusammen. Höher erzählte, er habe Leserbriefe unter falschen Namen an die Chefredaktion einer Bochumer Tageszeitung geschrieben, die seine Arbeit als Trainer beim VfL Bochum fortlaufend kritisierte. Er erinnerte sich auch daran, dass er sich, als der Präsident des VfL Bochum, Ottokar Wüst, sein Handgeld nicht auszahlen konnte, in dessen Unternehmen mit Mänteln und Anzügen eindecken durfte.

Er setzt sich ein für seine Schützlinge

Später, als Trainer des 1. FC Nürnberg, mit dem er in den achtziger Jahren seine größten sportlichen Erfolge feierte, wollte er den jungen Nachwuchstorwart Andreas Köpke schon nach einem Spiel wieder aus dem Tor nehmen, weil dieser ihm zu viele Bälle wegfaustete, statt sie zu fangen. Nach dem Ende seiner Bundesligakarriere konnte Heinz Höher nicht vom Fußball lassen. Er fing in Fürth an, Kinder und Jugendliche zu trainieren. Zu seinem Lehrplan zählte das Doppelknotenbinden, denn er musste als Jugendtrainer erleben, dass eine seiner Mannschaften wegen eines offenen Schuhbandes in entscheidender Phase ein Spiel verlor. Vier seiner Schützlinge aus den Jugendtagen bei der Spielvereinigung Greuther Fürth haben es bis zum Profi geschafft, unter anderem Daniel Adlung von 1860 München, der seinem ehemaligen Jugendtrainer am Lesungsabend einen Kurzbesuch abstattete. Große Hoffnungen setzt Heinz Höher auf Juri Judt, der aktuell bei RB Leipzig in der dritten Liga spielt und von dem er meint, dass er eigentlich beim FC Barcelona spielen müsste. Deshalb gründete Höher einen »Juri Judt Fan Club« und fuhr eines Spieltages mit einigen Mitstreitern hin. Doch Judt bekam nichts mit: Sie hatten das eigens gemalte Banner falsch herum hochgehalten. Am Ende des Abends wurde Höher noch zum aktuellen Fußballgeschehen und vor allem wie er die Lage bei seinem Herzensklub, dem 1. FC Nürnberg befragt. »Gut Fußball zu spielen macht schon Sinn, wenn man am Ende nicht absteigt«, lautete sein Kommentar.

Artikel vom 11.12.2013
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