Fast ein Haidhauser

Haidhausen · Seit 1972 steht Fritz Feilmeier im Advent am Johannisplatz

Fritz Feilmeiers Bäume aus dem Bayerischen Wald zieren im Advent den Johannisplatz – und an Weihnachten so manche Haidhauser Wohnung.	Foto: js

Fritz Feilmeiers Bäume aus dem Bayerischen Wald zieren im Advent den Johannisplatz – und an Weihnachten so manche Haidhauser Wohnung. Foto: js

Haidhausen · Eigentlich lebt Fritz Feilmeier in Hofkirchen, einem kleinen Dorf bei Passau. Doch inzwischen gehört der 72-jährige Rentner zu den Haidhauser Urgesteinen. Seit mehr als vier Jahrzehnten verkauft er am Johannisplatz Christbäume.

»Ich bin Haidhausen treu geblieben«, sagt er. Das gleiche gilt für seine Stammkundschaft, die zum Teil über Generationen hinweg ihren Weihnachtsbaum bei ihm abholt. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit entsteht an der Pfarrkirche St. Johann Baptist ein kleiner Wald. Etwa 40 Tannen und Fichten stellt Feilmeier dort auf, viele von ihnen sind um die drei Meter groß. »In den Altbauten hier mit den hohen Decken ist noch Platz für so große Christbäume«, erklärt er. Die Bäume stammen aus seiner Heimat, dem Bayerischen Wald. »Bei uns gibt es keine Chemie, das ist alles Natur«, betont er. Verwendet werde ausschließlich Schafsdünger. Die Exemplare, die er am Johannisplatz anbietet, sucht Feilmeier persönlich aus den Wäldern der Bauern aus und fällt sie sogar selbst: »Nur bei solchen, an die man schlecht hinkommt, beauftrage ich einen Baumfälldienst.«

Den Verkauf übernehmen er, seine Frau Luise und seine Tochter Jutta Stadler gemeinsam. In den Wochen vor Weihnachten wohnt Feilmeier in einem Wohnwagen auf dem Platz, seine Familie zieht ins Hotel. Pro Saison verkaufe er meistens 300 bis 350 Bäume, berichtet er. Als kommerzielles Unternehmen sieht sich der kleine Familienbetrieb aber nicht. »Für uns ist das nur ein Hobby«, sagt Feilmeier. Auf eine zufriedene Kundschaft lege er allerdings großen Wert: »Das ist mir sehr wichtig.« Wer bei der Familie Feilmeier eine Tanne oder Fichte ersteht, kann sich deshalb auch beraten lassen, etwa, was das fachgerechte Aufstellen der großen Bäume angeht. Auf Wunsch wird der Stamm sogar passend zum jeweiligen Christbaumständer zugeschnitten.

Besonders stolz ist Feilmeier auf seinen Standort in Haidhausen. Kennengelernt habe er das Viertel durch seinen Beruf als Maurer, erzählt er. »Wir haben hier die Fassaden vieler Altbauten instandgesetzt.« Schon immer sei er von den typischen Haidhauser Gebäuden aus der Gründerzeit fasziniert gewesen: »Deshalb wollte ich für den Christbaumverkauf unbedingt hier her.« Das kleine Nebengeschäft betreibt er seit 1972. Einige seiner Kunden kenne er seit ihrer Kindheit, sagt er und lächelt: »Inzwischen kommen sie mit ihren eigenen Kindern zu mir.« Allerdings räumt er ein: »Irgendwann werde ich aus Altersgründen mit dem Christbaumverkauf aufhören.« Auf sorgsam ausgewählte Bäume aus dem Bayerischen Wald verzichten müssen die Haidhauser deshalb jedoch nicht. Seine Tochter werde diese Familientradition fortsetzen, verrät der Niederbayer, der eigentlich fast schon ein Haidhauser ist.

Julia Stark

Artikel vom 10.12.2013
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