Was haben diese Mütter mit der Heiligen Madonna zu tun?

München · Ausstellung zum Thema Alleinerziehend mit behindertem Kind

Eine »moderne Madonna« – Portrait einer allein erziehenden Mutter mit Kind mit Behinderung von der Fotokünstlerin Barbara Stenzel. 	Foto: Barbara Stenzel

Eine »moderne Madonna« – Portrait einer allein erziehenden Mutter mit Kind mit Behinderung von der Fotokünstlerin Barbara Stenzel. Foto: Barbara Stenzel

München · Mit müden Augen, aber mit aufrechtem Kopf und festem Blick schaut uns eine »moderne Madonna« in Lebensgröße an. Auf ihrem Schoß sitzt ihre bereits erwachsene, behinderte Tochter und überragt sie um Kopfeslänge. Ein Hintergrund aus warmem, dunklem Rot hüllt sie ein. Dies ist eines der inszenierten Madonnen-Portraits der Fotokünstlerin Barbara Stenzel, die alleinerziehenden Müttern mit Kindern mit Behinderung ein fotografisches »Denkmal« gesetzt hat.

Eine der ältesten Frauendarstellungen, das Madonnenbild, dient als Folie für diese Inszenierungen. Zu sehen sind sie nun unter dem Titel »Madonna« im Kulturzentrum Gasteig, Rosenheimer Straße 5. Das Kunstprojekt von Naomi Lawrence und Barbara Stenzel mit alleinerziehenden Müttern mit Kindern mit Behinderung will diese Frauen erstmals öffentlich sichtbar machen. Die Ausstellung läuft bis 14. Januar, und ist täglich von 8 bis 23 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Zuerst gab es viele Diskussionen: Was haben wir mit der heiligen Madonna zu tun? Doch dann war klar, Naomi Lawrences Idee fesselte die alleinerziehenden Frauen, die sich regelmäßig in Haidhausen bei »allfabeta« treffen, das 2007 gegründete Kontaktnetz. Sie griffen zu Pinsel und Farbe. Und all der Frust, die Trauer, die Ängste, Sorgen und Kraftlosigkeit, aber auch die Sehnsucht und die Liebe bahnten sich ihren Weg auf die Leinwand. Der Alltag der Mütter mit Kindern mit Behinderung »rieb sich« an der christlichen Ikone aufopfernder Mutterschaft und dem außergewöhnlichen Kind. Jede malte »ihr« Bild. Und dann kommen sie selbst zu Wort in biografischen Texten und einer Hörstation. Sie erzählen von ihrem Leben, wie alles kam, wie schwierig eine eindeutige Diagnose sein kann, wie sich gut gemeinte Kommentare anfühlen, wie die Geburt des besonderen Kindes das Leben umkrempelte, wie Freunde verloren gingen und es lange dauerte, bis neue kamen, wie der Mann sich verabschiedete, die eigene Familie half oder sich erschreckt zurückzog, wie Beruf und Haushalt mit der Pflege und Betreuung eines Kindes mit Behinderung, noch dazu in alleiniger Verantwortung, überhaupt zu schaffen ist.

Daraus setzt sich die Ausstellung »Madonna« zusammen. Das Kunstprojekt wurde ermöglicht durch das 2007 gegründete Kontakt_Netz allfabeta für alleinerziehende Frauen mit Kindern mit Behinderung. Die deutschlandweit einzigartige Fachstelle gehört zum Verein für Frauenprojekte siaf e.V. Die Ausstellung ist bis 14. Januar in München zu sehen und soll danach weiter wandern.

Artikel vom 08.12.2013
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