Ende einer Odyssee

Feldkirchens Bahnhof wird endlich barrierefrei ausgebaut

Bürgermeister Werner van der Weck zeigt die Stelle, wo die Rampe hinunter in die Bahnunterführung gebaut werden soll.	Foto: sf

Bürgermeister Werner van der Weck zeigt die Stelle, wo die Rampe hinunter in die Bahnunterführung gebaut werden soll. Foto: sf

Feldkirchen · Bis 2018 soll der S-Bahnhof in Feldkirchen barrierefrei ausgebaut sein. Diese erfreuliche Botschaft überbrachten vergangene Woche zwei Mitarbeiter der DB Station und Service AG, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, an Bürgermeister Werner van der Weck.

Damit hat der jahrelange Kampf der Gemeinde um einen familien- und generationengerechten Bahnhof ein Ende. »Links hinter dem derzeitigen Abgang zu den Gleisen am Bahnhofsvorplatz entsteht ein neuer Zugang mit Rampe, der auch Rollstuhlfahrern und Müttern mit Kinderwagen den Zugang zu den Gleisen ermöglichen wird«, erklärt van der Weck. Dafür müsse voraussichtlich die Kiefer geopfert werden, deren Krone sich über die Fahrradständer und die Treppe hinunter unter die Gleise erhebt. Auf den Bahnsteig gelangen die Fahrgäste dann per Aufzug, der am westlichen Ende gebaut wird.

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Die Kosten von rund 3,5 Millionen Euro für den Umbau übernimmt die DB mit Unterstützung des Staates: Das bayerische Kabinett hatte am 5. März 2013 »ein künftiges Programm zum barrierefreien Ausbau von 26 Bahnhöfen mit einer Mittelausstattung von 60 Millionen Euro« beschlossen, darunter der Bahnhof Feldkirchen. Davon erfuhr die Gemeinde jedoch nur durch eine Pressemitteilung. Persönlich wurde sie laut Geschäftsleiter Ullrich Sander nicht informiert. Auf Nachfrage beim bayerischen Wirtschaftsministerium wurde van der Weck mitgeteilt, er solle sich an die DB wenden, sie lege die Prioritäten fest. Für den 12. November bekam der Bürgermeister dann endlich einen Gesprächstermin.

Warten ist der Rathauschef gewohnt. Erste Hoffnungen auf einen barrierefreien Bahnhof hatte sich die Gemeinde bereits im Jahr 2000 gemacht, als der Freistaat Bayern das sogenannte Schnittstellenprogramm für den Bau von Umsteigeanlagen zwischen Bahn, Bus, Auto und Fahrrad auflegte. Im Rahmen dessen sollte der Feldkirchener Bahnhof nicht nur neue Fahrradständer bekommen, sondern auch barrierefrei ausgebaut werden. »Am 21. Juli 2004 bekamen wir für die Planungen den Zuschussbescheid von der Oberbayerischen Regierung«, erzählt Ullrich Sander, Geschäftsleiter der Gemeinde. Weiter passierte jedoch nichts. Denn der viergleisige Ausbau der Strecke München-Mühldorf, den die DB anstrebte, stand im Raum. »Klar, es macht ja keinen Sinn, einen Bahnhof umzubauen und dann wegen der Gleiserweiterung wieder alles einzureißen. Also hieß es wieder: warten«, schildert Sander die damalige Situation. Doch nichts passierte. Nachdem er das Amt 2008 übernommen hatte, wurde Bürgermeister Werner van der Weck bald ungeduldig, fragte nach bei der Oberbayerischen Regierung, beim Wirtschaftsministerium, bei der Bahn – immer wieder.

Es stellte ich heraus, dass der S-Bahnhof Feldkirchen nur ein kleines Puzzleteil in einem großen Geflecht geplanter Maßnahmen war, die einander bedingten – und verhinderten. Beispielsweise hieß es im März 2010 seitens der Bahn, die genaue Lage der barrierefreien Erschließung des Bahnhofs Feldkirchen sei auch abhängig von der Standortwahl einer Abstellanlage der Österreichischen Mineralöl Vertrieb (OMV). Als auch dieser Punkt geklärt war, wurde der viergleisige Ausbau 2011 aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen. Wieder passierte nichts, Fragen an die zuständigen Behörden blieben teilweise unbeantwortet, so Sander.

»Jetzt gibt es kein ›vielleicht‹ mehr«, freut sich van der Weck. Allerdings dauere es noch eine Weile, bis die Bahn ein passendes Ingenieurbüro gefunden habe und die komplexen Planungen für die Umleitungen, Sperrungen und Baumaßnahmen im laufenden Bahnverkehr abgeschlossen seien. Den Umbau will die Gemeinde dazu nutzen, gleichzeitig den lange gewünschten Bahndurchstich zur Nordseite zu realisieren, wo ein Busbahnhof entstehen soll. Dazu werde der bestehende Tunnel vom Bahnhofsvorplatz aus verlängert – auf Kosten der Gemeinde. Wie hoch diese sein werden, ist noch unklar. »Wir rechnen aber mit etwa genauso viel wie für den Umbau«, sagt der Bürgermeister. Allerdings sei es damit nicht getan: »Nach Abschluss des Ausbaus wird die komplette Anlage der Deutschen Bahn übergeben. Dann werden wir sicher für die Erhaltungskosten zur Kasse gebeten«, erläutert Sander. Den Durchstich muss der Gemeinderat noch in seiner morgigen Sitzung beschließen. »Ich bin aber sicher, dass jetzt alle an einem Strang ziehen werden«, sagt van der Weck. Sybille Föll

Artikel vom 19.11.2013
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