Mehrmals Gold geholt

Deutsches Sportabzeichen 2013: Unterschleißheims Bürger sind fit

Deutsches Sportabzeichen 2013: Zweiter Bürgermeister Theodor Pregler (hinterste Reihe, ganz l.) überreichte Urkunde und Anstecknadel. Organisator Henry Halbig (hinterste Reihe, ganz r.) lobte die anwesenden Freizeitsportler.	Foto: ws

Deutsches Sportabzeichen 2013: Zweiter Bürgermeister Theodor Pregler (hinterste Reihe, ganz l.) überreichte Urkunde und Anstecknadel. Organisator Henry Halbig (hinterste Reihe, ganz r.) lobte die anwesenden Freizeitsportler. Foto: ws

Unterschleißheim · Unterschleißheims Bürger sind spitze, denn sie sind fit. Eine Seniorin hat in diesem Jahr zum 25. Mal das Sportabzeichen des Deutschen Olympischen Sportbunds in Gold abgelegt, ein junger Mann zum 27. Mal, ein rüstiger Rentner sogar zum 29. Mal.

In der Stadt Unterschleißheim waren es heuer rund 150 Bürger, darunter auch viele Kinder und Jugendliche. In Deutschland sind es etwa eine Million Menschen pro Jahr. Je nach der erreichten Leistung bekommen sie das Sportabzeichen in Gold, Silber oder Bronze.

Unterschleißheims Zweiter Bürgermeister Theodor Pregler überreichte am Freitagabend in der Sportgaststätte am Hans-Bayer-Stadion Urkunde und Anstecknadel: »Das ist Ihr persönlicher Erfolg. Sie haben das ganze Jahr trainiert.« Der SV Lohhof ist nun bundesweit anerkannter Trainingstreff. Aber natürlich gebe es auch Bürger, die ohne jegliches Training mal eben zu den Prüfungen kämen und auf Anhieb das Leistungsabzeichen in Gold ablegten, berichtete Henry Halbig. Er leitet das zehnköpfige Prüfungsteam in Unterschleißheim. Und er kennt sie alle, die Träger des Fitnessordens. Jahr für Jahr träten sie an, denken jedes Mal, sie würden die geforderte Leistung nicht mehr schaffen und dann gelingt es ihnen doch. Das Soll hängt von Alter und Geschlecht ab.

Ein 30-jähriger Mann muss zum Beispiel den 3000-Meter-Lauf in 14:10 Minuten schaffen, eine Frau im gleichen Alter darf maximal 18:10 Minuten brauchen, eine 60-Jährige 20:30 Minuten, ein Mann im gleichen Alter muss die 3000 Meter in 18:30 Minuten schaffen. Die Alterskategorien sind in Fünferschritten unterteilt: 20 bis 24 Jahre, 25 bis 29 Jahre und so weiter, bis zur Altersklasse 85 bis 89 Jahre. Neu ist die Kategorie ab 90. Die Skala ist also nach oben offen – nach unten nicht. Bisher konnten Kinder frühestens mit acht Jahren das Abzeichen ablegen, jetzt wurde das Einstiegsalter auf sechs Jahre gesenkt. Ein 17-Jähriger hat nun schon zum achten Mal das goldene Sportabzeichen erhalten. Mit zehn hat er angefangen, aus Spaß am Sport.

Auch Brigitte Weinzierl, Präsidentin des mehr als 4000 Mitglieder starken SV Lohhof und CSU-Stadträtin, bekam am Freitag aus der Hand ihres Parteifreundes, Bürgermeister Pregler, das Deutsche Sportabzeichen in Gold überreicht.

Einer der ersten Unterschleißheimer, der es ablegte, war Othmar Kieslich, heute 84 Jahre alt. 1972, pünktlich zu den Olympischen Spielen in München, begann er damit. Mit 43 Jahren. Schwimmen, Hochsprung, Kugelstoßen, Radfahren, das waren seine Disziplinen. »Ich wollte Vorbild sein und habe als Fußballschiedsrichter auch Kondition gebraucht«, erzählt der Mann, der 20 Jahre lang das Sportamt von Unterschleißheim leitete. »Ohne Othmar ging gar nichts«, lobt Henry Halbig. Bis 80 hat Othmar Kieslich das Leistungsabzeichen abgelegt und war lange Zeit auch Prüfer. Er war ein Allround-Sportler: Tennis, Leichtathletik, Fußball. Da sei er fit geworden. »Ich habe nie trainiert für das Sportabzeichen.« 26 Mal hat er es abgelegt. Sein Tipp: Unbedingt sich vor den Prüfungen warm machen. Eine Viertelstunde lang. Einmal hat er das nicht getan, und schon bekam er einen Kapselriss in der Schulter. »Sport ist Mord«, so sein Tischnachbar – im Scherz.

Und am Ende der Veranstaltung verteilte Henry Halbig die Abnahmetermine 2014 in Unterschleißheim-Lohhof für das Deutsche Sportabzeichen.

Los geht es am 31. Mai mit Nordic Walking. Die 7,5 Kilometer lange Strecke führt durch den Berglwald. Das Schwimmen über Distanzen von 25, 200, 400 und 800 Metern findet im Freizeitbad Aquarius statt, die Leichtathletik im Hans-Bayer-Stadion und das Radfahren in Hochmutting. Die 20-Kilometer-Tour ist vorgegeben, schummeln kann man nicht. Dafür sorgen die Streckenposten.

2013 wurde das Deutsche Sportabzeichen 100 Jahre alt. Pünktlich zu diesem Jubiläum hat der Deutsche Olympische Sportbund den Fitnessorden grundlegend überarbeitet und modernisiert. Neue Disziplinen wie Seilspringen wurden aufgenommen und alte wie Liegestützen ausrangiert. Nun gibt es Nordic Walking und Medizinballwurf. Dazu Traditionelles wie Kugelstoßen, Laufen, Geräteturnen und Schwimmen. Insgesamt sind es 19 Einzeldisziplinen. Sie sind vier Kategorien zugeordnet: Kondition, Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit. Aus jeder kann man sich eine Disziplin aussuchen und stellt dann seine Leistungsfähigkeit bei den Prüfungen unter Beweis. »Die persönliche Fitness wird umfassend überprüft«, steht auf den Internetseiten des Deutschen Olympischen Sportbunds. Das Deutsche Sportabzeichen sei – außerhalb des Wettkampfsports – das erfolgreichste und einzige Auszeichnungssystem.

Seit dessen Einführung im Jahr 1913 hätten es insgesamt 33 Millionen Menschen abgelegt, so Thomas Bach, der neue Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, auf den Internetseiten des Deutschen Olympischen Sportbunds.

Zu den Prüfungen kann jeder kommen und das Training absolvieren. Die Mitgliedschaft in einem Verein ist keine Voraussetzung. Und man muss auch nicht in Unterschleißheim wohnen. In diesem Jahr sei eine Frau aus Rostock spontan zu den Abnahmeterminen gekommen, berichtet Henry Halbig. Wally Schmidt

Artikel vom 12.11.2013
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...