21 Städte und Gemeinden arbeiten gemeinsam an einem großen Ziel

Energienutzungsplan für den Landkreis Ebersberg

Landrat Robert Niedergesäß (links) und Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr setzen auf Gemeinsamkeit bei der Energiewende 2030. 	Foto: Sybille Föll

Landrat Robert Niedergesäß (links) und Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr setzen auf Gemeinsamkeit bei der Energiewende 2030. Foto: Sybille Föll

Ebersberg · Alle 21 Städte und Gemeinden des Landkreises Ebersberg haben auf Initiative des Landratsamtes beschlossen, einen gemeinsamen Energienutzungsplan erstellen zu lassen.

Ziel sei, flächendeckend Energieeinspar- und Energieeffizienzpotenziale aufzuzeigen sowie konkrete Energieprojekte auf ihre Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit zu prüfen, erklärte Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr gegenüber dem Kurier Ebersberg. Viele Kommunen hätten zwar eigene Klimaschutzkonzepte, doch der Aspekt der Umsetzung käme hier oft zu kurz. »Ein konkretes Beispiel: Die Marktgemeinde Glonn möchte ihre Kläranlage energetisch optimieren, die Projektbeschreibung ging jedoch bisher nicht in die Tiefe. Im Rahmen des Energienutzungsplanes werden jetzt Alternativen ausgearbeitet und geprüft, welche davon wirtschaftlich sinnvoll ist«, so Gröbmayr.

Dem Beschluss war ein fast einjähriger Entscheidungsprozess vorausgegangen, angefangen bei einem Bürgermeister-Workshop im Oktober 2012 bis hin zur Ausschreibung im April 2013 und schließlich der Entscheidung für ein geeignetes Umweltbüro. Die Frage war anfangs auch, ob nur ein Wärmekataster oder ein Energienutzungsplan erstellt werden soll. »Ein Wärmekataster wäre mit rund 20.000 Euro zwar günstiger gewesen, hätte aber nur den Wärmeverbrauch berücksichtigt. Der Energienutzungsplan umfasst den kompletten Energiebereich, also auch die 25 Biogasanlagen im Landkreis, die ein wichtiger Faktor sind«, erklärte Gröbmayr.

Ein weiterer Vorteil: Die Kommunen müssen nicht mehr jeder für sich an der Energiewende 2030 arbeiten, sondern vorhandene Daten, Ideen und Projekte werden zusammengeführt. Landrat Robert Niedergesäß freut sich über die 100-prozentige Beteiligung: »Es ist ein gutes Zeichen, dass alle Gemeinden bei dem Thema zusammenhalten. Ich erwarte auch, dass so etwas wie eine Gruppendynamik entsteht und wir leichter unser Ziel erreichen, den gesamten Landkreis bis 2030 ohne fossile Energieträger mit Wärme und Strom versorgen zu können«. Dabei setze man zum einen auf Energiegewinnung durch einen »gesunden Mix aus Wind- und Sonnenenergie sowie Biogas«, so Niedergesäß. Die Geothermie wolle man zwar nicht aufgeben, aber sie sei »problembehaftet« und vor allem sehr teuer. »Wir möchten vielmehr die Ressourcen des Ebersberger Forstes nutzen«, ergänzte Gröbmayr. Das anfallende Holz könnte in ortsnahen Hackschnitzelheizwerken zur Wärmeversorgung beitragen.

Viel wichtiger jedoch als die Gewinnung sei das Thema Energieeinsparung. »49 Prozent der gesamten Energie verschlingen Heizungen, nur 19 Prozent wird für Strom verbraucht, die restlichen 32 Prozent gehen auf Kosten des Verkehrs«, erläuterte der Klimaschutzmanager. Würden beispielsweise in Glonn sämtliche Gebäude optimal wärmegedämmt werden, könnten 60 Prozent der Wärmeenergie eingespart werden, ergab eine Untersuchung der Gemeinde. »Das würde allerdings einige Jahrzehnte dauern. Im Moment haben wir in Deutschland eine Sanierungsrate von einem Prozent, wir streben eine Verdopplung an«, so Gröbmayr.

Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Rekommunalisierung der Energieversorgung. Statt sie großen Konzernen zu überlassen, soll ein regionaler Versorgungsbetrieb gegründet werden, der mit kommunalen Partnern wie den Münchner Stadtwerken oder den Stadtwerken Rosenheim zusammenarbeitet. Momentan beziehen laut Niedergesäß rund 90 Prozent der Gemeinden ihre Energie über E.ON. »Derzeit prüfen wir die Konzessionsverträge, viele von ihnen laufen demnächst aus«, so der Landrat. Um dieses Thema werde sich der Dachverband der Energiegenossenschaften kümmern, der am 24. Juli dieses Jahres gegründet wurde und dem 19 von 21 Gemeinden beigetreten sind. Aufsichtsratsvorsitzender ist der Landrat selbst, sein Stellvertreter ist Poings Bürgermeister Albert Hingerl.

Bürgergenossenschaft ab November

Im November soll noch eine Bürgergenossenschaft ins Leben gerufen werden, so dass jeder Einwohner des Landkreises Anteile an regenerativen Energiegewinnungsprojekten kaufen kann, beispielsweise an Windrädern. »Außerdem möchten wir eine Energieagentur gründen, die Bürger, Kommunen und Unternehmen rund um Fragen zu Energie berät sowie Fördermittel für Projekte abruft«, so Niedergesäß weiter. Ohne die Bürger sei die Energiewende nicht zu stemmen, betonte er. Daher sei man bemüht, in ständigem Dialog mit ihnen zu stehen, sei es durch Informationsveranstaltungen, bei der Planung von Konzentrationsflächen für Windkraftanlagen oder Beteiligungsprojekten.

Mit der Erstellung des Energienutzungsplans wurde nun die auf regenerative Energien spezialisierte Firma energie concept bayern (ecb) aus Prien am Chiemsee beauftragt, bis spätestens Anfang 2015 muss er fertig sein. Das sind die Förderbedingungen des Bayerischen Wirtschaftsministeriums, die den insgesamt 131.000 Euro teuren Plan mit 91.850 Euro bezuschusst. 20.000 Euro übernimmt der Landkreis, die restlichen 20.000 Euro teilen sich die Kommunen, anteilig je nach Einwohnerzahl. Mit dem ersten Schritt, einer Analyse der momentanen Situation, hat die ecb bereits begonnen.

Von Sybille Föll

Artikel vom 31.10.2013
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