Eine Oper als Geschenk

Günter Schulzke hat mit den ganz Großen gesungen

Statt eines Autos steht in der Garage des ehemaligen Operetten-Buffos Günter Schulzke die Kulisse zur Oper »Hänsel und Gretel«. Am Freitag, 6. Dezember, wird sie für Ehrenamtliche aufgeführt. 	Foto: Sybille Föll

Statt eines Autos steht in der Garage des ehemaligen Operetten-Buffos Günter Schulzke die Kulisse zur Oper »Hänsel und Gretel«. Am Freitag, 6. Dezember, wird sie für Ehrenamtliche aufgeführt. Foto: Sybille Föll

Ebersberg · Auf der Bühne kann man ihn nur noch selten erleben: den Ebersberger Günter Schulzke, der als Operetten-Buffo, in Oper und Operette eine komische Figur, und Entertainer aufgetreten ist.

Und zwar mit Stars wie Freddy Quinn, Marika Rökk, Rudolf Schock und Johannes Heesters in vielen Theatern sowie in Rundfunk- und Fernseh-Shows. Mittlerweile lässt er den roten Vorhang lieber vor anderen aufgehen – und das für gute Zwecke. Das Neujahrskonzert in der Grafinger Stadthalle beispielsweise, das der 74-Jährige seit einigen Jahren organisiert, findet zu Gunsten der Ebersberger Kinderkrebshilfe statt. In einem Raum neben seiner Garage liegen druckfrisch die Plakate, und stolz zeigt er auf das Foto der Stars, die er für die große Operetten- und Musicalgala gewinnen konnte: Tenor Volker Bengl ist unter anderem dabei, ebenso Lars Redlich, ein neuer Stern am Musical-Himmel, der Berliner Opern-Sänger Stefan Sevenich.

Die Kosten für das Johann-Strauss-Orchester übernimmt Schulzke. Ein Glück offenbar für den Landkreis, dass sich der gebürtige Hamburger vor acht Jahren in Ebersberg niederließ. Zuvor war er viele Jahre Operetten-Buffo in Freiburg, Kaiserslautern, Detmold und an den »Städtischen Bühnen Augsburg«. In der Fuggerstadt hat er 20 Jahre lang bezahlbare Konzerte für Senioren organisiert, 2002 eine Konzertagentur gegründet und die Initiative für sozial schwache Familien »Karte der Not« mit seinen Veranstaltungen unterstützt. Er sei dadurch sehr bekannt gewesen in Augsburg, er ist oft angesprochen worden, und irgendwann wurde ihm das zu viel. »Deswegen habe ich mich hierher zurückgezogen.«

Fotos an den Wänden seines Wohnzimmers erzählen von seiner glanzvollen Zeit: Schulzke im hellen Glitzeranzug an einen Flügel gelehnt, neben ihm Stars der Opern- und Operettenszene. Schulzke mit Freddy Quinn. »Ihm habe ich viel zu verdanken«, sagt er und hängt den Rahmen vorsichtig zurück an die Wand. Dass er einmal mit dieser Legende zusammenarbeiten würde, hatte er sich in jungen Jahren nie träumen lassen – obgleich er schon einen großen Traum hatte: Nämlich Sänger werden. Sein Vater war allerdings dagegen, so dass er eine Ausbildung als Hotelkaufmann begann.

Heimlich Gesangsunterricht

Doch von dem verdienten Geld nahm er heimlich Gesangsunterricht und besuchte die Musikhochschule. Seine erste Chance erhielt er in »Heimweh nach St. Pauli« am Hamburger Operettenhaus mit Freddy Quinn in der Hauptrolle. Der erste Satz, den er auf der Bühne sagen musste, war: »Der Kahn schwankt ganz schön! Das ist meine erste Fahrt.« »Den vergesse ich nie«, sagt Schulzke lachend. 150 Mal spielte er in dem Stück – ohne dass die Eltern etwas davon wussten. Und dann kam der große Moment: Nachdem man sein komödiantisches Talent entdeckt hatte, bekam er in der Operette »Land des Lächelns« die Rolle des Buffos an der Seite von Dagmar Koller. Schulzke besorgte drei Karten und überredete seine Eltern, gemeinsam die Vorstellung zu besuchen. Vor Beginn verschwand er unter Ausreden, schließlich musste er sich ja noch umziehen und schminken. Dann ging der Vorhang auf und Schulzkes Eltern sahen ihren Sohn auf der Bühne. Laut dem Künstler war sein Vater »mächtig stolz«. Schulzke sang in zahlreichen anderen Operetten, bei Hans-Joachim Kulenkampff in der Show »Einer wird gewinnen« und in Heinz Schenks »Zum Blauen Bock«. Er moderierte Veranstaltungen und parodierte Stars wie Roy Black und Peter Alexander. Und »ganz besonders schön« war für ihn, als er 1998 unter 70 Moderatoren für die Verabschiedung von Bundespräsident Roman Herzog ausgewählt wurde.

Heute moderiert er nur noch Veranstaltungen, die er für karitative Zwecke organsiert – wie zum Beispiel am Freitag, 6. Dezember. Rein zufällig ist er im vergangenen Jahr auf einen Kulturverein aus München gestoßen, der die Oper »Hänsel und Gretel« aufgeführt hatte. Zu dieser Zeit fand gerade eine Senioren-Veranstaltung in Augsburg statt und er lud die Mitglieder dazu ein. »Sie waren so begeistert, dass sie mir das Bühnenbild schenkten, an dem das Ensemble ein Jahr lang gearbeitet hatte.«

»Ich schenke euch eine Oper!«

Da stand also nun das Hexenhaus, die Wohnzimmerkulisse und der Ofen, in dem die Kinder schmoren sollten, in seiner Garage und Schulzke überlegte, was er damit anstellen könnte. »Ich bin zur Stadt Grafing gegangen und habe gesagt: Ich schenke euch eine Oper, wen ihr einladet, dürft ihr entscheiden.« Nun wird es ein Dankeschön an alle ehrenamtlich Engagierten in Grafing. Die Aufführung mit Solisten sowie Kinderchor und Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters Augsburg ist am Freitag, 6. Dezember, um 19.30 Uhr in der Stadthalle Grafing. Karten können gegen eine Schutzgebühr von 3 Euro im Rathaus, Zimmer 5, abgeholt werden, der Erlös kommt wiederum einer karitativen Einrichtung zu Gute.

Von Sybille Föll

Artikel vom 24.10.2013
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